Modelleisenbahn am Unterbacher See: Ein Kindheitstraum auf kleinen Schienen
In der Nähe des Unterbacher Sees können sich auf rund 6000 Quadratmetern Fläche große und kleine Modellbahn-Fans austoben.
Düsseldorf. Bevor es losgeht, drückt Jochen Korth noch einmal kurz, aber laut vernehmbar auf die Hupe. „Wir fahren los“, ruft er aus der Fahrerkabine. Wenige Augenblicke später setzt sich der ein PS starke Modellzug in Bewegung und bahnt sich laut klappernd seinen Weg über das rund 1,2 Kilometer lange Schienennetz.
Für den ersten Vorsitzenden des Modellbahn-Clubs (MBC) Düsseldorf ist diese Fahrt jedes Mal ein reines Vergnügen — genauso für die vielen Modellbahn-Fans, die regelmäßig zu ihm nach Unterbach kommen. Entweder, um mit ihren eigenen Modellen zu fahren, oder sich von Korths Zügen fahren zu lassen.
Die Idee zu einer Modelleisenbahnstrecke im Großformat kam dem 76-Jährigen vor über 20 Jahren. Zusammen mit seiner Frau war Korth damals auf einer Messe in Sinsheim. „Dort hat das ganze Elend angefangen“, sagt er und muss laut lachen. Inspiriert von den dortigen großflächigen Anlagen begann er zunächst, ein eigenes Schienennetz rund um sein Haus und Garten in Vennhausen zu legen. Irgendwann wurde ihm das aber zu klein, er wollte mehr.
Auf der Suche nach einem geeigneten Ort wurde er schließlich auf einem ehemaligen Bahngelände der Deutschen Bahn in der Nähe des Unterbacher Sees fündig. Zusammen mit dem MBC pachtete er das rund 6000 Quadratmeter große Areal und begann mit den Vereinsmitgliedern, das zuvor verwilderte Gelände Stück für Stück in Eigenregie umzubauen.
Zehn Jahre ist das mittlerweile her. Seitdem hat sich im Düsseldorfer Süden einiges getan. Neben zwei Bahnhöfen (Berghütte und Kleinforst) führt das Streckennetz die Modellzüge auch durch einen 36 Meter langen Tunnel sowie über insgesamt sieben Brücken. Das Highlight dabei ist sicherlich eine Holzbrücke, die der Luzerner Kapellbrücke nachempfunden ist.
Wie viele Arbeitsstunden Jochen Korth in den vergangenen Jahren in sein Hobby gesteckt hat, weiß er nicht genau: „Aber ich kann sagen, dass ich von den 365 Tagen im Jahr Minimum 240 hier und täglich fünf Stunden am Werkeln bin.“ Ab und zu helfen ihm auch Vereinsmitglieder. Genug zu tun ist immer. „Es ist ein dauerhaftes Projekt“, erklärt er und ergänzt: „Man hat immer neue Ideen.“
Davon profitieren jedoch nicht nur Vereinsmitglieder. Jedes zweite und vierte Wochenende im Monat veranstaltet der MBC sogenannte Fahrtage. „An diesen Tagen können Gastfahrer kostenlos mit ihren Lokomotiven auf dem Gelände fahren, und wenn es das Wetter zulässt, grillen wir auch zusammen“, erläutert Korth. Auch Publikumsfahrten mit den insgesamt drei Personenzügen — darunter eine echte Dampflok — werden angeboten.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Kindergeburtstage zu buchen. Gegen eine Pauschale von 80 Euro kann in einer der beiden Hütten auf dem Areal für dreieinhalb Stunden gefeiert und gegrillt werden. Im Preis inbegriffen sind außerdem 40 Fahrtickets. Das Angebot werde gut angenommen, sagt Korth. Und nicht selten kommt es vor, dass er am Ende eines jeden Geburtstags auch ein paar erwachsene Fahrgäste begrüßen darf. Dann drückt er wieder auf die Hupe und ruft: „Wir fahren los.“