Düsseldorf Prozessbeginn: Erzieher sollen autistische Kinder misshandelt haben
Düsseldorf (dpa). Sechs Jahre nach Bekanntwerden eines Misshandlungsskandals in einer evangelischen Jugendhilfe-Einrichtung müssen sich seit Donnerstag fünf ehemalige Mitarbeiter vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten.
Die Anklage wirft ihnen vor, von 2006 bis 2008 autistische Kinder im Alter von 9 bis 15 Jahren in Wohngruppen des Unternehmens Educon mit umstrittenen Therapie-Methoden „gequält, roh misshandelt und vernachlässigt“ zu haben. Erst 2010 kam der Skandal ans Licht.
Die Staatsanwaltschaft wirft den ehemaligen Erziehern zahlreiche Misshandlungen vor. So sollen sie die Kinder stundenlang fixiert und sich auf sie gelegt haben. Tagelang sei Kindern Essen verweigert worden, oder sie hätten Unkraut essen müssen. Handtücher seien so fest um ihre Köpfe gewickelt worden, dass die kaum noch Luft bekamen und in Panik gerieten. Die rabiate Praxis wurde auf über 200 Stunden Videomaterial dokumentiert. Ausschnitte sollen in den nächsten Verhandlungen gezeigt werden. Der früheren Leiterin der Wohngruppe in Hilden sowie vier ehemaligen Erziehern wird schwere Körperverletzung, Misshandlung Schutzbefohlener und Freiheitsberaubung vorgeworfen.
Für den Prozess sind rund 30 Verhandlungstage angesetzt Educon, eine Tochter der evangelischen Graf-Recke-Stiftung, wurde inzwischen aufgelöst und in die Stiftung integriert.