Mindestlohn: Wer profitiert, wer zahlt?
Taxifahren wird im nächsten Jahr teurer, Bäcker sorgen sich um Aushilfen und selbst Sportvereine fürchten das neue Gesetz.
Düsseldorf. Taxifahren wird vermutlich ab dem kommenden Jahr teurer. Einen entsprechenden Antrag, die Preise erhöhen zu dürfen, hat die Taxigenossenschaft bereits bei der Verwaltung eingereicht. Schon im Januar könnten damit die Droschkentarife in der Landeshauptstadt steigen. Hauptargument für die Erhöhung: die Einführung des Mindestlohns.
Eine Erhöhung um bis zu 25 Prozent, wie von der Deutschen Presseagentur (dpa) gemeldet, weist Dennis Klusmeier, Vorstand der Taxigenossenschaft, allerdings von sich. „Wir wollen ja unsere Kunden nicht verschrecken.“ Vielmehr werde ein Preisanstieg gestaffelt ausfallen: Der Grundpreis bleibt mit 5,50 Euro zwar konstant, dafür tickt die Uhr allerdings nicht erst nach 1,4 Kilometern weiter, sondern schon nach exakt einem. Jeder weitere Kilometer kostet dann fünf Cent mehr, also 1,95 Euro. Und wer mit Kreditkarte zahlt, muss weitere zwei Euro bezahlen.
Bereits im Oktober hatten die Taxieigentümer einstimmig bei einer Genossenschafts-Versammlung dem Antrag zugestimmt, um die hohen Kosten aufzufangen. Jetzt müssen der Ordnungs- und Verkehrsausschuss und abschließend der Rat zustimmen. Laut Klusmeier werden über 2000 Fahrer von dem Mindestlohn profitieren. Allerdings bezeichnet er den Gewinn für die Fahrer nur als „Peanuts“.
Klusmeier: „Ich würde den Fahrern am liebsten zehn Euro zahlen.“ Dem stünden aber immer weiter steigende Kosten unter anderem für Versicherungen, Reparaturen und Kraftstoff entgegen. „Dadurch wird immer mehr abgeknapst.“
Auswirkungen auf die Preise wird es auch in anderen Branchen geben. Möglicherweise bei den Bäckern. Zwar haben sich die tarifgebundenen von ihnen bereits vor über einem Jahr auf einen Lohn über 8,50 Euro (von 7,68 Euro) in der untersten Gruppe geeinigt, doch liegen ungelernte Kräfte deutlich darunter.
Und sie werden offenbar gebraucht. Auch Bäcker Thomas Puppe greift auf sie zurück. „Mitarbeiter, die nicht so leistungsfähig sind, zum Beispiel, weil sie nicht ausgebildet sind, werde ich künftig nicht mehr bezahlen können.“
Dass der Mindestlohn bald auch eine Rolle in Sportvereinen spielen könnte, erklärte kürzlich Peter Schwabe, Präsident des Stadtsportbundes, bei den Etatberatungen im Sportausschuss. „Große Probleme bereiten uns und unseren mehr als 100 Sportvereinen, die eigene Sportanlagen im Interesse des Gemeinwohls mit einem umfangreichen Sportangebot unterhalten, seit Jahren die kontinuierlichen Energiekostensteigerungen und aktuell die Auswirkungen des neuen Mindestlohngesetzes.“
Dabei gehe es aber weniger um einen konkreten Verein, der sich aktuell Sorgen machen würde, als einem Blick in die Zukunft, wie SSB-Geschäftsführer Ulrich Wolter ergänzt: „Es gibt immer weniger Eltern, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und die älteren Generationen in den Vereinen fallen mehr und mehr weg.“ Um die 44 000 Kinder in den Vereinen weiter gut betreuen zu können, müssten künftig womöglich mehr bezahlte Kräfte mit ans Ruder „Da müssen wir Anpassungen vornehmen.“