Düsseldorf Schadowstraße wieder im Aufwind
Erstmals ist sie wieder auf Platz 5 der Einkaufsstraßen. Aber der Umbau lässt auf sich warten, weil dort noch jahrelang Lkw fahren sollen. Ein Experte schlägt eine Alternative vor.
Düsseldorf. Eine echte Leidensgeschichte hat die Schadowstraße hinter sich. 2001 war sie Deutschlands meistfrequentierte Einkaufsstraße: 17 865 Passanten in einer Stunde zählten damals die Immobilienexperten von Jones Lang LaSalle (JLL), das war Spitze in Deutschland. Dann begann eine steile Talfahrt, zehn Jahre später wurden nur 7965 Passanten gezählt. Der Zehn-Jahres-Schnitt sank auf 8259 (2007 bis 2016) — eine Folge des langen U-Bahn-Baus.
Die neueste Passantenzählung aus dem April, also nach Start der neuen U-Bahn, zeigt nun endlich einen deutlichen Aufschwung. Mit 12 365 Passanten (plus 2285 im Vergleich zu 2015) erreicht die Schadowstraße im nationalen Vergleich erstmals wieder Platz 5. „Das haben wir erwartet und gehofft“, sagt Peter Achten vom Einzelhandelsverband. „Und wir gehen davon aus, dass dieser Trend weitergeht.“
Marcel Abel, JLL-Chef in Düsseldorf, warnt hingegen davor, den Aufschwung der Schadowstraße durch eine neue Hängepartie gleich wieder abzuwürgen. Er meint: „Acht Jahre Baustellenzeit für die U-Bahn waren lang genug. Die Straße muss schnell umgebaut und verschönert werden.“ Doch der geplante Umbau rutscht immer weiter nach hinten. Grund ist das geplante Ingenhoven-Tal zwischen Schadowstraße und Gründgens-Platz. Dessen Bau wird mindestens bis 2019 dauern, die Baustellenzufahrt soll über die Schadowstraße erfolgen. Erst danach könnte der Umbau erfolgen — so der Zeitplan der Stadt.
„Das dauert viel zu lange“, meint Marcel Abel. Er schlägt eine provisorische Baustellenzufahrt durch den Hofgarten vor, dann könne die Schadowstraße früher umgebaut werden. „Vor dem Dreischeibenhaus liegt zurzeit schon eine Baustellenstraße. Die könnte man am Jröne Jong und am Theatermuseum vorbei zur Jägerhofstraße verlängern. Das ist zwar ein Eingriff in den Hofgarten, aber nur temporär. Nach gut zwei Jahren sieht man nichts mehr davon.“
„Der Vorschlag hat Charme“, findet Peter Achten vom Einzelhandelsverband. „Das geht gar nicht“, meint hingegen Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven. Eingriffe in den Hofgarten sind für Düsseldorfs größten Heimatverein tabu. Jedoch: „Vielleicht kann man den Baustellenverkehr über die Goltsteinstraße führen? Das wäre natürlich eine Belastung für die Anwohner dort. Aber die Schadowstraße hat jetzt auch genug gelitten.“
Johanna Groeneweg-de Kroon, Chefin vom Kaufhof Wehrhahn und Sprecherin des Cityrings Schadowstraße, wäre alles recht, was der Einkaufsmeile hilft. „Wir würden uns wünschen, es gäbe eine alternative Baustellenzufahrt. Jede andere Variante würde auf Begeisterung bei den Händlern stoßen. Aber es gibt kein Signal der Stadt, dass sie dazu bereit ist.“ Derzeit sei man mit der Verwaltung im Gespräch, um den Bereich rund um die Tuchtinsel besser zu gestalten. Man hoffe auf eine neue provisorische Asphaltierung. „Unser Anliegen ist, dass die Kunden stolperfrei in die Schadowstraße kommen können.“
In der Tat: Verkehrsdezernent Stephan Keller hat eine Baustellenzufahrt durch den Hofgarten bisher stets abgelehnt. Auch Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, winkt ab. Der Hofgarten dürfe nicht angetastet werden. Er meint: „Die Planung für die Schadowstraße ist auch gar nicht so weit, dass man den Umbau bald beginnen könnte.“ Denkbar sei aber, „dass wir in bestimmten Teilbereichen früher anfangen, etwa mit dem Platz vor Karstadt. Alles vorzuziehen, das wird nicht gehen.“
Übrigens: Was die Schadowstraße gewinnt, verliert die Flingerstraße. Bei der Zählung kam sie auf 8035 Passanten (Vorjahr: 9290), das ist Platz 13.
“ Hier und Heute S. 3 Umfrage: Darf man Laster durch den Hofgarten schicken, um die Schadowstraße zu schonen?