Trockenheit Niedrigwasser im Rhein: Düsseldorfer Hausboot liegt jetzt schief
Düsseldorf · Pegelwerte von unter 50 Zentimetern machen vielen Nutzern des Rheins zu schaffen — auch den Bewohnern des Bootshauses „Bottke“. Das liegt schon auf dem Trockenen.
Das Klima-Karussell vor der Haustür: Nach dem Rheinhochwasser zu Jahresbeginn erleben wir jetzt seit Monaten Niedrigwasser. Pegel-Werte von unter 50 Zentimetern hat es schon Montag gegeben – am Freitag soll die 40-Zentimeter-Minusrekordmarke erreicht werden. Besonders zu spüren bekommen das zum Beispiel die, die auf einem Hausboot auf dem Rhein leben — etwa auf dem „Hausboot Bottke“, wie der Express berichtet.
Sandro Zivelonghi lebt mit Extremen. Oder besser: auf Extremen. Seit zehn Jahren wohnt der 53-jährige Bautechnik-Experte auf dem „Boothaus Bottke“, einem ehemaligen Tankschiff, das vor Volmerswerth liegt.
Zu Jahresbeginn führte der Steg, über den Zivelonghi seine Wohnung erreicht, über Wassermassen. Mit dem Motorboot konnte man ums Schiff fahren. Damals lag der Rheinpegel bei 8,38 Metern. Heute, bei weniger als 50 Zentimetern, bekommen Menschen mit Höhenangst fast schon Schwierigkeiten, wenn sie über den Steg gehen. „Wir haben das Schiff schon so weit wie möglich aufs Wasser gelassen, liegen aber trotzdem auf dem Boden des Rheins auf“, sagt Sandro Zivelonghi.
Zivelonghis schwimmendes Zuhause ist 1893 gebaut worden und wurde 1898 als „Esso“-Tanker „Esso 45“ in Dienst gestellt. Seit 1985 liegt das 60 Meter lange Schiff fest vor Volmerswerth. Da hatte Stefan Bottke (51) das Schiff gerade für 100.000 Mark gekauft.
In der Wohnung steht alles fast nur noch schief
Ein Jahr später eröffnete Bottke auf dem Wohnboot seine Gaststätte. Die wurde zum beliebten Ausflugsziel am Volmerswerther Deich. Die Gaststätte gibt es schon seit 2011 nicht mehr – gewohnt wird auf dem Kahn immer noch. Und zwar derzeit ziemlich schief.
In Sandro Zivelonghis 120-Quadratmeter-Wohnung neigt sich alles dem Rhein entgegen: die Bilderrahmen an den Wänden zum Beispiel, oder auch das Fett in der Pfanne. Und ihre Waschmaschine musste Zivelonghi mit seiner Freundin Stephanie Ufer (52) schon aufbocken, sonst würde sie wegen der Neigung nicht mehr laufen.
Zivelonghi: „Das Worst-Case-Szenario ist, dass sich das Schiff noch weiter in Richtung Fahrrinne neigt. Unsere Fenster, die jetzt noch 30 oder 40 Zentimeter über dem Rhein liegen, wären dann im Wasser. Und das würde dann hier in der Wohnung stehen.“ elbst wenn das Wasser nicht entscheidend stärker steigen würde: Auch der Kies unter dem Schiff könne sich verschieben, wodurch das Schiff sich noch weiter in Richtung Rhein neigen würde.
Ganz so schlimm wie beim Niedrigwasser 2003 ist es übrigens noch nicht. „Damals konnten wir schon fast ganz ums Schiff laufen“, erinnert sich Sandro Zivelonghi. Aber die Lage ist unangenehm: „Nachts werden wir zwei-, dreimal wach. Wenn andere Schiffe an uns vorbeifahren, ziehen sie mächtig Wasser und unser Schiff knackt überall.“ Und gerade jetzt kommen viele Schiffe.