Comedy Hundetrainer und Comedian Martin Rütter kommt nach Düsseldorf

Düsseldorf · Er hat den Hund in die Comedy geholt und damit ein neues Unterhaltungsformat geschaffen. Am Donnerstag kommt er mit seiner Bühnen-Show „Freispruch!“ in die Mitsubishi Electric Halle.

Hundetrainer und Comedian Martin Rütter mit seiner Hündin Emma. In seinem Live-Programm tritt er als Anwalt der Vierbeiner auf.

Foto: Alex Stiebritz

Martin Rütter ist der bekannteste Hundetrainer Deutschlands. Er betreibt seit 1995 eine Hundeschule, hat etliche Hunde-Ratgeber veröffentlicht und tritt als „Hundeprofi“ im Fernsehen auf. Zudem hat er die Comedy um eine Sparte erweitert: dem „Doggytainment“. Am Donnerstag kommt Rütter mit seinem aktuellen Live-Programm „Freispruch!“ in die Mitsubishi Electric Halle. Wir sprachen mit ihm über Vierbeiner auf der Anklagebank, überforderte Hundehalter und Hunde, die selbst den studierten Tierpsychologen überraschen.

Herr Rütter, Ihre Show beginnt mit einem Film, in dem Ihre Hündin Emma von einem Kommissar verhört wird. Die Beweislast ist erdrückend: Sie hat Schinkenröllchen vom Frühstücks-Buffet weggenascht, ihr Frauchen durchs Gras geschleift, einen Postboten gejagt und ein Schlafzimmer verunstaltet. Wollten Sie sich mit Ihrer „rebellierenden“ Emma als Hundetrainer auch ein wenig selbst aufs Korn nehmen?

Martin Rütter: Klar ist ein Augenzwinkern dabei. Meine Hündin Emma ist auf hohem Niveau erzogen, aber letztlich ein stinknormaler Hund. Es geht ja auch nicht darum, den perfekten Hund zu haben. Was heißt überhaupt perfekt, wie definiert man das? Das Ziel ist ja nicht, ferngesteuerte Roboter neben sich zu haben, die bei jedem Signal wie totgeschossen umfallen. Natürlich kommt es auch bei mir mal vor, dass der Hund mir ein Schnippchen schlägt. Aber ganz ehrlich, ich würde es gar nicht anders wollen. Denn ich habe eine große Schwäche für diese Art schlitzohrigen Hunde.

In ihrem Programm agieren Sie nun als „Anwalt für die Hunde“, weil sie so oft angeklagt werden: wegen Befehlsverweigerung oder versuchter Körperverletzung. Wie erklären Sie sich, dass Hundehalter die Verantwortung für das „Fehlverhalten“ ihrer Hunde auf das Tier abwälzen?

Rütter: Wir Hundemenschen sind uns ja eigentlich völlig bewusst darüber, an welchem Ende der Leine das Problem liegt. Wichtig ist es, den Leuten einen Spiegel vorzuhalten und ihnen final klarzumachen: So verhält sich der Hund und du glaubst, das ist das Problem. Das Problem liegt aber am anderen Ende der Leine. Denn es ist schon der Wahnsinn, was für Ausreden die Leute teilweise erfinden, um das Verhalten ihrer Hunde zu erklären. Da werden dann beispielsweise skurrile Verharmlosungsstrategien angewendet. Jeder Parkbesucher kennt den Zuruf „Der tut nix“, der zumeist immer direkt nach dem Kontrollverlust durch Frauchen oder Herrchen erklingt. Ich antworte dann immer „Ja, der tut nix von dem, was du ihm sagst“. „Der tut nix“ ist ja der Klassiker und die vielleicht älteste Lüge unter Hundemenschen.

Sie tragen in Ihrem Programm aus einem riesigen Buch etliche Anklageschriften gegen Hunde vor. Nach welchen Kriterien suchen Sie sich Ihre Fälle aus?

Rütter: Mich erreichen Tag für Tag Anfragen von Hundemenschen, die an einer gewissen Stelle im Training einfach nicht mehr weiter wissen. Ich weiß also ziemlich gut, was die Leute beschäftigt, was die häufigsten Probleme und Fehler sind. „Freispruch!“ ist quasi ein Querschnitt aus den am meisten verbreiteten Problemen zwischen Mensch und Hund.

Sie erzählen dann auch von skurrilen Erziehungsmethoden der Hundebesitzer, etwa den Vierbeiner von der Jagd abzuhalten, indem man ihm vegetarisches Essen vorsetzt. Stammen diese Geschichten 1:1 aus Ihren Erlebnissen als Hundetrainer oder mischen Sie auch ein bisschen Fiktion hinein?

Rütter: Die Geschichten, die ich auf der Bühne erzähle, habe ich alle selbst erlebt. Ich baue keine Luftschlösser oder denke mir fiktive Nummern aus. Die Geschichten passieren wirklich. Und teilweise sind die so kurios, dass ich sie einfach mit anderen teilen muss (schmunzelt). Und oftmals sind sie wirklich auch sehr lehrreich.

Nach jedem Fall müssen sich Ihre Zuschauer als Geschworene beteiligen, das heißt, den Hund  freisprechen oder ins Tierheim schicken. Das Publikum entscheidet immer für „Freispruch“. Warum diese rhetorische Frage?

Rütter: Freispruch oder Tierheim – Das ist natürlich mit einem Augenzwinkern gemeint. Ich möchte auch damit ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man fragt: Wie kam es eigentlich dazu? Da müssen die Leute reflektieren und sagen: Ich muss wohl was ändern und die Antwort kann nur „Freispruch!“ lauten.

Sie zeigen aber auch Verständnis für verunsicherte Hundebesitzer. Es gebe so viele Tipps, Tricks und Trainingsmöglichkeiten und jeder Trainer erzähle etwas Anderes. Warum existiert eigentlich kein einheitlicher „Hunde-Knigge“?

Rütter: Weil jeder auf sein System zu schwören scheint. Ich kann nur für mich sprechen. Bei meiner Trainingsmethode DOGS steht die Individualität im Vordergrund. So sagt schon der Name „Dog Orientated Guiding System“ (am Hund orientiertes Führungssystem), dass sich das Training an den jeweiligen Bedürfnissen des Hundes orientiert. Der Schwerpunkt liegt also darin, den Hund und den Mensch einschätzen zu können, um dann ein ganz individuell ausgerichtetes Trainingskonzept zu entwerfen.

Nun informieren Sie auch über die Züchtungsgeschichte der französischen Bulldogge, die Sinnlosigkeit der sogenannten Hundebegleitprüfung oder darüber, dass Hunde weltweit am häufigsten Postboten beißen. Geht es Ihnen auch darum, neben Hundegeschichten von der Geschichte des Hundes zu erzählen?

Rütter: Definitiv. Ich möchte eine schöne Mischung aus Information und Unterhaltung bieten. Die Leute sollen jede Menge Spaß haben und viel lachen, aber auch etwas lernen.

Info: Martin Rütter: „Freispruch!“, um 20 Uhr in der Mitsubishi Electric Halle. Tickets an der Abendkasse.