Prozess Pilot und Stewardess: Wegen Betruges vor Gericht

Ehepaar hatte für Millionen Autos und Häuser bestellt, obwohl beide pleite waren.

Foto: Andreas Bischof

Düsseldorf. Vor 18 Jahren war es eine Traum-Ehe: Syliva N. (44) , Chef—Stewardess bei einer renommierten Fluggesellschaft, heiratete „ihren“ Piloten Michael (45, Namen geändert). Der machte sich bald mit eigenen Fluggesellschaften selbstständig, das Paar hatte ein schmuckes Eigenheim und fuhr schicke Autos. Inzwischen sind beide bettelarm und haben die eidesstattliche Versicherung abgegeben. Am Dienstag der Tiefpunkt des Abstiegs: Das Ehepaar musste sich wegen Betruges vor Gericht verantworten.

Vor vier Jahren waren die Firmen von Michael N. in finanzielle Schieflage geraten. „Ein Geschäftspartner hatte den Geldhahn zugedreht und ich stand im Regen“, erklärte der 45-Jährige. Zwei seiner drei Firmen, die zeitweise über zehn Maschinen verfügten, mussten Insolvenz anmelden.

Vor seiner Frau hatte er den Ernst der Lage immer verheimlicht. Angeblich hoffte der Pilot auch, dass er eine hohe Entschädigung von 1,5 Millionen Euro bekommen würde, doch daraus wurde nichts: „Ich habe meiner Frau heile Welt vorgespielt, um positive Energien freizusetzen.“

Doch auf das gewohnte Luxus-Leben wollte das Paar nicht verzichten. In neun Fällen sollen teure Autos und Immobilien gekauft worden sein, ohne dass Geld vorhanden war. So bestellte Michael N. einen großen BMW und einen Mini Cooper im Gesamtwert von 116 000 Euro. Der Mini wurde auch ausgeliefert. Den bekam das Autohaus nach 1400 Kilometern und mit Beschädigungen zurück. Ähnliche Überraschungen erlebten auch andere Händler.

Vor drei Jahren wollte das Paar ein Einfamilienhaus im Wert von knapp 1,2 Millionen Euro erwerben. Auch der Kauf platzte, nachdem bereits rund 75 000 Euro Notar- und andere Kosten angefallen waren. Schließlich interessierten sich die beiden für eine über eine Million Euro teure Eigentumswohnung. Der Kaufvertrag kam nie zustande, aber es waren schon Sonderwünsche für 148 000 Euro in Auftrag gegeben.

Sylvia N. beteuerte, sie habe von alledem nichts gewusst, sondern einfach ihrem Mann geglaubt: „Ich wollte nur, dass unser Leben so wie früher wird.“ Inzwischen schlägt sich die 44-Jährige als selbstständige Kosmetikerin durch und zahlt Schulden ab. Die Wohnungsmiete zahlen ihre Eltern.

Gestern kamen Pilot und Chef-Stewardess mit einem blauen Auge davon: Michael N. wurde zu zwei Jahren, seine Frau zu einem Jahr Haft auf Bewährung davon. Er muss zudem 250 Arbeitsstunden leisten.