Nach dem Ausstieg aus dem Job: Rentner starten nochmal durch

Gerhard Spans war Fotograf — dann hatte er einen Hirnschlag und fiel in ein tiefes Loch. Jetzt ist er Ehrenamtler und zufrieden.

Düsseldorf. Gerhard Spans hat in seinem Leben immer Gas gegeben. Als Fotograf war er in Fünf-Sterne-Restaurants unterwegs, hielt Genüsse und Genießer im Bilde fest und liebte selbst das schöne Leben. Doch mit 64 Jahren traf den Düsseldorfer plötzlich ein Hirnschlag. „Ich bin durch meine Krankheit in ein tiefes Loch gestürzt. Erst acht Jahre später bin ich wieder zur Kamera gekommen“, sagt der 75-Jährige heute.

Gemeinsam mit Karin Köhn-Rommel ist er ehrenamtlich im Zentrum plus der Awo Unterbilk aktiv. Die 67-Jährige musste nicht auf einen Wink des Schicksals warten. „Ich habe durch meine 50-jährige berufliche Tätigkeit immer sehr strukturiert gehandelt. Als ich davon hörte, dass sich im Ruhestand ein Loch auftun kann, war mir klar, dass ich da nicht reinfallen möchte.“ Ihr Plan deshalb: „Ich wollte Sport machen und mich engagieren für Kinder.“

Beide Senioren sehen sich heute als „Profi-Rentner“. „Sie haben den Übergang von ihrer beruflichen Tätigkeit in den Ruhestand geschafft“, erläutert Susanna Schön, Ehrenamtskoordinatorin bei der Awo Düsseldorf.

Das Rentnerdasein werde dabei nicht dem Schicksal überlassen, sondern in die eigenen Hände genommen. „Doch viele ältere Menschen stehen häufig vor der Frage: Wie soll meine dritte Lebensphase überhaupt aussehen?“ Neben perspektivischen Problemen gehe es aber oft auch um Zwischenmenschliches: Das Leben mit dem Partner werde auf einen neuen Prüfstand gestellt.

Susanna Schön: „Dieser Übergang ist nicht so einfach.“ Das zeigen auch die Zahlen: 480 Menschen lassen sich jedes Jahr bei der Awo an der Liststraße in Düsseltal beraten, wie sie sich ehrenamtlich engagieren können. Jeder Zweite davon ist im fortgeschrittenen Alter. Weitere 400 Beratungen gibt es dazu in den acht Düsseldorfer Zentren. Koordinatorin Melanie Reichartz: „Etwa 20 Prozent davon haben Anfragen zu Lebensperspektiven.“

Um Interessenten aufzuklären, bietet die Awo deshalb einen Aktionstag an (siehe Kasten). Kommunikationstrainer Heinz Joachim Bless will dabei die Betroffenen neu motivieren. Und die Profi-Rentner geben einen Einblick in ihren Erfahrungsschatz — den sie wieder nutzen.

Gerhard Spans beispielsweise fotografiert wieder — Unterbilk und seine Menschen. Und er engagiert sich in der Initiative Ehrenamt. Genau wie Karin Köhn-Rommel, die berichten kann, wie das Wohlbefinden mit Tai Chi gesteigert wird. Oder dadurch, dass Ehrenamtler sich für andere Menschen engagieren.