Menschen für Düsseldorf Michael Intrau will die Düsseldorfer Aidshilfe voranbringen

Düsseldorf · Michael Intrau führt seit 1. Juli die „Diversitas“, zu der unter anderem die Aidshilfe gehört. Der 56-Jährige ist Profi im Pflegebereich.

Michael Intrau ist der neue Geschäftsführer der Diversitas und arbeitet sich derzeit intensiv ein.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Nah am Menschen sein – ob nun Patienten, Klienten oder Mitarbeitende: Das steht im Mittelpunkt im Leben von Michael Intrau. Der 56-Jährige hat kürzlich die Position des Geschäftsführers von „Diversitas“ übernommen – der Dachmarke, unter der die Aidshilfe Düsseldorf, Care24 Soziale Dienste und die schwul-lesbische Jugendarbeit Düsseldorf stehen.

Die Position des Diversitas-Geschäftsführers war vakant geworden, nachdem Özgur Kalkan die Stelle aufgegeben hatte. Der Aachener hatte im Juli 2021 die Geschäftsführung von Peter von der Forst übernommen, der die Aidshilfe zuvor 25 Jahre lang geleitet hatte.

Zurzeit arbeitet sich Michael Intrau mit großem Engagement ein, um die vielen Projekte kennenzulernen ebenso wie die Menschen, die sie organisieren. „Sie leisten sehr viel und gemeinsam mit ihnen möchte ich Diversitas und die Aidshilfe voranbringen und für zukünftige Herausforderungen aufstellen“, sagt Michael Intrau, der für seine neue Aufgabe auf ein Berufsleben mit vielen unterschiedlichen praktischen und theoretischen Schwerpunkten zugreifen kann.

Mit einer Ausbildung zum Krankenpfleger ist Michael Intrau in den 1980er-Jahren ins Arbeitsleben eingestiegen. Damals breitete sich das HI-Virus aus, überall war die Unsicherheit über die neue Krankheit Aids groß. Anders als viele andere Pflegende und Ärzte hatte Intrau aber keine Angst. „Angst hätte mir die Lebensqualität genommen“, sagt er. „Ich hatte eher Respekt vor Aids.“ Nach einigen Jahren in der Pflege sattelte er um und begann eine Weiterbildung, um als Lehrer für junge Menschen in Pflegeberufen zu arbeiten. Auf diese Qualifikation baute er auf, als er Ende der 1990er-Jahre ein Studium der Pflegewissenschaften begann. Nach seinem Abschluss in 2004 begann er in Düsseldorf als Heimleiter bei einem Pflegedienst, der auch Obdachlose und Suchtkranke betreute. „Das hat mein Bild von Pflege sehr verrückt“, sagt er. Suchtkranke und Obdachlose hätten besondere Bedürfnisse, „ich lernte, meine eigenen Vorurteile anzuerkennen und über Bord zu werfen.“ Die Annahme etwa, dass Obdachlose an ihrer Lage selbst Schuld sind, sei falsch. „Sie sind Menschen wie wir alle. Der soziale Abstieg oder eine Drogensucht kann jeden treffen.“

Nach mehreren Jahren fand Intrau eine neue Herausforderung bei einer Pflegekasse. Dieses neue Berufsfeld führte ihn in die Welt der Sozialgesetze und in die Regeln der Finanzierung einer Krankenkasse. Lehrreiche Jahre, viele Fakten – aber Michael Intrau vermisste den Kontakt zu den Menschen. Intrau nahm vor etwa fünf Jahren die Aufgabe an, in Dortmund ein städtisches Seniorenheim zu leiten und erfuhr vor einiger Zeit, dass Diversitas mit der Aidshilfe einen Geschäftsführer suchte. „Die Organisation Diversitas ist sehr breit aufgestellt, die Vielfalt der Aufgaben reizte mich“, sagt er.

Diversitas mit Aidshilfe Düsseldorf, Care24 Soziale Dienste und SLJD dient als erste Anlaufstelle für Menschen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität, sexuellen Orientierung, psychischen und physischen Erkrankung, ethnischen Herkunft oder kulturellen Zugehörigkeit von Diskriminierung und Ausgrenzung bedroht oder betroffen sind. „Wir wollen den Menschen einen Schutz bieten und für die Rechte der Betroffenen eintreten“, sagt Intrau. „Wir kämpfen für Menschenrechte, bis in einer Atmosphäre der Akzeptanz ein selbstbestimmtes Leben in einer diskriminierungsfreien Gesellschaft möglich ist.“ Gemeinsam, so Intrau, könne dieses Ziel erreicht werden. Als neuer Geschäftsführer betont er, dass ihm viele Bereiche von Diversitas aufgrund seiner Berufserfahrung schon bekannt sind – die Betreuung von obdachlosen Menschen etwa ebenso wie die Krankenpflege. Ihm sind als schwuler Mann auch die Bedürfnisse der LGBTQplus-Community bekannt, auch über ein großes Wissen über Sozialgesetze verfügt er. „Die Dachmarke Diversitas entwickelt sich stark weiter. Und obwohl die drei Teilorganisationen mit ihren Kernkompetenzen und individuellen Projekten weiterhin bestehen bleiben, möchte ich sie weiter bündeln“, sagt er und freut sich unter anderem, dass er stets in engem Kontakt zu den Klienten steht. Für sie möchte er zusammen mit Kollegen und ehrenamtlich engagierten Mitarbeitern die kommenden Aufgaben angehen.

Intrau und sein Team blicken jetzt schon auf den 12. Dezember. Für diesen Tag ist die nächste Heartwork-Kunstauktion geplant. Im vergangenen Jahr musste die Benefiz-Veranstaltung wegen der Pandemie von Dezember 2021 auf Mai 2022 verschoben werden.

Eine weitere aktuelle Herausforderung ist das Thema Affenpocken. Der Beratungsbedarf steigt, „wir organisieren nun ein Infoangebot und bauen es weiter aus“, sagt Intrau. Corona bleibt ebenso ein wichtige Bereich. Mit Aussicht auf möglicherweise steigende Zahlen im Herbst sagt Intrau: „Da wird sich zeigen, wie wir den Kontakt halten werden. Wir müssen für optimale Arbeit immer nah am Menschen sein.“ Einen genauen Status der HIV-Infektionszahlen zu geben, sei zurzeit etwas schwierig. „Die Infektionsrate scheint zurzeit zu sinken, aber wegen der Corona-Pandemie gab es in vergangener Zeit weniger Tests. Genaueres wird sich zeigen, wenn nach der Pandemie wieder Normalität eingekehrt ist.“