Schubert-Konzert zwischen Licht und Schatten

Igor Levit, Daniel Müller-Schott und Ning Feng beim Klavierfestival im Robert-Schumann-Saal.

Foto: Susanne Diesner

Schuberts Klaviertrios op. 99 und op. 100 gehören zum Schönsten frühromantischer Kammermusik. Vor allem das etwas spätere Opus beglückt durch seinen Reichtum an Melos und thematischer Differenzierung insbesondere im zweiten und vierten Satz. Beim Klavierfestival Ruhr, das ja einige Konzerte auch am Rhein veranstaltet, traten nun drei exzellente Musiker im Robert-Schumann-Saal auf: Pianist Igor Levit, Cellist Daniel Müller-Schott und Violinist Ning Feng.

So mustergültig die beiden Streicher auch musizieren, beim genauen Hinhören fällt auf, dass Pianist Levit über die feinste Artikulation am Instrument verfügt. Bei diesem Konzert kann man den Unterschied zwischen guten Musikern und Ausnahme-Künstlern studieren. Levit, der häufiger als Solist denn als Kammermusiker in Erscheinung tritt, vermag den seelischen Mikrokosmos der Werke zum Klingen und Schwingen zu bringen. Er liefert mehr als dem Grund-Charakter einer Komposition. Das zahlt sich bei Schubert ganz besonders aus, denn dort ist beim Licht auch immer der Schatten nicht weit, und andererseits in bitterem Moll noch eine leichte Süße.

Unterdessen sind Geiger Ning Feng und Cellist Müller-Schott überhaupt nicht zu tadeln. Ihr solides Spiel lässt kaum Wünsche offen. Und doch fällt gerade am Anfang des Trios B-Dur op. 99 auf, dass sie ihren Part etwas salopper und zünftiger anfassen als der Pianist, der mit Samtpfötchen dem Flügel die unglaublichsten Nuancen entlockt. Geiger und Cellist stellen den heiteren Charakter des Satzes heraus, artikulieren und intonieren sauber und sind allen technischen Ansprüchen vollkommen gewachsen. Doch dadurch, dass sie nicht ganz so schattierungsreich musizieren wie der Pianist, entsteht hier noch keine gemeinsame musikalische Idee, die klar erkennbar wäre.

Nach der Pause entsteht ein etwas anderes Bild: Das Trio schweißt sich im Opus 100 etwas fester zusammen. Das mag nun daran liegen, dass die Drei nach dem ersten Durchgang weiter aufgetaut sind oder auch, dass es sich beim Es-Dur-Trio um das noch attraktivere Stück handelt.

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Alleine das Andante c-Moll, das an zweiter Stelle kommt, ist in seiner klaren, im Schlenderschritt ausgebreiteten Moll-Melodik ein Ohren-Öffner. Diesen Satz zelebrierten die drei Instrumentalisten ungemein eindringlich. Auch der umfangreiche, aber nie langatmige Finalsatz, der wie ein kleiner Triumphzug beginnt, erklingt hier in höchster Plastizität. So nimmt der etwas steif begonnene Abend eine sehr glückliche Wendung mit einem blendenden Abschluss. Verdienter Beifalls-Jubel, der leider von keiner Zugabe belohnt wurde. Dafür fiel der Applaus vielleicht eine Minute zu kurz aus. Das Klavierfestival Ruhr dauert noch bis zum 13. Juli.

Mehr Infos im Internet.

www.klavierfestival.de