Düsseldorf-Carlstadt Seit 400 Jahren: Die Zitadelle ist das Herz der Carlstadt

Zur Dauerausstellung im Maxhaus gibt es jetzt auch eine Broschüre. Darin werden die Anfänge des Stadtteils rund um die Maxkirche erklärt.

Foto: Stadtdekanat

Düsseldorf. Wer hätte das gedacht: Die Wurzeln der Carlstadt reichen zurück bis ins Jahr 1538. „Damals haben die Landesstände beschlossen, die Stadt zur Festung auszubauen“, sagt Historiker Ralf Lommerzheim. Er ist Mit-Autor einer neuen Broschüre, in der die Anfänge des Stadtteils erklärt werden. Sie ist Teil der historischen Dauerausstellung im katholischen Maxhaus — und dort ab sofort kostenlos erhältlich.

Viele Düsseldorfer spazieren gern durch diesen Teil der Stadt: Das Viertel zwischen altem Hafen und Stadtmuseum bietet viele lauschige Plätze und eine besondere Atmosphäre. Doch wie dieser älteste Teil der Carlstadt entstanden ist, weiß kaum jemand.

Tatsächlich begann alles mit dem Festungsbau. Genauer gesagt: mit dem Bau der Zitadelle. So nennt man eine in sich abgeschlossene Festung, die Teil einer größeren Verteidigungsanlage ist. Eine solche wurde seinerzeit am alten Hafen gebaut. Denn der war bis dato völlig ungeschützt. Die neue Verteidigungsanlage war extrem groß. Grund waren die neu entwickelten Feuerwaffen mit ihren größeren Reichweiten. Um sie auf Abstand zu halten, wurde im 16. Jahrhundert mit dem Bau einer Zitadelle begonnen, die vom alten Hafen bis zum heutigen Stadtmuseum reichte. An beiden Stellen sind noch Reste der historischen Anlage zu sehen.

„Diese Zitadelle war im Grunde eine Insellage, umgeben von tiefen Gräben, die mit Düsselwasser gespeist wurden“, erklärt Ralf Lommerzheim. „Der Aushub der Gräben wurden in der Zitadelle aufgeschüttet. Das war der Organismus, auf dem sich alles entwickelt hat. Davor gab es auf dem Gelände nur nasse Sumpfwiesen, sonst nichts.“

Vor 402 Jahren wurde Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm neuer Herrscher über Düsseldorf. In seiner Regentschaft wird der Bau der Zitadelle vollendet — und er trifft auch die Entscheidung, sie für die zivile Nutzung freizugeben. Erst schreckt die Insellage (nachts war die Brücke geschlossen) Bauinteressenten ab. Erst ab 1651 kommt Bewegung in die Sache: die Franziskaner bekommen die Erlaubnis zur Niederlassung. Sie errichten bis 1668 eine erste Kirche mit angeschlossener Klosteranlage. Diese ist aber schon nach 50 Jahren baufällig — durch Senkungen auf dem aufgeschütteten Areal. Die alte Kirche wird deshalb ersetzt durch eine neue. 1737 wird sie fertiggestellt — es ist der Bau, den die Düsseldorfer heute als Maxkirche kennen mit dem angegliederten Kloster (heute Maxhaus).

In der Erde überdauern indes die Fundamente des Vorgängerbaus. Beim Umbau des Maxhauses vom Klosterbau zum katholischen Stadthaus kommen sie wieder zum Vorschein, seit 2006 sind sie dort im Untergeschoss zu sehen. Ergänzt von einer kleinen Ausstellung historischer Funde.

Für Iris Müller-Nagel, Leiterin des Maxhauses, ist das heute „ein großes Geschenk“. Das war nicht immer so: „Wir hatten beim Umbau nicht mit historischen Funden gerechnet. Damals hat uns das erhebliche Arbeit gemacht, wir hatten allein für das Untergeschoss 16 Umplanungen.“

Doch die haben sich gelohnt: Die Kombination aus neuer Architektur und altem Gemäuer im Untergeschoss erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre, die zurückführt in die Anfänge des Stadtteils. Denn erst nachdem die Bebauung auf der Zitadelle um 1750 komplett war, erfolgte der weitere Ausbau der Carlstadt.