Putzen bringt illegale Sprayer wieder auf den rechten Weg

Im Projekt Einwandfrei müssen Sprüher ihre Wandbilder wieder beseitigen. Die Anzeigen nehmen zu.

Foto: Jugendring

Düsseldorf. Mehr als hundert jugendliche Sprüher unerwünschter Graffiti haben statt Strafe einen Platz im Putzprojekt Einwandfrei angenommen und nur einer ist danach überhaupt nochmals polizeilich aufgefallen. So lautet die Bilanz der Graffiti-Schlichtungsstelle des städtischen Jugendrings nach fünf Jahren Arbeit.

Das Angebot hat geschädigten Hausbesitzern wieder saubere Wände beschert und Sachbeschädigern jeweils Schulden durch Reinigungskosten von mehreren tausend Euro erspart. „Das Projekt wird fantastisch angenommen“, sagt Einwandfrei-Leiter Dennis Kollin.

Graffiti komme über alle Stadtteile ungefähr gleich verteilt vor, fügt er hinzu. In der vergangenen Woche musste ein Projekt-Teilnehmer sogar am Sitz des Projekts, dem Haus der Jugend an der Lacomblet-Straße tätig werden — weil Unbekannte dort Wände beschmiert hatten. Kollin: „Wichtig ist, illegale Graffiti möglichst schnell zu beseitigen, dann weitet sich das Problem nicht aus.“

Die meisten Teilnehmer würden der Stelle von der Staatsanwaltschaft vermittelt, weil sie illegal gesprüht haben. Einige weitere kämen auch nach Verurteilungen wegen teils ganz anderer Straftaten zu Sozialstunden — zum Putzen.

Eine Hilfe zur Steuerung von Graffiti-Kunst könnte die Freigabe einzelner öffentlicher Wände sein, sagt Kollin. Bislang müssen Sprüher nach Erkrath oder Monheim fahren, um dort Flächen legal zur Präsentation zu nutzen.

Ein ähnliches Angebot könnte in Düsseldorf tatsächlich realisiert werden, womöglich schon im kommenden Jahr. Der Jugendrat hat Ende November eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung gerichtet. Nach vorläufigen Überlegungen könnten mobile Wände an wechselnden Standorten aufgestellt werden.

„Sogenannte legale Wände sind eine klare Forderung der Szene“, sagt Kollin. Und es gebe sogar letztlich gefährliche Gerüchte unter den Sprühern: „Über eine bestimmte Wand in Rath heißt es immer, die sei öffentlich. Da ist die Stadt eigentümerin, aber die Fläche ist meines Wissens nie freigegeben worden.“

Die Anzeigen durch Hausbesitzer übrigens nehmen laut Kollin stadtweit wieder zu — nach einem Tief beim Stand von rund 400 Fällen in der Statistik 2012.