Neuer Düsseldorfer Charme:„Wollen gute Nachbarn sein“
Partnerschaft auf Augenhöhe statt abfälliger Sprüche: Neu-OB Thomas Geisel will ein besseres Verhältnis zu den Nachbarstädten. Wie es darum bestellt ist, ist Thema einer neuen Reihe in der WZ.
Düsseldorf. Vielleicht war es der Satz, der das Zünglein an der Waage war: „Im Ruhrgebiet möchte man nicht tot überm Zaun hängen.“ Gesprochen hat ihn der abgewählte Oberbürgermeister Dirk Elbers bei einem CDU-Parteitag knapp vier Wochen vor dem Wahltag. Das Echo war verheerend. Im ganzen Land rümpfte man die Nase über die typisch arroganten Düsseldorfer. Elbers’ Image war nachhaltig beschädigt.
Sein designierter Nachfolger Thomas Geisel schlägt da ganz andere Töne an. Schon jetzt — noch vor seinem Amtsantritt — kümmert er sich um die nachbarschaftlichen Verhältnisse. Erst am Montag war er beim Kölner Amtskollegen Jürgen Roters, um gemeinsame Themen auszuloten. Kurz danach war der Neusser Bürgermeister Herbert Napp bei Geisel.
Themen gibt es genug. Mit Neuss etwa die Partnerschaft bei den Häfen. Bei Köln geht es etwa um die Themenbereiche Verkehr (gemeinsame Beschaffung von Stadtbahnen; Ziele bei der Verkehrsinfrastruktur — Stichwort RRX) und Wirtschaft (z.B. gemeinsamer Auftritt bei der ITB). Auch bei den Messen hält Geisel Kooperationen für denkbar: „Wir sollten uns alles anschauen. Die Messen sind zwar Konkurrenten, und ein strukturelles Zusammengehen abwegig. Aber man könnte durchaus kooperieren, etwa bei den Messevertretungen im Ausland.“ Den internationalen Auftritt der Stadt hat Geisel übrigens auch schon im Blick: Seine erste Auslandsreise als OB wird ihn wohl im November nach China führen.
Gleichzeitig will Geisel das arrogante Image der Stadt in NRW ändern. Dazu gehört, dass sich Düsseldorf nicht mehr an die Spitze der Kommunen stellt, die gegen den Kommunal-Soli klagt. Dazu gehört auch eine andere Tonlage. Die klingt ungefähr so: „Der Sturm Ela hat gezeigt, dass wir schnell in eine Situation kommen können, in der wir die Hilfe der Nachbarn brauchen. Das muss man demütig zur Kenntnis nehmen.“ Und: „Wir wollen gute Nachbarn sein — das wird sich auszahlen.“
Eine erste Nagelprobe steht beim Flughafen an. Der will seine Kapazitäten erweitern — in diesem Verfahren müssen auch die Nachbargemeinden angehört werden. Ob der Flughafen mit seinen bisherigen Vorschlägen durchkommt, ist indes ungewiss. Aus dem politischen Raum ist zu hören, einzelne Wünsche des Airports würden womöglich dem Angerlandvergleich widersprechen. Der regelt das Verhältnis vom Flughafen und den Nachbargemeinden. Wie es weitergeht, dürfte auch von den Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP abhängen.
Doch wie ist es um das Verhältnis von Düsseldorf zu seinen Nachbarstädten wirklich bestellt? Hat Elbers mit seinem Spruch nicht auch ausgedrückt, was viele Düsseldorfer denken? Geisel: „Es gibt so eine ,Mia-san-mia-Attitüde’. Die ist nicht sehr vernünftig und wird von den Nachbarn als Arroganz interpretiert — nicht ganz zu Unrecht. Aber ich glaube, das wird nur von wenigen Düsseldorfern geteilt.“
Welche Vorurteile gibt es wirklich unter den Nachbarn — und wie nah ist man sich vielleicht doch? Diese Fragen beleuchten wir in der neuen Serie „Düsseldorf und seine Nachbarstädte“. Beim Auftakt geht es um den nördlichen Nachbarn Duisburg.