My Taxi und Co. — Apps sollen die Branche revolutionieren
Mit einem Programm für Smartphones bestellen Kunden einen Fahrer ohne den Weg über die Zentrale.
Düsseldorf. Wie ist die Nummer vom Taxiruf? Und wie heißt eigentlich die Straße hier? Das haben sich die Cousins Sven Külper und Niclaus Mewes während eines Besuchs in einer fremden Stadt gefragt. Und eine Lösung entwickelt, die heute den Düsseldorfern sowie Menschen in 24 weiteren Städten die Bestellung eines Taxis vereinfachen soll. Einen Fahrer bestellen, während im Kino der Abspann läuft, laute Musik in der Disco dröhnt oder mitten im Meeting: Mit der App My Taxi geht das innerhalb von Sekunden und ganz ohne Worte.
Voraussetzung ist ein Smartphone, auf das die Applikation geladen wird. Darüber wird der Fahrgast geortet: Auf dem Stadtplan wird nicht nur der eigene Standort angezeigt, sondern auch die Taxis in der Nähe bewegen sich über den Bildschirm. Mit wenigen Klicks geht die Bestellung an den nächsten freien Fahrer raus — reagiert er nicht innerhalb von fünf Sekunden, wird der nächste Fahrer angefragt. Wie teuer die Fahrt wird und wie der Fahrer bisher bewertet wird, kann zuvor schon überprüft werden. Sobald der Taxifahrer angenommen hat, wird die Wartezeit angezeigt, ebenso die Strecke, die das Auto zurücklegt.
„Wir sind im Juli 2011 in Düsseldorf gestartet und haben hier mittlerweile rund 250 registrierte Fahrer“, sagt My-Taxi-Sprecherin Friederike Mewes. „My Taxi wird in den großen Städten gut angenommen, Düsseldorf läuft sehr gut. Für die Kunden ist die transparente, schnelle Abwicklung ein Vorteil, die Taxifahrer freuen sich über das System, durch das sie unabhängiger sind“, erklärt Mewes.
Helga Giesen ist seit einem halben Jahr bei My Taxi registriert — von weitem ist das Logo an ihrem Wagen zu sehen. „Das ist eine super Idee. Ich habe davon in der Taxi-Zeitung gelesen und mich gemeldet. Ich fahre seit 30 Jahren Taxi, aber in der kurzen Zeit hat sich meine Kundenzahl deutlich erhöht“, sagt die Düsseldorferin. Für jede Vermittlung zahlt sie 75 Cent Gebühr an My Taxi.
4000 Fahrer sind bei der Düsseldorfer Taxi-Genossenschaft registriert. Für die Vermittlung von Fahrgästen zahlen sie rund 200 Euro im Monat. „Darüber hinaus übernehmen wir buchhalterische Dienste, rechnen Krankenfahrten ab und gehen auf Sonderwünsche ein. Wir kümmern uns um unsere Leute“, sagt Vorstandsvorsitzender Dennis Klusmeier. Apps wie My Taxi sind Konkurrenz. Klusmeier hält sie für „Blödsinn“. „Die wollen sich an uns laben“, ärgert er sich. „Mich enttäuscht, dass die Kollegen nicht mitbekommen, dass ihre eigenen Kunden an sie verkauft werden.“ Für die Fahrgäste sei der Dienst praktisch, räumt er ein. Aber auch die Taxizentrale biete eine Onlinebuchung an.
Die Funkzentrale Rheintaxi mit 500 Fahrern und 135 Fahrzeugen hat eine eigene App, die ähnlich funktioniert wie die von My Taxi. „Sie ist seit Mitte Januar erhältlich und läuft sehr gut. Wir verzeichnen Steigerungen von Tag zu Tag“, sagt Geschäftsführer Hans Becker zufrieden. So seien in der zweiten Januarhälfte 160 Bestellungen über die App eingegangen, in den ersten zehn Februartagen 200. My Taxi sieht er kritisch: „Es ist einerseits Konkurrenz, weil es ein Bestellweg ist. Andererseits ist es eine anonyme Hotline ohne Marktkonzept.“ Das sei für beide Seiten problematisch: „Wohin soll sich der Kunde mit Beschwerden oder Fundsachen wenden?“, fragt er. Für den Fahrer sei es die teuerste Vermittlung. „Das rechnet sich nicht.“
Mohammed Agessi ist jedoch zufrieden. Er fährt seit 15 Jahren Taxi: „Die Zentrale ist die erste Kontaktstelle für die Kunden — und die sind nicht immer zufrieden. Freundlichkeit und Gastfreundschaft sind wichtig für Dienstleister.“ Er hat sich bei der Zentrale abgemeldet, ist seit fünf Monaten bei My Taxi registriert. „Die App funktioniert gut“, sagt Agessi und zeigt sein Smartphone: Foto, Kennzeichen, Handynummer und Bewertungen sind zu sehen. „In fünf Monaten habe ich fast 70 Stammkunden hinzugewonnen. Auf so ein System haben wir nur gewartet.“