Menschen aus Düsseldorf „Es geht ja irgendwann weiter“
Oberbilk. · Die junge Sängerin wurde nach ersten Erfolgen durch den Lockdown ausgebremst. Die Zeit nutzt sie, um an ihrer Karriere zu feilen.
Florence Besch hat im Lockdown keine Langeweile. Zwar hat sie ihr Masterstudium in Kunstgeschichte gerade abgeschlossen. Und auch mit einer kuratorischen Assistenz in einem Kulturinstitut sieht es in Düsseldorf gerade schlecht aus, wo doch alles geschlossen hat. Aber Florence hat ja die Musik. „Ich komponiere, schreibe Lieder, auch Gedichte, viele Gedichte. Und ich organisiere und plane, es geht ja irgendwann weiter“, sagt die 26-Jährige, die nebenbei promovieren will.
Florence Besch hat gerade den von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb „Bandprofessionalisierung 2021“ gewonnen. Jetzt kann sie konkrete Projekte im Wert von 5000 Euro umgesetzen. Das passt ganz gut, denn die Solo-Künstlerin mit der Gitarre hat ihre erste EP aufgenommen, und ihr Kopf ist randvoll mit weiteren Ideen – die erste Single, das erste Musikvideo, Promo, Social Media, „ich kann meinen Produzenten bezahlen. Ich habe geweint und bin im Kreis gerannt vor Glück“ – und es kommt ja bestimmt der Tag, an dem sie auch wieder Konzerte geben darf.
Ihren ersten Auftritt hatte die Sängerin 2017 im Café Don Melone an der Bilker Allee, in dem sie neben dem Studium als Barista arbeitete. Den Durchbruch feierte Florence beim Golzheim-Fest 2019. „Das war toll, ich wurde nett behandelt, die Gage war gut, es gab Freigetränke, sogar für meine Freunde.“ Ab diesem Ereignis häuften sich die Anfragen, beim New Fall Festival ist sie aufgetreten, beim c/o-pop-Festival in Köln tauchte sie ebenfalls im Line-up auf. Dann wurde die Sängerin sogar als beste Newcomerin für den Pop-NRW-Preis von 1Live nominiert. Dann kam dummerweise Corona.
Musik spielte für Florence schon immer eine große Rolle. „Mein Vater kannte viele Musiker, und wir haben oft Karaoke gesungen“, erzählt die Luxemburgerin. Mit elf Jahren bekam sie von Papa die erste Gitarre geschenkt, eine E-Gitarre, später dann eine akustische, „die akustische gefiel mir besser“. Sie nahm Gitarren-Unterricht, wollte aber keine Noten lernen. Sie sang in der Schule in Musicals und später in einer Band, „aber die waren alle zehn Jahre älter als ich“. Als Florence dann mit der Schule fertig war, entschloss sich die 19-Jährige für ein Studium in Düsseldorf.
„Plötzlich war ich auf mich allein gestellt“, erzählt die junge Künstlerin, die aber genau darin einen Reiz sah. „Ich habe Orte selbst erkundet, viel fotografiert, gerne Musiker, mit denen ich in Kontakt kam.“ Einige von denen spielten auf der Straße, und das machte Florence dann auch – tatsächlich das erste Mal in einer Fußgängerzone, „aber da haben die Kinder mich mit Cent-Stücken beworfen“. Also ging sie fortan lieber an den Rhein, oder sie packte ihre Gitarre auf dem Friedensplätzchen aus. Und sie hinterlegte ihr Profil auf der Internet-Plattform New.Heimat.Sounds, die Musiker miteinander vernetzt. So wurden die Macher des Golzheim-Fests auf Florence aufmerksam, „glaube ich zumindest“.
Sie bezeichnet sich selbst als ihre größte Kritikerin
Ihre Musik lässt sich nur schwer in ein Genre einordnen. Auf ihrer Homepage nutzt Florence selbst die Definition Singer/Songwriter, denn sie singt ja nun mal und schreibt ihre Lieder auch selbst, insofern passt das schon irgendwie. Sie betrachtet ihre Musik so ein bisschen wie ein Dialog mit sich selbst. „Ich spreche Themen an, die mir wichtig sind, die es zu klären gilt. Ich bin überzeugt, dass man etwas ändern kann“, sagt die 26-Jährige. Das nennen andere dann gesellschaftskritisch. Das Ein-Zimmer-Appartement an der Lorettostraße hat die Luxemburgerin inzwischen gegen eine geräumige Wohnung an der Kruppstraße eingetauscht. Für ihre neue Platte will sie auch mal Keyboard, Bass, andere Instrumente halt, zulassen. Und irgendwann könnte sie sich wieder vorstellen, Sängerin einer Band zu sein. Vorbilder in der Musikgeschichte hat sie nicht unbedingt, „vielleicht all diese Musiker, die ich kennen lernen durfte, die drangeblieben sind, weil sie daran glaubten, was sie machen“. Ihr größter Kritiker jedenfalls sei wohl sie selbst, sagt Florence Besch, „denn es bringt einen nicht wirklich weiter, wenn man so viel Wert auf die Meinung anderer Leute legt“.