Obdachlosenzeitschrift "Fifty-Fifty" trennt sich von den Armen Brüdern

Geschäftsführer Hubert Ostendorf erhebt schwere Vorwürfe: „Das war Gier.“

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Düsseldorf. Die Obdachlosenhilfe Fifty-Fifty hat ihre Zusammenarbeit mit der Ordensgemeinschaft der Armen Brüder beendet.

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Hintergrund ist ein Streit um eine Fehlinvestition des Ordens. Wie berichtet ist dieser der unseriösen Finanzfirma Infinus auf den Leim gegangen und hat 7,2 Millionen Euro verloren.

Die Art und Weise, wie das geschah, macht Fifty-Fifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf sauer. Denn die Einnahmen der gleichnamigen Obdachlosenzeitung und der Kunstgalerie sind zu einem großen Teil an die „Ordensgemeinschaft der Armen Brüder des heiligen Franziskus Sozialwerke e.V.“ (so der offizielle Name) gegangen, die damit Alten- und Obdachlosenheime gebaut hat.

Die daraus resultierenden Einnahmen sollten als Rücklage angelegt werden. Jetzt ist ein Großteil dieses Geldes wohl verloren. Und der entstandene Imageschaden riesig, sagt Ostendorf: „Schon jetzt ist die Auflage der Straßenzeitung gesunken. Es gibt wütende Anrufe von Spendern. Einige wichtige Künstler wollen keine Werke mehr zur Verfügung stellen.“

Was Ostendorf vor allem sauer macht, ist, dass sich der Vorstand der Sozialwerke keine externe Beratung geholt habe: „Wenn ich sieben Millionen Euro investieren will, muss ich doch jemand fragen, der Ahnung hat — und nicht das Geld einem dahergelaufenen Vertreter geben. Und wenn man schon in riskante Geschäfte investieren will, dann doch nicht 60 Prozent des vorhandenen Vermögens. Das war Gier.“

Ostendorfs Botschaft ist deutlich: „Ich fordere personelle Konsequenzen bei den Sozialwerken. Und es muss endlich professionelle Kontrollinstanzen dort geben.“ So lange das nicht so sei, werde die Zusammenarbeit mit den Sozialwerken beendet.

Deren Geschäftsführer Heinz-Theo Wollschläger weist die Vorwürfe von sich: „Wir haben uns extern beraten lassen.“ Zudem habe es diverse Ratings gegeben, die das Investment haben sinnvoll erscheinen lassen. Ostendorfs Angriff sei persönlich motiviert, Wollschläger spricht von einem „Unverhältnis“. Die Frage nach Konsequenzen stellt er zurück: „Ich will unserer Mitgliederversammlung am 19. Februar nicht vorgreifen.“

Zwischen die Fronten geraten ist derweil Bruder Matthäus Werner, Mitbegründer und Schirmherr von Fifty-Fifty auf der einen Seite — und zugleich Vorsitzender und neben Wollschläger zweiter Vorstand der Ordensgemeinschaft Sozialwerke e.V. auf der anderen Seite. Ihn kränken Ostendorfs Vorwürfe, wenngleich er einräumt: „Wir sind ein Risiko eingegangen, das man nicht hätte machen sollen.“

Und: „Ich kann den Ärger verstehen.“ Dass er nicht länger Schirmherr von Fifty-Fifty sein soll — auch weil er Ostendorf erst spät über die Probleme informierte — mache ihn „traurig“. Gleichwohl will er von Wollschläger nicht abrücken, fühlt sich von Infinus getäuscht. Über den Streit geht auch eine lange Freundschaft in die Brüche: Bruder Matthäus und Ostendorf galten 18 Jahre als Dreamteam für Fifty-Fifty.