Musikalische Wein-Lese in der Schlosskirche
Orgelklänge und Wein vereinen sich beim Ido-Festival zu besonderer Cuvée.
„Der WeinLeser“ nennt sich Schauspieler Stefan Filipiak. Denn beim Internationalen Düsseldorfer Orgelfestival (Ido) liest er literarische Texte zwischen Lyrik und Prosa rund um das Thema Wein. Bei dem Konzert unter der Rubrik „Crossover“ gibt es eine kleine Weinbar für die Besucher, und der künstlerische Projektpartner Hans-André Stamm sitzt oben an der Orgel der Schlosskirche Eller und greift in die Manuale.
Zu Gehör kommen unter anderem „Fränkische Weintänze für Orgel“ des Komponisten Hans-Uwe Hielscher (geb. 1945) und eigene Stücke des Organisten. Was wie ein zufälliges Nebeneinander aus Musik und Rezitation beginnt, greift mit der Zeit stärker ineinander, vor allem im Konzertteil nach der Pause. In Emanuel Geibels blutrünstige Geschichte „Die Goldgräber“ mischt sich der Organist musikalisch ein mit seiner Komposition „De Profundis“ - „Aus der Tiefe“.
Wenn bei Geibel das Gold glitzert, erklingen helle, glänzende Orgel-Tönchen. Mit der Zeit entwickelt sich ein kleines Melodram. Elendig endet die Geschichte bei Geibel. Die drei Schatzsucher, die das Gold gefunden haben, werden bald von ihrer Gier gesteuert. Zwei von ihnen planen den Dritten, der zur Feier des Tages Wein holen soll, umzubringen. Gesagt, getan. Doch dieser bekennt sich schließlich sterbend als moralisch nicht besser, habe er doch seinen Mördern soeben tödliches Gift in ihren bereits ausgetrunkenen Wein gemischt. Das ist sozusagen die Moral von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ im musikdramatischen Taschenformat.
Mal geht es nur ganz am Rande um den Wein, mal steht der Rebensaft ganz im Zentrum der Geschichte. Beispielsweise hat Rezitator Filipiak auch aus eigener Feder einen Text zu bieten: „Rehrücken“ heißt die Kurzprosa. Der dort beschriebene Gast will sich im Restaurant mit dem ihm empfohlenen Wein zum Rehrücken einfach nicht zufrieden geben und schickt den Kellner immer wieder zurück in den Keller.
Das Publikum in der Schlosskirche zeigt sich amüsiert, was nicht zuletzt auf das Konto der pointierten Sprechweise des Rezitators geht. Für ein Crossover von Musik und schauspielerischer Rezitation fiel der Abend etwas unkoordiniert aus. Zwar widersprachen Musik und Text einander nicht, doch eine konsequentere Verzahnung hätte noch mehr Vergnügen bereitet.
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