So bunt war der CSD in Düsseldorf

In bunten Outfits zeigen sich die Teilnehmer des Christopher Street Day am Wochenende. Aber es geht natürlich nicht nur um Klamotten.

Miss Coco La Grande hat ihr Kostüm selbst gemacht. Sie trägt es heute zum zweiten Mal und mag die Aufmerksamkeit.

Foto: Carolin Scholz

Düsseldorf. Am Johannes-Rau-Platz und den umliegenden Wiesen stand am Wochenende alles im Zeichen des Regenbogens. Die Wiese ist dicht besetzt, fast jede Gruppe hat zumindest eine der bunten Fahnen mit dabei. Denn am Wochenende war hier der Hauptort für den diesjährigen Christopher Street Day (CSD), der sich in jedem Jahr für die Rechte der queeren Community (siehe Infokasten) einsetzt. Und das mit einem fröhlichen, ausgelassenen und offenen Fest. Aber nicht alle, die hier kommen, setzen nur auf Regenbogen-Fahnen. Manche haben sich ganz besonders zurecht gemacht.

Da ist zum Beispiel „Miss Coco La Grande“, die mit ihrem blumigen Kostüm überall auf sich aufmerksam macht. Sie ist auch sonst Mitglied in der KG Regenbogen und hatte ihr Kleid schon einmal an Karneval an. Dazu gehört ein enges Korsett und ein großer Reifrock, der komplett mit Blumen besetzt ist. Die Trägerin hat das Kleid selbst gemacht — das hat etwa ein Jahr gedauert. In den hellrosa Haaren - eine Perücke — trägt sie passend einen Blumenkranz.

Immer wieder kommen Leute auf sie zu, wollen ein Foto machen oder ein Kompliment. „Wenn man diese Aufmerksamkeit nicht mögen würde, würde man auch nicht so hierher kommen“, sagt die blumige Miss. Die Aufmerksamkeit und das Zurechtmachen ist aber nicht das wichtigste an diesem Tag - das weiß auch Miss Coco. „Ich finde, es sollte gar keine Trennung mehr geben. Nicht zwischen Nationalitäten, Hautfarben, Religionen — und auch nicht zwischen Geschlechtern“, sagt sie. Das sei eine veraltete Denkweise. Das diesjährige Motto „Die Welt gehört uns allen“ findet sie deshalb genau passend.

(Auch Carlos (li.) und Gabriele wollen heute auffallen. Foto: Carolin Scholz)

Aufmerksamkeit erregen wollen auch Gabriele und Carlos. Mit ihren Outfits - aber damit eben auch für die Sache. „Ich finde, in Düsseldorf könnte man beim CSD ruhig mehr Gas geben“, sagt Gabriele, der aus Italien kommt und seit sechs Jahren in Düsseldorf lebt. Er ist mit seinem Freund Carlos im Partnerlook gekommen. Beide tragen pinke Lederhosen, passende Blusen, pinke, hochgezogene Socken und auffällige Hüte mit langen Federn dran. Sie haben den Eindruck, dass Jahr für Jahr weniger Leute zum Christopher Street Day kommen. Für die beiden ist es aber ein Muss. „Wir lieben Düsseldorf und wohnen sehr gerne hier. Aber auch hier kann man noch nachbessern. Und dafür gehen wir hier zur Demo“, sagt Gabriele.

Immer mehr Gay-Szene-Clubs hätten in den letzten Jahr geschlossen und insgesamt haben sie das Gefühl, dass das Bewusstsein eher sinkt. „Wir brauchen mehr Power“, sagt auch Carlos. Daher: Nicht einfach in Jeans und Shirt zur Demo, sondern eben besonders.

("Nadja? Na, nett!!!" ist Travestiekünstlerin. Foto: Carolin Scholz)

„Das hier geht uns alle an“, sagt auch „Nadja? Na, nett!!!“, die ihren Namen auf ebendiese besondere Weise schreibt. Die Travestiekünstlerin hat heute ihr ganzes Outfit der Regenbogen-Flagge gewidmet. Von der Perücke über das Kleid mit kleiner Schleppe bis zum bunten Federfächer.

Für sie ist die Kernbotschaft Toleranz. „Dass jeder — unabhängig von Herkunft, Religion und sexueller Orientierung so lieben kann, wie er oder sie möchte.“ Auch das bunte Outfit kann Nadja erklären. „Wir haben ja nicht nur eine wichtige Botschaft, sondern feiern auch — uns und die freie Liebe.“ Und die bunten Farben könnten diese Feierlaune und die Fröhlichkeit hier eben besonders gut ausdrücken.