Quarantäne in Mallorca und Düsseldorf Von einer „Gefangenschaft“ in die andere
Düsseldorf · Sie ist eine von derzeit 332 Düsseldorfern, die an ihr Haus gefesselt sind und dieses nicht – auch nicht zum Einkaufen – verlassen dürfen. Quarantäne wegen Covid 19. Und Bibi B. nimmt die Sache sehr ernst, obwohl sie und ihr Mann sich quietschfidel fühlen.
Zum Interview empfängt sie ihren Gast im Vorgarten, in vier Metern Abstand beantwortet sie die Fragen, trägt auch trotz dieser Sicherheitsdistanz einen Mund-Nase-Schutz. Und besteht auch beim Gesprächspartner darauf. Dabei hat die 59-Jährige nicht einmal besonders viel Anlass für einen Verdacht, selbst ansteckend zu sein. Weder wurde bei ihr oder ihrem Mann eine Corona-Erkrankung diagnostiziert, noch hat sie sich bewusst in der Nähe eines Erkrankten aufgehalten.
Der Grund, warum sie noch bis zum kommenden Freitag zu Hause bleiben muss: Vor gut einer Woche ist das Paar aus Mallorca heimgekehrt. Und in einem solchen Fall gilt nun mal die Corona-Einreise-Verordnung. Danach sind nach Deutschland Einreisende verpflichtet, „sich unverzüglich nach der Einreise auf direktem Weg in ihre eigene Häuslichkeit oder eine andere geeignete Unterkunft zu begeben und diese für einen Zeitraum von 14 Tagen nach ihrer Einreise nicht zu verlassen“.
Auf Mallorca an den Strand zu gehen – das war nicht möglich
Das Paar hat damit eine „Gefangenschaft“ gegen die andere eingetauscht. Schon am 13. März waren die beiden nach Mallorca geflogen, wo sie ein eigenes Haus haben. Das war ein Freitag. Am folgenden Samstag konnten sie noch Einkäufe im Supermarkt machen, am Sonntag war es dann zum letzten Mal möglich, an den Strand zu gehen. Ab da herrschte strikte Ausgangssperre auf der Baleareninsel. „Nur zum Einkaufen oder wenn ich in die Apotheke wollte, durfte ich raus.“ Und das sei streng kontrolliert worden. Bibi B. weiß von einem Bekannten, der nur mal den Zustand seines Bootes im Hafen kontrollieren wollte, das habe ihn gleich 600 Euro Bußgeld gekostet. Auch für einen illegalen Strandspaziergang hätte man so tief in die Tasche greifen müssen.
Der Düsseldorferin ist klar, dass sie in ihrem Haus mit Garten, von wo aus sie als Selbstständige auch arbeiten konnte, im Vergleich zu vielen Einheimischen privilegiert war. Und doch hätten sie und ihr Mann sich eingesperrt gefühlt. Und durchaus auch verunsichert, weil sie nicht wussten, ob sie als Ausländer vielleicht nachrangig behandelt würden, falls die Zustände auf der Insel sich in Sachen Infektion doch verschlechtert hätten. Am Ende hätten die Balearen ja nur wenige Corona-Fälle gehabt und die Sache medizinisch im Griff gehabt. Bibi B. bedauert besonders, dass die Mallorquiner durch den ausbleibenden Tourismus nun mit großen wirtschaftlichen Schäden fertig werden müssen.
Nach langen sechs Wochen auf der Insel buchte das Paar dann Plätze in einem Flugzeug nach Düsseldorf. Zum fast menschenleeren Flughafen in Palma nahmen sie sich einen Mietwagen. Ebenso vom Flughafen Düsseldorf zu ihrem Haus, wo Freunde ihnen schon Lebensmittel für die ersten zwei Tage hinterlegt hatten.
Am Düsseldorfer Flughafen war ihnen bei der Passkontrolle klargemacht worden, dass sie gesetzlich verpflichtet seien, sich unverzüglich beim Gesundheitsamt zu melden. Das taten sie dann auch sofort. Auf eine entsprechende Mail hin rief am übernächsten Tag auch ein Mitarbeiter bei ihnen an, wies sie auf die Quarantäne-Pflicht hin. Und dass sie sich melden sollten, wenn sie Symptome für eine Infektion zeigten. Seither, knapp eine Woche nach ihrer Ankunft, gab es aber weder telefonische Kontrollen noch einen überraschenden Hausbesuch, bei dem die Einhaltung der Regeln überprüft worden wäre.
Stadt macht in den Quarantäne-Fällen Kontrollanrufe
Ein Sprecher der Stadt betont, dass städtische Mitarbeiter durchaus Kontrollanrufe durchführen, in denen der Gesundheitszustand überprüft werde. Der Schwerpunkt der Kontrollen liege bei mit dem Coronavirus infizierten Personen. „Insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen halten die Mitarbeiter verstärkt Kontakt, um einen Blick darauf zu haben, dass die Symptome nicht schlimmer werden, sondern abklingen. Bei Verdacht auf einen schweren Verlauf wird der Patient von einem Arzt des Gesundheitsamtes aufgesucht.“
„In unserem Fall sind Kontrollen nicht erforderlich“, sagt Bibi B. „Wir halten uns an die Regeln. Lebensmittel bestellen wir online und lassen sie uns anliefern. Freunde haben uns ein Fitness-Rudergerät gebracht.“ Aber die beiden fiebern dem kommenden Freitag entgegen, dem ersten Tag in Freiheit seit dann fast zwei Monaten. Es seien die ganz einfachen Dinge, die man dann wieder sehen und machen wolle. „Radfahren am Rhein, gucken, wie der Wasserstand ist, wie sich die Baustellen entwickelt haben und endlich auch mal wieder selbst einkaufen gehen.“