Oberbilk Das moderne Düsseldorf entstand in Oberbilk

Düsseldorf · Brauchtumsvereine in Oberbilk widmeten sich dem Wandel – und wollen nun die Kräfte bündeln, um näher an die Bürger zu rücken. Auch mit neuen Veranstaltungen.

 Professor Horst A. Wessel beleuchtete im Pfarrsaal von St. Josef die industrielle Vergangenheit des Stadtteils Oberbilk.

Professor Horst A. Wessel beleuchtete im Pfarrsaal von St. Josef die industrielle Vergangenheit des Stadtteils Oberbilk.

Foto: Judith Michaelis

Wenn der Oberbilker Bürgerverein und die St. Sebastianus-Schützen fordern, dass die lokalen Bürger- und Brauchtumsvereine mehr zusammenarbeiten müssen, gehen sie immerhin mit gutem Beispiel voran. Am Samstagvormittag veranstalteten sie im Pfarrsaal St. Josef gemeinsam ihren Jahresempfang. Die Vorsitzenden der beiden Vereine, Katja Goldberg-Hammon (Bürgerverein), zugleich SPD-Ratsfrau, und Torsten Petersen (St. Sebastianus), führten im bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrsaal durch die Veranstaltung und begrüßten die rund 100 geladenen Gäste aus der Politik und den lokalen Vereinen Oberbilks.

Das Thema des Tages war der stete Wandel des Stadtteils, der durch Industrialisierung und Strukturwandel immer wieder sein Gesicht veränderte. Passend dazu gab es eine Geschichtsvorlesung vom Historiker Horst A. Wessel, der sich vor allem mit der Industrialisierung in Düsseldorf beschäftigt. Er stellte die These auf, dass das moderne Düsseldorf gewissermaßen in Oberbilk entstand. Die stolze, doch immer unbedeutender werdende Kurfürstenstadt öffnete sich nur unter Druck von Außen der Industrialisierung. Rund um das Jahr 1860 wurden hier dementsprechend erst spät die ersten großen Fabriken gebaut – aufgrund der guten Lage und einer guten Eisenbahnanbindung in Oberbilk, was noch kurz zuvor ein Dorf mit wenigen Höfen war.

Wenige Monate vor der Kommunalwahl in Düsseldorf nutzen natürlich auch die vermutlich aussichtsreichsten OB-Kandidaten die Gelegenheit, sich bei den lokalen Vereinen zu präsentieren. Der amtierende Oberbürgermeister Geisel stellte sich für ein Grußwort auf die Bühne und erklärte, warum er die Vereine im Stadtteil für wichtig hält: „In einem so volatilen Stadtteil wie Oberbilk ist es umso wichtiger, dass es Institutionen gibt, welche die Identität des Stadtteiles mittragen, die ihn von anderen Unterscheiden“. Auch der vor kurzem gekürte CDU-Kandidat Stephan Keller saß im Saal.

Der Geschichtsprofessor fasste die Vergangenheit des Viertels gut zusammen, die beiden noch recht jungen Vereinsvorsitzenden beschäftigen sich zur Zeit vor allem mit der Frage, wie die Zukunft des lokalen Zusammenlebens aussehen soll. Sie wollen das  Vereinswesen zukunftssicher machen, um den Mitgliederschwund zu bremsen. „Die Menschen haben heute nicht weniger Bezug zum Stadtteil als früher, man muss sie nur anders erreichen“, ist Petersen sicher. Vor allem junge Familien sollen angesprochen werden. Dafür möchten die Vereine einige neue Veranstaltungen etablieren. Der Schützenverein richtet am 11. April an der Halle Siegburger Straße zum ersten Mal ein Osterfeuer aus, der Bürgerverein präsentiert am 15. April unter anderem in Kooperation mit dem Verein Oberbilker Geschichte(n) eine Ausstellung der Industriegeschichte. Die Wiedereröffnung der Lebensmittelausgabe soll am 27. April erfolgen, der Basar der Kulturen ist am 6. Juni auf dem Lessingplatz.

Kern des neuen Konzeptes ist aber das neue Internetportal, das die beiden stolz vorstellten. Auf „Vierzig227“ soll es zukünftig Informationen zu allen Vereinen und lokalen Veranstaltungen geben. Anstatt dass man sich die Informationen auf verwaist wirkenden Facebookprofilen der einzelnen Vereine zusammensuchen muss, sollen die Internetauftritte aller Vereine gebündelt werden. Das soll dann nicht nur einen lebendigeren Eindruck verschaffen, sondern ermöglicht es Oberbilkern, nur noch einem Portal zu folgen, um alle relevanten Informationen zu erhalten.

So sollen Menschen möglichst einfach auf alle möglichen Veranstaltungen im Viertel aufmerksam werden. Jetzt zum Start der Seite sind auch hier die Informationen noch spärlich gesät, doch der Radsportverein „Frisch Auf“, der Kunstverein „Königinnen und Helden“ und das Oberbilker Netzwerk „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ haben sich schon bei den Initiatoren gemeldet. Ein Zwischenfazit über den Erfolg der Plattform wollen sie dann nach rund einem Jahr ziehen.