Baustelle Kasernenstraße: Was alles hinterm Zaun war
Die Kasernenstraße war stark vom U-Bahn-Bau betroffen. Jetzt sind die letzten Zäune weg, und es wird wieder sichtbar, welche Geschäfte dort beheimatet sind.
Düsseldorf. In der Fahrbahn der Kasernenstraße ist eine Delle, eine der letzten Spuren der Baustelle, die dort für Lärm, Staub und harte Zeiten bei den Geschäftsleuten gesorgt hat. Peter Strebe ist einer von ihnen und nennt den dazugehörigen Zeitraum: „Neun Jahre und acht Monate“, sagt der Mitinhaber von „Radio Engelmann“. Solange stand der Zaun vor der Tür seines Geschäfts. Auch nach Eröffnung der Wehrhahn-Linie blieben Baumaterialien und Absperrungen dort noch liegen, erst jetzt ist der Blick wieder frei. Und mit großer Freude entdecken die Passanten zweierlei: Dass man die Kasernenstraße auch entlang laufen kann und welche Geschäfte dort verborgen waren. Während die parallel verlaufene Breite Straße sich zur kleinen Mode-Meile entwickelte, blieb die Zeit an der Kasernenstraße bestenfalls stehen.
Strebe hat in seinem Geschäft für Kleinelektrogeräte ein Bild hängen, das den drastischsten Moment in den neun Jahren und acht Monaten zeigt. Damals hing ein Vorhang vor der Fassade, so dass das Geschäft nicht einmal durch den Zaun zu sehen war. „Unsere Stammkunden haben sich trotzdem zu uns durchgekämpft.“ Damit nennt Strebe den wesentlichen Grund, dafür dass es das 1925 gegründete Geschäft auch jetzt noch gibt: Stammkunden. Zwischenzeitlich lagen die Umsatzrückgänge laut Strebe bei bis zu 70 Prozent, so schlimm blieb es aber nicht. „Wir sind klar gekommen, aber wir hatten auch neun Jahre und acht Monate Flaute.“
Die Inhaber des Skateboard-Geschäfts „Titus“ am Carlsplatz haben die schwierige Lage der Kasernenstraße vor drei Jahren bewusst in Kauf genommen und dort ein Outlet eröffnet. Da die runtergesetzten Artikel weniger Umsätze bringen, passte das gut zur geringeren Miete. Auch dort waren es vor allem Stammkunden, die ins Geschäft kamen, die Erfahrung Laufkundschaft ist noch jung. Viele entdeckten erst jetzt, dass es das Geschäft überhaupt gibt, berichten die Mitarbeiter. Sie hoffen, dass die Kasernen- nun eine echte Einkaufsstraße wird, überlegen, ob sie Radständer aufstellen und im Sommer vielleicht eine zweite Eröffnung mit einem kleinen Skateboard-Wettbewerb feiern.
Andere sind erst an die Kasernenstraße gekommen, als die Zäune eigentlich schon verschwunden sein sollten. Die Modemarke „Cafe Noir“ hat dort im Februar 2017 eröffnet — in der festen Annahme, dass die Baustelle verschwunden ist. „Wir hatten das Gefühl, dass wir jeden Morgen einen neuen Weg ins Geschäfts suchen müssen“, sagt Shop-Leiterin Denise Voigt. Potenzielle Kunden reagierten auf die Werbung der Marke, fanden aber das Geschäft nicht. „Zum Glück haben wir einen langen Atem gehabt, denn jetzt läuft es an und jetzt wird es eine schöne Einkaufsstraße.“
Ingo Scheelen, einer der beiden Inhaber des „Carl’sons“, wohnt auch an der Kasernenstraße und ging davon aus, das ehemalige Modegeschäft genau rechtzeitig zu einem Café umgebaut zu haben, wenn das Sammelsurium aus Zäunen Geschichte ist. Dann aber verzögerte sich das Ganze um ein Jahr und selbst das knallrote Ladenlokal war schlecht zu sehen. Um so heftiger erleben die Söhne der Carlstadt nun den Unterschied. „Die Frequenz hat sich mehr als verdoppelt.“
Allerdings ist der nächste Ärger auch schon sichtbar. Vor „Radio Engelmann“ liegen weiße und schwarze Steine, dorthin wird die Bushaltestelle verlegt, die sich im Moment noch am Heinrich-Heine-Platz befindet. Das nimmt wieder ein Stück der Sicht. An der Haltestelle hat der neue Bürgersteig eine hohe Kante, auf dem Rest der Straße ist er abgesenkt, so dass die Anlieger fürchten, dass Autofahrer dort allzu leicht drauffahren und parken können.
Unabhängig von diesen Punkten gibt es einen Faktor, der allen Anliegern Hoffnung macht, dass nun wieder viele Menschen an ihren Geschäften vorbeikommen. Ein Anlieger hat nämlich in der ganzen Bauzeit die vertrauten Schlangen vor seiner Theke gehabt: das Eis-Café Pia.