„Nicht jeder kann eine Kita vor der Haustüre haben“

Die Politik diskutiert den Bau zusätzlicher Plätze. Trägerwechsel in einer Benrather Kita sorgt für Ärger.

Düsseldorf. Obwohl die Stadt seit Jahren massiv in den Ausbau von Kindertagesstätten investiert, hält sie mit der wachsenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen kaum Schritt. Nach dem WZ-Interview mit Jugendamtsleiter Johannes Horn diskutiert nun auch die Politik den Bau zusätzlicher Kitas.

"Gerade die Zahl der Plätze für unter Dreijährige muss unbedingt erhöht werden", fordert Walburga Benninghaus (SPD), die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, "das ist für viele beruftstätige Frauen ein Muss."

Benninghaus lobt das Jugendamt, kritisiert aber die Planungs- und Bauabteilung der Stadt: "Die scheinen von den vielen Aufträgen überfordert zu sein. Planungsdezernent Bonin sollte sich nicht nur um Großprojekte wie den Kö-Bogen kümmern, denn genügend Kitas sind extrem wichtig für die Attraktivität Düsseldorfs."

Stephan Friedel (CDU) verteidigt die Bauverwaltung: "Da hat es mal geklemmt, aber jetzt machen die wirklich eine gute Arbeit", meint er. Auch er hält einen Ausbau der Kita-Plätze für alternativlos: "Vielleicht reicht mancherorts aber auch ’mal eine temporäre Lösung in Containern."

Manche Eltern müssten ihre zu hohen Ansprüche zurückschrauben: "Nicht jeder kann eine Kita vor der Haustür haben." Im Linksrheinischen, wo es besonders klemme, werde man mit den Kirchen sprechen: "Vielleicht stellen die geeignete Flächen zur Verfügung."

Kooperation ist auch für FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann das A und O: "Ja, die Stadt wird noch einmal draufsatteln. Aber es muss auch endlich allen klar werden, dass mehr Kita-Plätze eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind."

Deshalb appelliert sie an die Unternehmen in Düsseldorf, sich mehr zu engagieren: "Wir haben ja schon einige Betriebs-Kitas, davon profitieren doch auch die Firmen, weil sie so ihre guten Mitarbeiter halten." Auch IHK oder Einzelhandelsverband sollten sich Gedanken machen: "In den Geschäften in der City arbeiten schließlich fast nur Frauen."

So beschloss der Jugendhilfeausschuss am Dienstag einstimmig den weiteren Ausbau der Tagesbetreuung im Stadtteil Bilk: 51 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren und 17 weitere für Kinder ab drei Jahren. Kosten: eine halbe Million Euro.

Wenig Einigkeit herrschte beim Thema Trägerwechsel der Kindergärten Lindenstraße 128 und Melanchthonstraße 2. Die beiden eingruppigen, bislang städtischen Kitas sollen vom katholischen Träger Flingern mobil GmbH ab Sommer übernommen und zusammengelegt werden.

So beklagte der Vertreter der Grünen, Jens Petring: "Hier wird ohne ausreichenden Vorlauf der Trägerwechsel übers Knie gebrochen." Beklagt wurde von allen Parteien, dass sich der neue Träger nicht selbst auf der Elternversammlung vorgestellt habe. "Nur so konnten Missverständnisse und Unstimmigkeiten entstehen", beklagte Agnes Strack-Zimmermann.

Allerdings solle man dem Träger nicht die Fähigkeit absprechen, unterschiedliche Nationalitäten und Religionen integrieren zu können. Zudem werde kein Kreuz aufgehangen, wenn es nicht gewünscht sei. Die Mitarbeiter beider Kitas werden übernommen. Eltern, die mit dem Trägerwechsel nicht einverstanden sind, können auf Wunsch wechseln, wurde beschlossen.

Am Donnerstag kommt WZ mobil nach Benrath zur Kita an der Melanchthonstraße 2. Von 12 bis 13 Uhr können Sie dann über den Trägerwechsel, aber auch allgemein über Ausbau und Mangel an Kita-Plätzen diskutieren.