Putzige Roboter übernehmen in der Redaktion das Kommando
Auf der Immermannstraße gibt es jetzt Haushaltsroboter zu kaufen. Die WZ hat sie in ihrer Redaktion an der Kö getestet.
Düsseldorf. „Hilfe, was ist das denn“, schießt es aus einigen Kollegen in den Büros der WZ-Redaktion auf der Kö heraus. „Wo will der denn hin“, fragen sich andere. Der Grund: Kleine, an fliegende Untertassen erinnernde Maschinen gleiten wie von Geisterhand über den blau-grauen Teppich. Sie verschlucken Staubkörner oder Brotkrümel, die der ein oder andere Kollege beim Biss in ein belegtes Brötchen auf den Boden fallen ließ. Denn in der Redaktion sind die Roboter los, genauer: die Haushaltsroboter.
Kleine Helfer schmeißen stillschweigend den Haushalt, während Sie arbeiten oder im Kino sind. Zu schön, um wahr zu sein? Nicht ganz. An der Immermannstraße hat vor knapp zwei Wochen das „My Robot-Center“ eröffnet — die deutschlandweit erste Fachhandlung für Roboter-Haushilfen vom Rasenmäher bis zum Fensterputzer. Schlichen die ersten Staubsauger-Roboter vor ein paar Jahren noch wie Schnecken über den Boden, können die kleinen Helfer immer mehr unbeliebte Aufgaben im Haushalt übernehmen und haben technisch aufgeholt. Das will die WZ testen: Der Shop hat der Redaktion zwei Staubsauger- und einen Bodenwischroboter für den Büro-Test gestellt.
„Putt, Putt, na komm, komm her.“ Eine Kollegin aus der Lokalredaktion verwechselt den Staubsauger-Roboter „iRobot Roomba 780“ mit ihrem Haustier. Doch der „Roomba“ hört nicht auf Kommandos, noch nicht. Er funktioniert mit Kontakt-Sensoren: Stößt er an Kanten oder Wände, speichert er die Informationen und wird dies nicht noch einmal tun. Das Modell kann auf bestimmte Uhrzeiten programmiert werden und startet von seiner Ladestation eigenständig. Er fährt so lange über den Boden, bis es sauber ist und kehrt dann wieder zu der Station zurück.
Doch das Gerät ist sehr laut, so kann man in der Redaktion nicht arbeiten. „Der nervt“, sagen viele Kollegen. Dabei gibt sich der Kleine ganz schön Mühe. Er registriert stärker verschmutzte Stellen und saugt diese mehrmals, bis es ganz sauber ist. Einigen Kollegen dauert das zu lange. „Mit meinem Staubsauger hätte ich das früher geschafft“, sagt eine Kollegin aus der Lokalredaktion enttäuscht. Immerhin überzeugt die Kollegen die Gründlichkeit des Roboters. Nadine Ginzel vom Robot-Center findet aber: „Sie müssen dem Gerät ja nicht bei der Arbeit zusehen“, sagt sie.
Zu ihren Kunden gehören neben Unternehmen auch viele Rentner, die die Hausarbeit nicht mehr alleine schaffen. „Aber auch Singles, die viel arbeiten“, verrät Ginzel. „Die Menschen werden nicht nur immer älter, sondern müssen immer erreichbar sein — das Putzen wird zur Mehrbelastung“, sagt sie. Gerade vor der Fensterreinigung drücken sich viele Menschen. Deshalb führt die das Center auch die weltweit ersten Fensterputz-Roboter.
Wesentlich leiser ist Test-Roboter Nummer zwei: „Navibot Silencio“ von „Samsung“. So leise, dass er heimlich in die Sportredaktion düst. Dort schrecken die Kollegen ganz schön auf. „Wie wissen die denn, wohin sie müssen“, will ein Sportredakteur wissen. Das wissen die intelligenten Helfer genau. Der Staubsauger hat eine integrierte Kamera, die die Decke des Raumes filmt. So erkennt der Roboter genau, bis wohin er fahren kann.
Für Test Nummer drei geht es mit dem „iRobot Scooba“, ein Wisch-Roboter, in die Kaffeeküche der Redaktion. In eine kleine Öffnung am Gerät wird zusammen mit der Reinigungsflüssigkeit maximal ein Liter Wasser eingegossen. Wichtig: „Die Menge des Wassers sollte man vorher berechnen, ein Liter reicht für 40 Quadratmeter“, so Ginzel.
Der Clou: Mit einem zusätzlichen Gerät wird eine virtuelle Wand vor der Tür erzeugt, die der Roboter durch Infrarot-Sensoren erkennt und deshalb nicht durch diese verschwindet. „Darf ich hier jetzt nicht rein“, will ein Kollege aus der Nachrichtenredaktion wissen, als er sich einen Kaffee holt. Der „Scooba“ stupst den verdutzten Kollegen an und umkreist diesen anschließend — weglaufen zwecklos. Zum Glück ist er nach einem Durchgang fertig und bleibt danach in der Mitte stehen. Leider funktionieren die Anstoß-Sensoren nicht so gut wie bei den Saugern — der „Scooba“ stößt zu oft gegen die selben Kanten des Raumes.
Mittlerweile hat sich eine Journalisten-Traube im engen Flur vor der Küche versammelt, um „Scooba“ zu sehen. Kein Zweifel: Der Boden ist sauber. Kurz darauf gibt der kleine Roboter einen grellen Signalton von sich, als wolle er ein Lob hören. Und das bekommt er auch: „Braaaav“, sagen die Kollegen.
Fazit: Die Technik der Roboter könnte sich verbessern, dafür sind Handhabung und Reinigung einfach. Für Technik-Fans sind die putzenden Roboter ein echter Spaß. Andere müssen etwas Geduld aufbringen und den Robotern Zeit für ihre Arbeit geben. Dafür kann man die intelligenten Helferlein aber ruhig alleine lassen und hat dann Zeit für andere Dinge: Spaziergänge, Theater, oder Abendessen.