Sightrunning Hunderte Läufer joggen durch Düsseldorf Oper und Rathaus
Der zweite Urban Trail in Düsseldorf kommt gut an. Die Teilnehmer ließen sich vom Wetter nicht abschrecken. Sie schätzen es, Sport mit Sightseeing zu verbinden.
Es war kalt und windig, Regenwolken hingen tief am Himmel, die Innenstadt war am Sonntag morgen wie immer ausgestorben – bis auf ein paar einsame Läufer. Sie wurden jedoch immer mehr, zu Hunderten machten sie sich schließlich auf durch die Straßen, hinein in die Oper, durchs Marionettentheater, durch Einkaufszentren, durchs Rathaus. Zahlreiche Teilnehmer des sogenannten Urban Trails, des Laufes durch die Stadt, ließen sich von der Wettervorhersage nicht abschrecken. Nach dem Auftakt vor einem Jahr hieß es nun zum zweitem Mal joggen, walken oder spazieren gehen und dabei Sehenswürdigkeiten, Gebäude, Läden und mehr von einer anderen Seite kennenlernen.
In Laufhose und Regenjacke durch die Oper laufen
Die Veranstaltung läuft deutschlandweit, in Düsseldorf war sie schon im letzten Jahr, bei strahlendem Sonnenschein, beliebt – auch diesen Herbst meldeten sich mehr als 1000 Interessierte an. Die Sportler kommen dafür teils extra in die Städte gereist, um Bewegung mit Sightseeing zu verbinden. Dieses Mal ging die Strecke unter anderem in den Medienhafen, ins Haus der Architekten, durch Orte, die man sonst beim Ausgehen oder vom Einkaufsbummel kennt wie durchs Kino, die Kö-Galerie und Schadow-Arkaden, auch die Oper war wieder dabei. Und diese kam besonders gut an.
Arien und Ausschnitte aus Schwanensee hallten durchs Foyer und durch den Saal, die Mitarbeiter standen wie gewohnt elegant mit Anzug und Krawatte bereit. „Wie schön“, stellten verschwitzte Läufer in Sporthosen und bunten Regenjacken angesichts dieser Szenerie fest. „Da kann man ja gar nicht laufen, da muss man schreiten“, rief einer laut in die Runde. Sie quetschten sich durch die Zuschauerreihen, blickten sich um, sahen dann auf eine Bühne, auf der ein Arbeitslicht Gerüste und Bretter beleuchtete. „Die ganze Atmosphäre, das ist unglaublich hier“, sagten Estrella Delgavo und Katerina Bartolome.
Die Düsseldorferinnen waren zum zweitem Mal dabei, die Mischung aus Sport und Kultur trifft genau ihren Geschmack. „Wir machen beides sehr gerne, mal ins Museum gehen, aber auch trainieren. Das zu kombinieren, ist einfach perfekt.“ Oper, Marionettentheater und andere Stationen einmal von einer anderen Seite zu erleben, also nicht als Publikum, sondern hinter den Kulissen, das gefällt ihnen besonders. Für sie hat der Lauf aber auch noch eine andere Bedeutung: Sie denken an ihren Trainer, der an einer Erkrankung des Nervensystems leidet – für ihn waren sie unterwegs.
Für Mirco Sundermann und Olivia Gerlitz ist es hingegen ein Kurzbesuch in der Heimat. Gerlitz hat einmal in der Stadt gelebt und hatte Lust, auf etwas andere Art und Weise wieder Düsseldorfer Luft zu schnuppern. Sie lebt mit ihrem Freund jetzt in Herford, hinter Bielefeld, für den Urban Trail kamen die beiden extra angereist.
Dabei ist joggen sonst gar nicht so ihre Sache, eher die von Sundermann. Aber um Leistung, um gute Zeiten, geht es bei der Veranstaltung auch nicht. Vom ambitionierten Läufer bis zu gemütlichen Spaziergängern, von Einzelgängern bis zu teils verkleideten Gruppen, vom Feuerwehrmann in voller Montur, vom Vater mit Sohn bis zu jungen Pärchen – so unterschiedlich waren die Teilnehmer.
„Es geht um die Atmosphäre, und die ist total entspannt und gemütlich“, sagt Sundermann. Die trockenen Minuten am Anfang nutzen manche auch, um Erinnerungsfotos zu schießen – oder professionell schießen zu lassen. Und selbst die Regengüsse zwischendurch konnten den meisten den Spaß nicht verderben. Fortsetzung bei ihnen erwünscht.