Protest gegen Google Street View - dabei ist alles schon im Netz
Während sich in Stadtteilen noch der Protest gegen Google Street View formiert, ist ein Konkurrent längst am Start.
Düsseldorf. Die Uhr auf der Lorettostraße zeigt fünf vor sechs. Foto Koch an der Schadowstraße wirbt mit Rabatten bis zu 50Prozent. Die Express-Schlagzeile des Tages lautet: "Mogelpackungen im Supermarkt". Erschienen ist sie am 9.September, zu sehen im Aushang am WZ-Center - verewigt beim Internet-Angebot "Sightwalk". Während sich in verschiedenen Düsseldorfer Stadtteilen noch der Protest gegen Google Street View formiert, ist ein Konkurrent mit einem ähnlichen Angebot längst online.
Mit wenigen Mausklicks lässt sich ein virtueller Spaziergang unternehmen. Viele Details sind erkennbar: Bauarbeiter auf dem Salierplatz, Passanten in der Altstadt. Ihre Gesichter wurden unkenntlich gemacht, ebenso Autokennzeichen und Hausnummern. So fordern es die Datenschützer.
Für FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus ist das Ganze dennoch ein Realität gewordener Alptraum. "Das darf nicht wahr sein", stöhnt sie, als sie von dem Internet-Dienst erfährt. Gemeinsam mit Nachbarn kämpft sie dagegen, dass solche Ansichten von Niederkassel bei Google Street View veröffentlicht werden.
Die Konkurrenz startete schon im Sommer mit einem begrenzten Angebot: Seit kurzem sind die gesamte Innenstadt und Teile von Oberkassel flächendeckend im Netz.
Verantwortlich ist die Kölner Firma Panogate. Es handelt sich um einen kommerziellen Service. "Wir bieten Firmen an, Werbung bei uns zu schalten. Wer will, kann auch seine Innenräume fotografieren und an den Dienst anbinden lassen", erklärt Geschäftsführer Henrik Wild. Die Bedenken vieler Menschen kann er nachvollziehen. Aber: "Wir zeigen nur Szenen, die jedermann jederzeit selbst fotografieren kann." Die Datenschutzbeauftragte in NRW habe das Angebot geprüft - und für einwandfrei befunden. Für die SPD sind damit die wichtigsten Forderungen erfüllt: "Solange die Persönlichkeitsrechte der Menschen gewahrt bleiben, sehen wir keine großen Probleme", sagt Fraktionsgeschäftsführer Jochen Wirtz.
Andere Parteien sehen die Sache kritischer. Einmütig forderten CDU, Grüne und FDP im Stadtnorden, die Stadt möge Google an den Aufnahmen hindern. "Die Leute sind verunsichert. Ich will auch nicht, dass mir jemand in den Hinterhof schaut", begründet Jürgen Gocht (Grüne).
Doch die Stadt sieht keine Möglichkeit, man habe nicht einmal die Handhabe, sensible Bereiche wie Schulen und Kindergärten ausblenden zu lassen, teilte die Verwaltung unlängst mit. Widerspruch kommt vom Landtagsabgeordneten Robert Orth (FDP). Er glaubt, dass die Stadt durchaus Möglichkeiten hätte. Er droht: "Wir werden das genau beobachten. Halten sich die Anbieter nicht an die Datenschutz-Vorgaben, muss man darüber nachdenken, solche Dienste zu verbieten."
Birgit Stenger, die im Linksrheinischen die Bürgervereine über die Möglichkeiten des Widerspruchs (siehe Info-Kasten) informiert hat, fordert: "Alle Hauseigentümer sollten vorab über die Veröffentlichung informiert werden, damit sie rechtzeitig widersprechen können."