Silvester in der Altstadt: Friedlich und vernebelt
Am Burgplatz äußern Düsseldorfer kleine und große Wünsche für 2011.
Düsseldorf. So richtig traut sich niemand auf den Eispanzer des Burgplatzes, als die Uhr zwölf schlägt. Die Silvester-Küsschen werden nur hastig an die Lieben verteilt. Schließlich müssen die Altstadtbesucher stets die Augen offen halten: Kreuz und quer fliegen Böller über den Platz — eine Rakete zischt in Augenhöhe vorbei.
Der Nebel wird durch den Schwarzpulver-Rauch noch verstärkt, die Konturen der Menschen verschwimmen. „Bloß weg hier“, sagt eine junge Frau und flüchtet aus der Knallzone.
Als das Jahr 2011 eine Viertelstunde alt ist, wird es ruhiger. Zeit für große Silvester-Gefühle. Für Mario Beckers bricht ein besonderes Jahr an: „Ich werde meiner großen Liebe 2011 einen Heiratsantrag machen.
Sie ist die Frau meines Lebens, und sie ahnt noch nichts.“ Der 28-Jährige wurde von seinen Freunden in die Düsseldorfer Altstadt gelotst, damit er Silvester nicht mit Liebeskummer verbringt. Denn die Angebetete studiert derzeit in Australien.
Thorsten Weher und Margit Ebner mussten nicht weit gehen, um zur größten Freiluft-Party der Stadt zu gelangen. Die beiden wohnen in der Altstadt. Weher will sich 2011 einen Jet-Ski gönnen und damit über den Rhein flitzen, seine Begleiterin einfach nur „weniger arbeiten“.
Einige Tage zu früh sind Kim Hong-Sung und Chang Mi-Huyung am Burgplatz, denn für die gebürtigen Koreaner beginnt das neue Jahr eigentlich erst am 3. Februar.
„Ich lebe aber seit über 20 Jahren in Düsseldorf und komme jedes Jahr zum Burgplatz. Die Düsseldorfer sind noch verrücktere Feuerwerker als die Chinesen“, sagt Kim. Er und seine Freundin wünschen sich für das neue Jahr die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea.
Ebenfalls einen politischen Silvesterwunsch hat Yussuf Galed, der als Kind aus Somalia nach Düsseldorf kam: „Ich wünsche mir, dass mein Heimatland mal nicht wegen der Piraten, sondern etwas Positivem in die Schlagzeilen kommt“, sagt er und jagt mit seinen Freunden die letzten bunten Neujahrsgrüße in den vernebelten Nachthimmel.
Die erste Stunde im neuen Jahrzehnt ist vorbei. Rettungskräfte versorgen an der Einfahrt zum Rathaus-Hinterhof einige Verletzte mit Knalltraumata oder leichten Verbrennungen. Die meisten Polizisten, Feuerwehrmänner und Sanitäter blicken entspannt auf den sich leerenden Burgplatz: Der Höhepunkt einer friedlich-vernebelten Silvesternacht ist vorbei.