Düsseldorf Neue Struktur fürs Marketing
OB Geisel will ein Dach und eine Dachmarke für die Vermarktung der Stadt. Doch wo ist die Substanz?
Düsseldorf. Düsseldorf hat großes Potenzial, verkauft sich aber unter Wert. Dem Stadt-Marketing fehlen klares Ziel und klare Struktur, deshalb sollte es neu, nämlich — wie in Hamburg — in Form verschiedener Säulen unter einem Dach mit einer Dachmarke organisiert werden. Das ist der Kern des Gutachtens der Boston Consulting Group. Und im Prinzip war und ist das die Sicht von Oberbürgermeister Thomas Geisel, weshalb er die gut 160 000 Euro teure Untersuchung wohl auch in Auftrag gegeben hat.
Mit der Konsequenz, dass die seit Jahren durch die Stadt wabernde Dachmarke nun endlich entwickelt werden soll. Und bis Jahresende will Geisel auch einen neuen Chef für die künftige Obergesellschaft gefunden haben. Die amtierende Geschäftsführerin der Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH (DMT) Eva-Maria Illigen-Günther, vom Rathaus seit Monaten halb-öffentlich demontiert, muss dann gehen. Dabei gibt es Insider, die meinen, es sei genau umgekehrt: Dass nämlich Düsseldorf zuletzt unglaublich viel aus einem vergleichsweise übersichtlichen touristischen Potenzial herausgeholt hat. Tatsächlich haben sich die Übernachtungszahlen in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Was freilich vor allem an der buchstäblich ungeheuerlichen Zunahme des Altstadt-Sauf-Tourismus in Form von Fußball-Club-Touren und Junggesellen-Abschieden liegt.
Geisel und die Boston-Berater aber sehen „zu wenig Dynamik“ im Düsseldorfer Wachstum. Leipzig und Stuttgart kämen immer näher, Frankfurt oder Hamburg seien schon davongezogen. Das Ziel: Bis 2020 soll Düsseldorf in die Top-5 bei den Übernachtungszahlen kommen. Leider weiß niemand so genau, wo es jetzt rangiert, weil einfach zu viele verschiedene Ranglisten kursieren. Klar ist nur, dass Berlin unendlich weit vorne liegt, dann folgen München, Hamburg, Frankfurt a. M. und Köln.
Wie auch immer, Tourismus ist nicht alles, das Gutachten stellt sogar fest, die DMT habe sich bisher zu viel auf den Tourismus und zu wenig aufs Marketing konzentriert. Aber auf welche Karte die Stadtwerbung nun setzen soll, was der zentrale Imagefaktor von Düsseldorf denn sein soll, dazu sagt auch dieses Gutachten nichts.
Es bietet sozusagen nur die Theorie, ein neues Organigram. In Zukunft, ab 2017, soll die neue Obergesellschaft zunächst aus der Tourismus GmbH (dann DT statt DMT) bestehen, danach sollen weitere Töchter für Veranstaltungen und Kongresse (das macht jetzt noch die Stadttochter DCSE), Stadtmarketing und Standortmarketing (heute: Wirtschaftsförderungsamt) unter das Dach nach dem Vorbild der Hamburg Marketing GmbH schlüpfen. Eine Holding, vier Gesellschaften. Das mag übersichtlicher sein als der bisherige Flickenteppich unter einem Dutzend verschiedener Logos. Dennoch gilt auch hier, was Geisel zur Vermarktung der Stadt sagt: Da ist noch Luft nach oben. . .