Neue Tarife: Taxifahrer stehen beim Eichamt im Stau

Stunden müssen die Fahrer auf die Abnahme der umgestellten Uhren warten. Viele fahren noch nach den alten Preisen.

Düsseldorf. In Düsseldorf fahren Taxi-Kunden zurzeit nach einem besonderen „Splitting-Tarif“: Wer einen der cremefarbenen Wagen erwischt, dessen Taxameter bereits auf die neuen Gebühren umgestellt ist, muss tiefer in die Tasche greifen als möglicherweise in der nächsten Droschken auf der Straße, weil in dieser das Gerät noch nach altem Standard fährt.

Der Preis-Unterschied wird schon bei einer Taxifahrt von fünf Kilometern deutlich: Wer Glück hat, zahlt etwa 10,60 Euro, wer bereits über die neuen Taxitarife abgerechnet wird, zahlt cirka 12 Euro. Das sind immerhin über 13 Prozent mehr und wirkt sich bei weiten Fahrten natürlich deutlich schmerzhafter aus.

„Das ist völlig legal“, erklärt Dennis Klusmeier, Vorstand der Taxi-Genossenschaft, und gibt den Schwarzen Peter weiter. „Schauen Sie sich mal die langen Schlangen der Fahrzeuge unserer Fahrer beim Eichamt an der Werftstraße an.“

Tatsächlich stehen dort dutzende Taxifahrer, um auf die Kontrolle und Abnahme der umgestellten Uhren zu warten. Die meisten sitzen in ihren Wagen und lesen Zeitung. Für Aufträge sind sie jetzt nicht erreichbar. Besonders sauer ist Süleyman Baysal.

Der Unternehmer wartet schon eine gefühlte Ewigkeit darauf, dass er mit seinem Wagen in die Halle rollen darf. „Wir müssen hier zum Teil vier Stunden warten. Und es ist jedes Jahr dasselbe Theater.“ Tatsächlich müssen Taxifahrer jährlich zur Kontrolle beim Eichamt. Dort wird die Uhr nach der Untersuchung verplombt, damit sie nicht anschließend neu justiert werden kann.

An der aufgeklebten Eichplakette können Kunden erkennen, nach welchem Tarif sie fahren: Wer die Jahreszahl 2012 vor sich sieht, muss tiefer in die Tasche greifen.

Die Kluft des doppelten Taxitarifs in Düsseldorf besteht möglicherweise noch einen Monat. So lange gilt die Umstellungsfrist. Das entsprechende Schreiben des Eichamts ist laut Dennis Klusmeier erst am Freitag eingetroffen.

Zwei Tage vor der offiziellen Einführung der neuen Tarife hätten somit nur 50 Fahrzeuge abgenommen werden können — von insgesamt 1300 in Düsseldorf. Etwa 400 seien bis gestern umgestellt gewesen.

„Mehr Kapazitäten können wir hier nicht abwickeln“, erklärt Hubert Hinrichs, Leiter des Düsseldorfer Eichamts. „Wir haben nur eine Rolle, auf der drei Mitarbeiter die Fahrzeuge untersuchen können.“

Klusmeier: „Bei einer Umstellung in dieser Größenordnung muss die Behörde flexibler handeln.“ Die Kritik weist Hinrichs von sich. „Meine Kollegen fangen zurzeit zwischen 7.30 und 7.45 Uhr an, obwohl der Rollenprüfstand ohne Termin erst um 8 Uhr geöffnet wird.“

Außerdem könnten die Taxifahrer ihren Kollegen per Funk mitteilen, wie lang die Schlange sei — und sie könnten später wiederkommen.