Selbstbedienung für Lesefreunderund um die Uhr
Düsseldorfs erster offizieller Bücherschrank wurde am Mittwoch eingeweiht. Er steht am Rheinufer neben dem Kit.
Düsseldorf. Das Literaturbüro hatte in den vergangenen Tagen alle Mühe, die Bücherangebote zu kanalisieren. Rasch hatte sich nämlich herumgesprochen, dass am Rheinufer Düsseldorfs erster offizieller Bücherschrank aufgestellt werde.
„Ein Mann hat uns den gesamten Buchnachlass seines verstorbenen Vaters angeboten“, erzählt Maren Jungclaus vom Literaturbüro. Das allerdings wäre zu viel des Guten gewesen, auch wenn der Bücherschrank nach dem Prinzip „Geben und Nehmen“ funktioniert.
Am Mittwoch wurde der 2,10 Meter hohe teure Schrank aus Stahl und Glas eingeweiht — pünktlich zum am Donnerstag startenden Bücherbummel auf der Kö und den 1. Düsseldorfer Literaturtagen. Er steht am Rheinufer gleich neben dem Kit, und erste Bücher wurden sogleich eingeräumt: darunter Werke von Amos Oz, Hermann Hesse und Philip Roth, Reiseführer über Düsseldorf und Südfrankreich, eine bunte Mischung eben.
Genauso soll es sein, denn der Bücherschrank ist eine Art Selbstbedienungsladen für alle lesefreudigen Menschen. Er funktioniert nach dem Schema: Einer nimmt ein Buch heraus und legt dafür ein neues hinein. Tag und Nacht bleibt der Schrank geöffnet, Gertrud Peters, Kuratorin des Kit und neuerdings Bücherschrankpatin, wird ebenso wie Mitarbeiter des Literaturbüro NRW täglich nach dem Rechten sehen.
„Passiert ist bislang aber nur einmal etwas“, sagt Architekt Hans-Jürgen Greve. Zur Karnevalszeit sei ein Schrank in Köln verschmutzt worden. Seither wird er an den tollen Tagen abgeschlossen. Eine Ausnahme unter den 25 Schränken, die Greve bislang für deutsche Städte gebaut hat.
Maren Junglcaus hat für den Start Bücher von Autoren mitgebracht, die anlässlich der Literaturtage in Düsseldorf gelesen werden, „Meeresstille“ von Nicol Ljubic zum Beispiel. Sie selbst angelt sich ein Buch, das die grüne Kulturpolitikerin Marit von Ahlefeld gerade einräumen möchte: „So schön wie hier, kanns im Himmel gar nicht sein!“ von Christoph Schlingensief.
„Eine tolle Idee“, findet die 77 Jahre alte Marta B., die sich das Schmuckstück am Mittwoch aus nächster Nähe anschaut. „Ich kann mir keine Bücher mehr kaufen“, sagt sie. „Meine Wohnung in Flingern ist voll.“ Ihr kommt der Tausch also gelegen. Und vielleicht muss sie bald gar nicht mehr bis zum Rheinufer fahren, denn Bürgermeister Friedrich Conzen, Vorsitzender des Kulturausschusses, kündigte am Mittwoch an: „Es kommen noch mehr Bücherschränke.“
Initiiert hatten die ganze Sache das Literaturbüro und der Kulturausschuss. Die 7000 Euro für den Bücherschrank kamen aus dem Literaturetat der Stadt.