Schützen feiern in drei Stadtteilen
An diesem Wochenende sind die Paraden durch die Straßen gezogen. Am Montag wird weiter gefeiert.
Düsseldorf. Wenn die 500 Derendorfer Schützen und ihre 400 Gäste zum Festzug antreten, so bekommt dies jeder Autofahrer zu spüren. Denn dann wird die Münsterstraße gesperrt, müssen die Autofahrer selbst am Mörsenbroicher Ei, dem verkehrsreichsten Knotenpunkt in Düsseldorf, 15 Minuten warten. So war es auch Sonntag, als Oberst Jürgen Pagel und Oberstleutnant Peter Battel auf ihre schweren Friesenpferden den Zug anführten. Das Getrappel von insgesamt 60 Tieren hörte man schon von weitem. Die Derendorfer besitzen nämlich ein ganzes Reiterbataillon, mit Reitercorps, Amazonen und neun Stabsoffizieren hoch zu Ross. Aber auch die 15 Musikcorps waren nicht zu überhören, unter ihnen der zehnjährige Justin Horn vom Tambourcorps Oberbilk. Er trug ein kleines Polster um den Hals, denn eine Trommel ist ein schweres Instrument, wenn man damit eine mehrere Kilometer lange Strecke zurücklegen soll. Dennoch erklärte er: „Trommeln macht einfach Spaß.“
Er hatte schon am Vortag sein Können bewiesen, als die Musikanten bei einem Festkonzert den umgestalteten Münsterplatz einweihten. „Der Umbau hat sich gelohnt“, meinte Schützenchef Reiner Fischer. „Unser bisheriger Standort an der Nordstraße/Ecke Schwerinstraße war viel zu klein. Der neue Platz ist optimal.“ Ein Jubiläum wird am Montag auf dem Festplatz am Vogelsanger Weg gefeiert: Seit 60 Jahren spendieren die Brauchtumsfreunde den Kindern aus dem Kinderhilfezentrum Eulerstraße den Besuch der Kirmes mit den 38 Fahrgeschäften und Buden. 70 kleine Gäste freuen sich schon riesig.
Der Kaiserswerther Schützenchef Detlef Krüger ist stolz auf seinen Maßanzug in grauem Zwirn, dem Habit des Theodor Fliedners aus dem 19. Jahrhundert. Auch am Sonntag trug er ihn wieder und legte sich ein weißes Seidentuch um den Hals. Krüger ist seit sechs Jahren Chef und zugleich stellvertrendender Bezirksbundesmeister in Düsseldorf, Kreis Angerland Nord. Er legt Wert auf Tradition, es gibt also keine Frauen und keine Reiter im Zug. Dennoch herrscht eine familiäre Atmosphäre bei der Parade. Die fand Sonntag wie stets auf dem Kaiserswerther Marktplatz statt. Dort ist es eng, jeder kennt jeden, stehen die Offiziellen mit den Bürgern am Rand und klatschen.
Im Gegensatz dazu wirkt der Schützenplatz an der Niederrheinstraße eher traurig, zumindest ist er nicht mit der einstigen Idylle am Rhein zu vergleichen, die wegen des Deichbaus aufgegeben werden musste. „Früher waren wir die kleinste, aber die schönste Kirmes“, sagt Peter Kann, Adjudant des Königs Theo Kleinbrink. Es gibt nur noch drei Fahrgeschäfte, nachdem wenige Stunden vor der Eröffnung ein Autoscooter und ein anderes großes Fahrgeschäft abgesagt hatten.
Auch Schützen können sich hochherrschaftlich geben, so geschehen am Sonntag bei der Parade in Benrath. 150 Musiker spielten gemeinsam dem noch amtierenden Königspaar Wolfgang und Angelika Tilgert ein Ständchen — und das ergab einen Klang, der an alte Repräsentationszeiten erinnerte. Für das vom Publikum begeistert beklatschte Hörerlebnis wurde eigens eine Änderung in den Festzug eingebaut und die Pause von der Meliesallee an den Bereich des westlichen Torhauses verlegt. So hatten die Musiker einen kurzen Anmarsch zum gemeinsamen Ständchen und konnten ohne Zeitverlust wie gewohnt das Defilee von knapp 500 Schützen in drei Bataillonen begleiten.
Danach wurde es spannend auf der Schlossterrasse, denn nun sollten die Majestäten bekanntgegeben werden. In Benrath erringt die Siegeskrone nämlich nicht der beste Schütze, sondern der König wird durch ein kompliziertes Rechenverfahren aus der Zahl der Schüsse auf den Königsvogel und den Anwärtern ermittelt. Die großen Massen hatten sich nicht als Kandidaten gemeldet. Und es war purer Zufall, dass Kathrin Sturm ihren Bruder im Amt als Jungschützenkönig ablöst. Die anderen Kandidaten gehörten nicht zur altgedienten Schützenfamilie Sturm. Als neuer König wird Dienstag der Platzmeister des Vereins, Jürgen Berndt, gekrönt. An seiner Seite steht Ehefrau Jutta.