Hilfsprojekt „Hilf Mahl“: Essen gehen und an Obdachlose spenden
Neues Projekt ist in acht Restaurants gestartet. Gäste werden gebeten, die Rechnung um einen Euro zu erhöhen.
Kinderchirurg Thomas Meyer kannte es bisher nicht, Klinken zu putzen. Jetzt kennt er auch das Gefühl, abgewiesen zu werden. Hotels wie das Steigenberger, der Breidenbacher Hof oder das Hyatt blockten sofort ab, als er und seine Mitstreiterin Hannelore Rau im Winter das Anliegen vorstellten, mit einem neuen Projekt unter dem Namen „Hilf Mahl“ Spenden für Obdachlose zu sammeln. Andere Restaurants und Lokale zeigten sich offener, verwiesen aber auf den schlechten Zeitpunkt - im hektischen Weihnachtsgeschäft sei keine Zeit, die Gäste noch auf ein neues Hilfsprojekt aufmerksam zu machen.
Dabei ist die Idee schnell erklärt: Jeder Gast in einem teilnehmenden Restaurant findet ein kleines Kärtchen auf seinem Tisch. Das informiert den Gast über das Projekt „Hilf Mahl“ und erklärt, dass der Betrag von einem Euro seiner Rechnung als freiwillige Spende hinzugefügt wird. Die Aktion wird nur in den Wintermonaten - jeweils von November bis März - durchgeführt. Die Spenden gehen zu 100 Prozent an den Gutenachtbus, Fifty-Fifty und die Notunterkunft Ariadne.
Acht Restaurants - vier im Bereich der Ackerstraße (Cucina Vitale, Bistro Fatal, Luang Prabang und Hashi) sowie vier zum Hotel Maritim gehörende Lokale - konnten Thomas Meyer und Hannelore Rau bereits überzeugen. In der ersten Wintersaison sind so rund knapp 4000 Euro an Spenden zusammengekommen. Gianni Vitale vom Restaurant Cucina Vitale an der Ackerstraße hat bisher ausschließlich positive Rückmeldungen von Gästen bekommen. „Wir waren frech und haben den Extra-Euro unaufgefordert auf die Rechnung geschrieben, dann aber natürlich drauf hingewiesen, dass er nicht bezahlt werden muss“, erzählt er. Beschwerden habe es nie gegeben. „Viele haben den Betrag erhöht und fünf oder zehn Euro gegeben.“ Als im März die Kärtchen weggeräumt wurden, seien die Gäste enttäuscht gewesen. Dass die Aktion zurzeit nur in den kalten Wintermonaten läuft, habe aber Gründe: Im Winter sei die Spendenbereitschaft höher. „Außerdem wollen wir nicht, dass sich die Aktion abnutzt, wenn ganzjährig die Kärtchen ausliegen“, erklärt Hannelore Rau.
Die Idee stammt aus London. Dort wurde das Projekt „Streetsmart“ 1998 eingeführt. Ein Hamburger Ehepaar holte die Idee 2012 unter dem Namen „Hilf Mahl“ nach Deutschland, 2015 zog München nach. In den beiden Städten machen jeweils rund 25 Restaurants mit und sammeln pro Saison rund 20 000 Euro.
Hannelore Rau wurde vergangenes Jahr in München auf das Projekt aufmerksam. „Beim Bezahlen der Hotelrechnung, gab man mir den Flyer. Ich war sofort ganz angetan“, sagt sie. Als Privatière hatte sie sich ohnehin vorgenommen, sich sozial zu engagieren. „Und da dachte ich mir: Gründe ich doch mal einen Verein und hole die Idee nach Düsseldorf.“
Daniel Stumpe vom Gutenachtbus glaubt, dass „Hilf Mahl“ groß werden kann. Mit dem Gutenachtbus habe er die Restaurantbetreiber in der Altstadt als sehr hilfsbereit kennengelernt. Es muss sich erst einmal herumsprechen, dass es die Aktion gibt. Ich kann mir vorstellen, dass dann auch viele mitmachen werden.“