Nordrhein-Westfalen wird 70 Schweißtreibendes Geburtstagsfest - NRW feiert sich in Sommerhitze

An einem der heißesten Spätsommertage des Jahres feiert Nordrhein-Westfalen seinen 70. Geburtstag. Die Landeshauptstadt Düsseldorf wird zur Partyzone. Sogar im Landtag wird getanzt.

Auch die Kirmeskönigin Sophie I. und ihre Begleiterinnen waren am Samstag in Düsseldorf.

Foto: Henning Kaiser

Düsseldorf. Die Maus schwitzt, der Drache auch und dem Musketier laufen die Schweißperlen über die Stirn. Als Maskottchen hat man es schwer beim Düsseldorfer NRW-Fest. In der Hitze ziehen die Neugierigen in den Schatten der Bäume und Info-Stände am Rheinufer und in der Innenstadt.

Zum 70. Gründungstag NRWs gibt es die größte Party des Landes - an einem der gefühlt heißesten Tage des Jahres. Wer den schweißtreibenden Temperaturen trotzt, bekommt das große Nordrhein-Westfalen als Riesenstraßenfest geboten. Im Landtag wird getanzt, wo die Politik normalerweise ernst debattiert. Rund um den Fernsehturm drehen sich die Karussells des historischen Jahrmarktes, auf der „Kö“ wird geschlemmt und am zentralen Burgplatz lautstark Musik gemacht.

Das NRW-Fest am Samstag
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An beiden Ufern des Rheins reihen sich wie Perlen an einer Schnur die schneeweißen kleinen Zelte auf, in denen Verbände und Regionen für sich werben. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel, die am Freitagabend das Fest mit staatstragenden Reden eröffnet hatten, gewähren zudem ebenso wie Ministerien und Vereine einen Blick in ihre Büros. „Die haben tolle Sachen da!“, sagt eine Mutter beimn Verlassen des Festes. Ihre beiden Kinder tragen stolz Luftballons in Form eines Regionalzugs. „Aber es ist einfach zu heiß“, ruft die Frau noch, und schon sitzt die Familie in der Straßenbahn auf dem Weg nach Hause.

Eine 73-jährige Düsseldorferin interessiert sich vor allem für die vielen Chöre, die am NRW-Tag auftreten. Wie lange sie bleibt? „Solange ich das mit der Hitze ertragen kann!“

Rund eine Million Besucher wollen Land und Stadt Düsseldorf an den drei Tagen des NRW-Festes unter dem Motto „Lass Dich drücken!“ zum Feiern bringen. Etwa 3000 aktive Helfer machen mit, es gibt Hunderte einzelne Programmpunkte an den vielen, im Stadtgebiet verstreuten Bühnen. 800 Künstler treten auf, 280 Stunden Bühnenprogramm kommen zusammen. Feuerwehrleute, Polizisten und Zollfahnder führen vor, was sie können.

Ihre tänzerischen Qualitäten konnte Ministerpräsidentin Kraft dagegen am Samstagnachmittag nicht wie geplant unter Beweis stellen. Eine angekündigte Tanzwette musste wegen der enormen Hitze kurzfristig abgesagt werden. „Das ist vernünftiger so, es ist einfach zu heiß“, sagte Michael Buch von der Stadt Düsseldorf. Kraft und Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (beide SPD) wollten eigentlich Fest-Besucher zum Tanzen animieren - mindestens 728 von ihnen sollten das Tanzbein schwingen, so viele Jahre alt ist Düsseldorf. Dagegen gewettet hat der vielfache, aus der Show „Let's dance“ bekannte Tanzweltmeister Michael Hull.

Manch einer braucht gar keine Bühne. Wie die beiden kostümierten Sängerinnen der Düsseldorfer Oper, die bei einem Überraschungsauftritt am Blumenstand auf dem Markt einige Arien zum Besten geben.

Der größte Teil des Programms des bis Sonntag dauernden Festes ist „made in NRW“: ob das Polizeiorchester aus Düsseldorf, der Männergesangsverein vom Niederrhein, die Modenschau aus Mönchengladbach, der Shanty-Chor aus dem Münsterland oder das Orchester der Landesregierung. Predigten von Kardinälen werden nicht oft von Applaus unterbrochen. Anders beim NRW-Tag: Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki erinnerte in seiner Predigt an die Unterschiede im großen Bundesland. Eifel, Westfalen, Rheinland und Ruhrgebiet waren damals zusammengefasst worden.

Der in Köln geborene Woelki zitierte aus einem Karnevalslied: „Mir han dadursch so viel jewonne“. Und erntete spontan Beifall im ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung des NRW-Tages.

Ministerpräsidentin Kraft gewann der spätsommerlichen Hitze auch gute Seiten ab. „Es ist gut, dass es so trocken ist. Aber ein paar Grad kühler wären auch in Ordnung gewesen.“ Das Fest sei so geworden, wie sie es sich vorgestellt habe. „Die Leute genießen es, sie sind gut drauf und sie haben genug zu trinken dabei!“