Düsseldorf Rockergruppe "Osmanen Germania" wächst rasch

Die türkischstämmigen Rocker der „Osmanen Germania“ haben in wenigen Monaten bereits bundesweit 20 Gruppen, sogenannte Charter, gegründet. Die Polizei beobachtet die Entwicklung „sehr, sehr genau“.

Foto: Staniek

Düsseldorf. Es war eine Machtdemonstration, in Düsseldorfs direkter Nachbarschaft: In Neuss sind in der Nacht zu Dienstag 80 Rocker der Gruppe „Osmanen Germania“ aufmarschiert — 200 Polizisten waren im Einsatz, durchsuchten Autos, beschlagnahmten einen Schlagring und mehrere Messer. Das Gebaren wurde auch im Düsseldorfer Präsidium aufmerksam verfolgt.

Die Gruppe stamme aus dem süddeutschen Raum und sei hier bislang nicht groß aufgetreten, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. „Wir werden jetzt aber intensiv im Auge behalten müssen, wie sich das entwickelt.“

Bislang gab es in Düsseldorf wenig offene Konflikte zwischen rivalisierenden Rockergruppen — auch weil die Stadt als Hells-Angels-Revier gilt. Doch das Auftreten der „Osmanen Germania“ könnte durchaus als Provokation verstanden werden. Heusgen kündigt an: „Wir bekommen die Personalien aus Neuss und werden genau hinschauen: Mit wem haben wir es da zu tun.“

Die türkischstämmige Rockergruppe „Osmanen Germania“ hat sich innerhalb von wenigen Monaten in Deutschland zu einer Größe im Rockermilieu entwickelt. „Sie haben bundesweit bereits 20 Charter, davon 8 in Nordrhein-Westfalen“, sagte Dietmar Kneib, für Organisierte Kriminalität zuständiger Kriminaldirektor im Landeskriminalamt NRW, der Nachrichtenagentur dpa. „Sie sind auch im Ausland aktiv und haben durchaus personelles Potenzial.“

Der Gründung im April 2015 in Hessen sei ein Streit innerhalb der Hells Angels vorangegangen. Die „Höllenengel“ hatten einst beschlossen, auch Migranten in ihren Reihen aufzunehmen. Dies werde inzwischen von vielen Alt-Rockern als Fehlentscheidung eingestuft, sagte Kneib.

Wer die „Osmanen Germania“ anführe, wisse man derzeit nicht. Gerüchte, es handele sich um die ehemalige Hells-Angels-Größe Necati Arabaci, wollte Kneib weder bestätigen noch dementieren. Arabaci habe es sich aber mit Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth verscherzt und sei abgetaucht. „Er wird nicht nur von uns gesucht“, sagte Kneib. Arabaci galt lange Zeit als „Pate von Köln“. „Er war der Chef der dortigen Türsteherszene.“

„Dass hinter der Expansion ein Plan steckt, davon kann man ausgehen“, sagte Kneib. „Wir gehen davon aus, dass die Osmanen sich Marktanteile sichern wollen an den illegalen Geschäften der Rocker.“ Derzeit verschaffe sich die Polizei mit zahlreichen Kontrollen und einer Null-Toleranz-Strategie einen Überblick.

In NRW gebe es Charter der „Osmanen“ in Aachen, Köln, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund und Bielefeld. Wieviele Mitglieder in ihnen organisiert sind, wisse man aber noch nicht.

Der Aufmarsch von 80 Osmanen-Rockern in Neuss sei durchaus als Machtdemonstration auch in Richtung Hells Angels zu werten. Mit ihrem Aufmarsch in Neuss hatte die von türkischstämmigen Mitgliedern dominierte Gruppe in der Nacht zum Dienstag Aufsehen erregt. Mehr als 200 Polizisten waren dort im Einsatz. Neuss wird bislang dem Machtbereich der Hells Angels zugerechnet. dpa juki