Traditions-Apotheke Der Krimi um die Pelikan-Apotheke in Düsseldorf-Bilk

Düsseldorf · Fast ein Jahr war die alte Apotheke an der Martinstraße geschlossen. Zuerst gab es Ärger mit dem Mieter, dann waren drei Stufen das Problem. Und die Betriebserlaubnis ließ auf sich warten.

Dorothee Knell in der Pelikan-Apotheke, die 1891 eröffnet wurde.

Foto: Nicole Gehring/Gehring

Wenn Dorothee Knell jetzt über das spricht, was sie in den vergangenen Monaten durchgemacht hat, kann sie es manchmal wohl selbst nicht so richtig glauben. „Ein echter Krimi“ sei das gewesen. Denn eigentlich wollte sie sich nur ihrer Kunst widmen, die alte Apotheke ihres Urgroßvaters in guten Händen wissen. Doch am Ende musste sie um deren Erhalt kämpfen. Und steht nun auch selbst wieder hinter der Theke.

1891 wurde die Pelikan-Apotheke erstmals eröffnet, 1908 kaufte ihr Urgroßvater Peter Pohlen das Geschäft an der Martinstraße in Bilk. Über die Generationen übernahm irgendwann Dorothee Knell. Sie ist quasi in der Apotheke aufgewachsen. „Schon als Kind habe ich geholfen, Pillen zu drehen und Zäpfchen zu gießen“, erinnert sie sich. 1999 übernahm sie dann die Apotheke samt der mehr als 100 Jahre alten Einrichtung.

Plötzlich stand eine Gerichtsvollzieherin vor der Tür

2014 aber, nachdem sie 15 Jahre die Geschäfte geführt hatte, wollte sie einen neuen Weg einschlagen und sich ihrer zweiten Leidenschaft widmen – der Kunst. Die Apotheke verkaufte sie an einen Nachfolger – das bedeutet die Kunden und Geschäfte, nicht aber Räume und Einrichtung – und zog nach München zum Kunststudium. Aus der Familie habe es niemanden gegeben, der übernehmen wollte. Und damit begann gewissermaßen die „Superkatastrophe“, wie sie jetzt rückblickend sagt.

„Der hat die Apotheke mit allen Mitteln an die Wand gefahren“, sagt Dorothee Knell über den Nachfolger. Er habe keine Kontrolle über die Rechnungen gehabt, vieles versäumt und irgendwann auch keine Miete mehr an die Besitzerin gezahlt. Im Frühjahr 2018 kündigte sie ihm deshalb den Mietvertrag. Bis er das Geschäft abgab und räumte, dauerte es aber noch. Eine Zeit, in der Dorothee Knell auch um ihre historische Einrichtung kämpfen musste, denn der Mieter erhob nach ihrer Aussage auch noch Ansprüche auf die schöne, dunkle Holzausstattung, drohte wohl schließlich sogar damit, diese zu zerstören. Bei der Schlüsselübergabe kam dann ein großes Chaos ans Tageslicht. Dorothee Knell war geschockt über den Zustand der Räume. Auch eine Gerichtsvollzieherin stand dann plötzlich vor der Tür, die den Mieter erwartet hatte.

Doch auch als dieses Problem geklärt war, sie also endlich wieder in ihre Räume konnte, blieb keine Zeit zum Durchatmen. Denn dann waren da ja noch die drei Stufen. „Weil die Apotheke nicht nahtlos an den nächsten Betreiber übergeben wurde, entfiel laut Amtsapotheker der Bestandsschutz“, sagt sie. Und die Betriebserlaubnis konnte nicht erteilt werden. Denn nun ging es aus bürokratischer Sicht nicht mehr um eine Wiedereröffnung, sondern um eine Neueröffnung. Und Apotheken, die neu eröffnen, müssen barrierefrei sein.

Vor Weihnachten 2018 kam dann aber endlich eine gute Nachricht. Wenn Dorothee Knell es schafft, innerhalb eines Jahres nach der Schließung wiederzueröffnen, kann es weitergehen. Problem war nun, einen Apotheker zu finden, der das historische Geschäft weiterführen möchte. Denn weil sie selbst mehr als zwei Jahre nicht pharmazeutisch tätig war, konnte sie nicht selbst wieder einsteigen.

Zettel im Schaufenster hielten Kunden auf dem Laufenden

Bis wieder Tabletten und Tropfen über die Theke gehen konnten, verging also tatsächlich knapp ein Jahr. „Es mussten immer neue Auflagen erfüllt werden“, sagt Dorothee Knell. Die früheren Kunden hielt sie mit Zetteln im Schaufenster auf dem Laufenden. „Immer wieder wurde ich angesprochen, wann wir denn endlich wieder eröffnen“, sagt sie. Ende Juli war es dann so weit. Endlich ist die Institution Pelikan wieder Teil des Stadtteils.

Heute steht Dorothee Knell auch wieder selbst hinter der Theke . Als Angestellte von Dietrich Hoehn, der die Apotheke nun übernommen hat. Heute ist sie zufrieden, sagt aber: „Es war ein Kampf. Ich hatte viele schlaflose Nächte.“ Und nicht nur Nerven, sondern auch viel Geld habe das lange Hin und Her sie gekostet. Doch sie scheint, als sei sie jemand, der in allem das Positive sieht. „Ich werde irgendwann ein Buch über die Machenschaften der Apothekenszene in Unterbilk schreiben“, sagt sie lachend.