Düsseldorf Modelagentur-Chef: „Ich wollte nette Mädels kennen lernen“
Torsten Fuhrberg hat vor 35 Jahren die Agentur „Model-Pool“ gegründet. Sie ist die älteste Deutschlands.
Düsseldorf. Der Ursprung einer Vision muss nicht immer ein edler sein. Das weiß Torsten Fuhrberg genau. Als junger Kerl hat er für seine Mutter, die eine Boutique führte, Modenschauen organisiert. „Ich wollte halt nette Mädels kennen lernen“, erinnert er sich. In dieser Hinsicht hat ihm seine Vision nicht viel gebracht — er traf bald seine heutige Frau und ist seit 43 Jahren mit ihr zusammen. Aber draus geworden ist trotzdem etwas: Fuhrberg leitet die inzwischen älteste Modelagentur in Deutschland mit Sitz an der Düsseldorfer Elisabethstraße.
Mit seiner Firma „Model-Pool“ stieß Torsten Fuhrberg vor 35 Jahren in eine Lücke. Damals gab es beim Arbeitsamt einen Künstlerdienst, bei dem sich Mannequins auf der Suche nach Jobs melden mussten. Die Vermittlung war bürokratisch und holprig. Das konnte Fuhrberg besser: Regelmäßig schickte er Bilder seiner ersten Models an Partneragenturen in London, Paris, New York — fungierte als nicht-amtlicher Vermittler zwischen Dame und Werbern.
Was durchaus mal zu lustigen Verwicklungen führte: Irgendwann suchte eine Agentur mal für eine Duschgel-Marke nach neuen Gesichtern und beauftragte eine Londoner Vermittlung — die wiederum bei Torsten Fuhrberg aufschlug, weil eines von seinen Mädchen dem Kunden gefiel. Als der Model-Macher dann alles perfekt machen wollte, stellte er fest, dass die Werbeagentur nur drei Häuser weiter saß — damals noch am Rathausufer. Fuhrberg lachte über den Umweg durch London und schickte das Model direkt zum Hallo-Sagen ins Nachbarhaus.
Mit ein paar Klicks im Internet war die Arbeit seinerzeit nun einmal nicht getan. Fuhrberg wird nie das große Karussell mit Kundenkarten vergessen, das in den ersten „Model-Pool“-Räumen auf einem Tisch stand. Auf hunderten Papierchen war da etwa festgehalten, wenn Modefirma XY das Model Karla für den nächsten Mittwoch gebucht hatte und so fort.
Genauso hingen die Sedcards der Mannequins über Quadratmeter ausgebreitet an der Wand, damit man sie für Kunden schnell zur Hand hatte. „Und 14 Jahre lang hatten wir einen Fahrer, der nichts getan hat, als Bücher mit ausführlichen Infos zu einem Model von Werbeagentur zu Werbeagentur zu kutschieren.“ Heute gibt es weder ihn noch das Karussell noch die Sedcard-Wand. Fuhrberg: „Inzwischen sieht man nicht mehr, ob jemand in einer Modelagentur oder für eine Versicherung arbeitet. Alles ist digital.“
Aber auch die Akquise neuer Gesichter ist heute einfacher als früher. „Models hatten noch nicht das Ansehen wie heute“, erklärt Fuhrberg, der ganz klassisch schöne Frauen auf der Straße ansprach. „Mir blieb nichts anderes übrig. Aber sie wussten oft nicht: Ist das jetzt Anbaggern oder seriös?“
Seine liebste Erinnerung ist aber die an Cagla — ein türkisches Standmodel, das er auf einer Modemesse in Istanbul sah. Er lud sie nach Deutschland ein, doch die Eltern liefen Sturm: Die junge Muslimin dürfe nur mit ihrem Bruder kommen. Dann allerdings winkte ein großes Modehaus, das von Cagla spontan begeistert war, mit einem Shooting auf den Seychellen und 2500 Euro Tagesgage. Das überzeugte Mama und Papa. „Sie hat hier richtig viel Geld verdient und bekam später in der Türkei ihre eigene Fernsehshow“, sagt Fuhrberg. „Sie kannte dort jeder.“
Heute überlässt er diese Suche komplett seinem jungen Booker Sascha Rauscher, der auch schon mehrfach im TV zu sehen war. „Es will doch kein 25-jähriges Model mit mir zu tun haben!“ Torsten Fuhrberg ist inzwischen 62 — und blickt auf einige gute Ideen mehr zurück als „Model-Pool“. Er hat eine Hostessenagentur gegründet, einen großen Rednerservice, der Promis wie Joschka Fischer vermittelt, Messen ins Leben gerufen wie etwa die „Veggie World“. Aber die meisten Firmen hat er gerade verkauft.
Nur von der Modelagentur konnte er sich noch nicht trennen. Er hofft, dass seine Mitarbeiter irgendwann übernehmen. „Dass ,Model-Pool’ mich überlebt — das ist mein Traum“, erklärt er. Finanziell hat er lange ausgesorgt. „Aber ich möchte schon noch ein bisschen dabei sein.“ Loslassen ist manchmal so schwer — auch wenn das Baby schon 35 ist.