Polizei knöpft sich auch Kinder vor
Die Behörden tun viel, damit keine Täter nachwachsen.
Düsseldorf. Die Zahl der Intensivtäter ist auf einem historischen Tiefstand, die Zahl der jungen Tatverdächtigen unter 21 sank zwischen 2011 und 2012 von 5970 auf 5695 um 4,6 Prozent. „Hier zahlt sich unsere kontinuierliche konzeptionelle Arbeit aus“, glaubt Polizeipräsident Herbert Schenkelberg.
Besonders großen Aufwand betreibt die Polizei, um die Intensivtäter unter 21 von ihren zum Teil schon beachtlichen kriminellen Karrieren abzubringen. Die Spezial-Sachbearbeiter des Einsatztrupps Jugend beobachten die Jugendlichen an bekannten Treffpunkten in der ganzen Stadt, erkennen neue Gruppierungen schnell.
In den Fallkonferenzen beraten seit 2008 Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendgerichtshilfe Maßnahmen für die bekannten Täter. 2012 wurden 45 Täter in den Fallkonferenzen intensiv behandelt. 19 von ihnen wurden aus dem Programm entlassen — 15, weil sie nicht mehr auffielen, die anderen in Haftvermeidungs-Angebote.
Wichtig ist Schenkelberg aber auch, dass keine Intensivtäter mehr „nachwachsen“. Deshalb gibt es seit 2006 bereits das Programm „Gelbe Karte“, mit den gleichen Partnern wie in den Fallkonferenzen. Sie laden Jugendliche, die ein- oder zweimal straffällig geworden sind und als gefährdet für eine Verbrecherlaufbahn gelten, zu einer Art kleinem Gerichtsverfahren vor. Dort werden geeignete Maßnahmen, vielleicht auf eine Strafe beraten.
Seit 2006 durchliefen 633 Jugendliche das Gelbe-Karte-Verfahren, 148 von ihnen wurden nicht mehr auffällig. „Das heißt: 70 Prozent kommen nicht wieder“, sagt Wolfgang Wierich vom Jugendkommissariat.
Doch die Polizei setzt inzwischen sogar noch früher an. Bei unter 14-Jährigen, die eigentlich noch nicht strafmündig sind. „Wir laden alle Kinder zur Anhörung ein“, erklärt Wierich. Erst vor zwei Wochen hat er einen 13-Jährigen nach einem Ladendiebstahl nach seinen Motiven befragt. „Für ihn war das ein einschneidendes Erlebnis.“
Bei den meisten reiche dieser Warnschuss aus. Aber auf diese Weise erkenne die Polizei auch frühzeitig, wenn in der Familie wirklich etwas schief läuft und Hilfe geboten ist.