Rose Nuggel macht Düsseldorfer Hunde schön

Es begann mit einem Foxterrier. Und mit vielen Flöhen: Seit 54 Jahren frisiert die 70-Jährige in ihrem Salon „Pudel-Paradies“ Hunde.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Rose Nuggel (70) zieht Friedas Pony in die Höhe. Schnipp. Schnapp. Graue Terrierhaare fallen auf den Frisiertisch. Frauchen ist erleichtert. Endlich, die Augen sind wieder frei. Die Frisur sommerlich-leicht, den Temperaturen angepasst. Leichtes Hecheln und leises Jaulen wiederum von der tierischen Kundin. Rose Nuggel lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. In 54 Jahren hat sie schon so viele Hunde frisiert, da ist sie ganz Profi. Wie viele es in all den Jahren waren? Nuggel lacht, schüttelt den Kopf. Keine Ahnung. Auf jeden Fall sehr viele.

Zurück zum Thema Profi: Das Reden während einer Behandlung ist eh nicht so ihr Ding, Nuggel ist nicht so für die großen Konversationen. Deswegen wäre auch der Friseurberuf nichts für sie gewesen, zu viel Geplapper, ganz klar. Ne, das ist nix. Nuggel konzentriert sich ganz auf den Hund, der da vor ihr steht. Hundefriseurin sein, das ist ihr Leben.

Natürlich stehen im „Pudelparadies“ am Niederkasseler Kirchweg auch Stühle für die wartenden Besitzer parat. Doch ein Besuch im Hundesalon kann schon mal über zwei Stunden dauern mit Waschen, Schneiden, Krallen pflegen und Föhnen. Und das macht Rose Nuggel, die im Laden von ihrer Freundin Diana unterstützt wird, eben am liebsten in Ruhe. Es geht um den Hund. Nur um den Hund. Schnickschnack und Chichi sucht man hier vergeblich. Was ist denn mit Nagellack oder Farbe? Nuggel zieht eine Augenbraue hoch. So viel dazu. „Da legen wir kein Wert drauf. Wir behandeln nur artgerecht“, sagt sie, blickt kurz auf und wendet sich dann wieder Frieda zu. Mehr braucht man ja auch nicht hinzuzufügen. Es ist, wie es ist.

Die Liebe zu Hunden entbrannte bei der gebürtigen Düsseldorferin im Alter von drei Jahren. Es war ein komplett verflohter Foxterrier, der das Herz der kleinen Rose eroberte. Ihre Eltern waren davon weniger begeistert, mussten sie ihr Kind danach in einer Zinkbadewanne kräftig abwaschen und entwurmen. Doch der Grundstein war gelegt. Als sie mit zwölf Jahren dann einen Roman über eine Hundefriseurin las, war ihr Berufswunsch klar. Die Eltern wollten zwar einen „ordentlichen Beruf“, denn Hundepflege ist kein anerkannter Lehrberuf. Doch mit 14-Jahren begann Rose Nuggel ihre Anlehre im Hundeatelier an der Corneliusstraße.

Den Sprung in die Selbstständigkeit wagte sie 1965 an der Steffenstraße, vor 37 Jahren wechselte sie an den Niederkasseler Kirchweg. Und der Name? „Das Geschäft, das ich übernommen hatte, hieß damals „Sonjas Pudel-Paradies“. Weil mich aber alle mit Sonja angeredet habe, habe ich den Vornamen weggelassen und nur den Rest behalten“, klärt Rose Nuggel auf.

Frieda ist mittlerweile fertig, der nächste Kunde wartet bereits auf seinen Termin. Frauchen hat genaue Vorstellungen. Die Ohren bitte nicht ganz so kurz schneiden, das sehe komisch bei ihrem Hund aus. Und auch sonst bitte, nicht so viel kürzen. Wird gemacht.

Pausen legt Rose Nuggel so gut wie keine ein. Um zehn Uhr morgens beginnt ihr Tag, das Ende ist offen. Immer mit dabei sind auch ihre eigenen Hunde Mary, Toby, Dackel-Methusalem Felix (16), Vicky und die Möpse Dolly und Moses. Alle sind über den Tierschutz zu ihr gekommen, für den sich Rose Nuggel ehrenamtlich stark macht und auch Tiere vermittelt. Ihre sechs Vierbeiner bilden das Empfangskomitee und beobachten die tägliche Pflege-Prozedur bei ihren Artgenossen vom Hundesofa aus.

Ans Aufhören denkt Rose Nuggel nicht. „Ich höre erst auf, wenn mir die Schere aus der Hand fällt“, sagt sie. Und jetzt aber bitte wieder Ruhe. Der nächste Kunde ist dran. Schnipp. Schnapp.