Photo Weekend und Photo: Düsseldorf steht im Zeichen der Fotokunst

200 Künstler, hundert Veranstaltungen, darunter Aktionen, Ausstellungen, Partys und Diskussionen gelten ab Freitag in der Landeshauptstadt der Fotografie.

Foto: Louise Dahl-Wolfe

Düsseldorf. Einige der erfolgreichsten Fotografen der Welt wie Andreas Gursky und Thomas Ruff leben in Düsseldorf. Die Becher-Schule hat längst Kunstgeschichte geschrieben. Nun bauen gleich zwei Veranstaltungsreihen auf diesem Erbe auf und feiern Düsseldorf als Metropole des Mediums: die Duesseldorf Photo und das Düsseldorfer Photo Weekend. Auftakt ist am Freitag.

Es gibt Ausstellungen in Galerien, Museen und freien Instituten. Lisa Röing Baer, Tochter der berühmten Malerin Monika Baer, erweist sich in einer Studentenbude als Star von morgen, während der frisch gebackene Meisterschüler Alexander Romey aus der Gursky-Klasse einen neuartigen Illusionsraum schafft und seine Ex-Kommilitonin Louisa Clement mit dem iPhone arbeitet. Aber es gibt auch gestandene Kunst wie die Modefotografie von Louise Dahl-Wolfe (1895-1989) im NRW-Forum.

Die Amerikanerin aus San Francisco, sechs Jahre älter als ihr Kollege Horst H. Horst, gilt als Pionierin der Modefotografie und des Hollywood-Porträts. Die Tochter norwegischer Einwanderer erhielt eine umfassende Ausbildung an der California School of Fine Arts, wo sie Design, Komposition, Kunstgeschichte, Farbenlehre und Anatomie studierte. Unnachahmlich ist die Art, wie sie ein junges Girl wahrhaft mädchenhaft in Dessous vor einem Kamin kauern lässt.

Bei einer Reise durch Tunesien stieß sie auf den Bildhauer Mike Wolfe, den sie 1928 in New York heiratete. Er sollte viele Hintergrundkulissen für ihre Fotos bauen, denn der Raum, das Milieu und die Innenarchitektur spielten neben dem Gesicht immer eine große Rolle in ihren Aufnahmen. Mit dem Setting revolutionierte sie das Studiobild. Ihre Models aalen sich im Sand, liegen in Sonnenstühlen und lassen das Tageslicht über ihre schöne Figur und die erlesene Kleidung fallen.

Von 1936 bis 1958 arbeitete sie für die Modezeitschrift Harper’s Bazaar und eroberte 86 Mal die Titelseite. Die gesamte High Society der Kunst nahm sie in den Fokus. Ihre Porträts zeigen die legendären Stars unter den Schauspielern, Schriftstellern, Sängern und Komponisten. Fast schon meditativ ist die Szene von Lotte Lenya und Kurt Weill, anno, 1935. Er sitzt rauchend hinter ihr, während sie den Blick von ihm wie von der Kamera abwendet. Colette scheint 1951 mit ihrem schneeweißen Lockenkopf im Sonnenlicht aufzugehen. Vivien Leigh zeigt sich im Jahr ihrer triumphalen Rolle in „Vom Winde verweht“, 1938, als zartes Püppchen in Rüschen und Taft. Edward Hopper schiebt seine kolossale Stirn ins Bild. Coco Chanel und Jacques Fath beweisen in ihren Ateliers eine Opulenz, von der das verarmte Deutschland nach dem Krieg noch nicht einmal träumen konnte.

Nachdem sich Louise Dahl-Wolfe 1960 zur Ruhe gesetzt hatte, geriet ihr Werk in Vergessenheit. Erst als sie ihre Memoiren herausbrachte, erinnerte man sich ihrer Taten. 1983 erhielt sie ihre erste Ausstellung in New York. In Deutschland wird sie erst jetzt vorgestellt.

Es gibt weitere interessante Ausstellungen: So präsentiert sich der amerikanische Schauspieler und Filmregisseur Dennis Hopper zwischen 1961 und 1967 als besessener Fotograf, der in Tausenden von Momentaufnahmen die amerikanische Gesellschaft der Zeit in den Fokus rückt. Im Kontrast dazu zeigt Michael Dannenmann seine strengen, sehr puristischen Porträts, während Sonja Hamad in Syrien todesmutige Kurdinnen aufsucht, die gegen den IS kämpfen, weil sie nicht warten wollen, bis die Terroristen sie abschlachten.

Der tschechische Fotograf Josef Sudek erinnert an die Trümmer im Stadtzentrum von Prag nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gibt zugleich Rückblicke auf „fotoform“, die erste Gruppierung von Kamerakünstlern nach dem Krieg.

Aber nicht alles ist Gold, was glänzt. So scheint Herlinde Koelbl nur eine geniale Serie geschaffen zu haben, als sie Angela Merkel jahrelang fotografierte und dabei die Veränderungen vom jungen Mädchen zur resoluten Politikerin demonstrierte. Aber auch die Pizza-Ausstellung, gleichfalls im NRW-Forum, ist angesichts der mäßigen Künstlerprodukte überflüssig.