Vorträge Düsseldorfer Rede-Nacht: Acht Redner und jede Menge guter Tipps

Düsseldorf · Bei der zweiten Düsseldorfer Rede-Nacht im Savoy konnten die Zuschauer einiges über Rhetorikkünste lernen, die sie auch direkt im Alltag anwenden können.

Die Redner am Ende der Düsseldorfer Rede-Nacht im Savoy, veranstaltet von den Toastmasters.

Foto: Viktor Fink

„Morgen wird alles anders“, den Satz hat wohl schon jeder einmal für sich formuliert. Dieser hoffnungsvolle Vorsatz war auch das Motto der „2. Düsseldorfer Rede-Nacht“ im Savoy-Theater am Donnerstagabend.

Gute drei Stunden lang erlebte das Publikum spannende Wortbeiträge von acht Rednern zu unterschiedlichsten Themenfeldern, die den Bogen vom täglichen kleinen Glücksmoment über den Umgang mit Stress und Gedächtnistraining bis hin zur Vorbereitung auf den eigenen Tod spannten.

Die Idee zur Redenacht stammt von den Toastmasters, die sich auf die Fahne geschrieben haben, die freie Rede zu kultivieren und zu fördern. 1924 wurden die Toastmasters in Kalifornien als non-profit-Organisation gegründet und haben heute weltweit 1600 Clubs, deren Mitglieder sich regelmäßig treffen, um ihre Rede- und Führungsqualitäten zu trainieren. Auch in Düsseldorf gibt es einen Toastmasters Club.

Dass es sich durchaus auszahlen kann, das freie Reden zu üben und sich von den Zuhörern konstruktive Kritik abzuholen, bewiesen die acht Teilnehmer am Donnerstagabend, die inzwischen Profis sind, wenn es darum geht, Inhalte spannend und für das Publikum erkenntnisreich vorzutragen. Jeder Redner hatte dafür 15 Minuten Zeit.

Zum Einstieg berichtete Alexandra Langstrof von einem Schicksalsschlag, der ihr Leben auf den Kopf stellte und sie zum Umdenken zwang. Die Dozentin ist seit über 25 Jahren selbständig, führte zwei Unternehmen und wuppte zudem noch ihr Familienleben mit zwei kleinen Kindern. Als ihr Körper die Notbremse zog, machte sie sich klar: „Mit unseren Gedanken formen wir die Welt um uns herum“. Ihr Tipp ans Publikum war so simpel wie effektiv: „Denken Sie dreimal am Tag an einen Moment, in dem Sie glücklich waren, und seien Sie dankbar für alles, was Sie erleben“. Damit ließen sich auch Krisen meistern.

Geschicktes Nachfragen kann Unterhaltungen verbessern

Malte W. Wilkes Erfolgsrezept war die ideale Ergänzung zu seiner Vorrednerin. Der weitegereiste Unternehmensberater nennt es „WIF“. Das W stehe für die Frage Warum, die seiner Meinung nach der optimale Türöffner sein kann, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. „Fragen Sie jemanden, wie es ihm geht und wenn er antwortet: gut, fragen sie nach: warum?“ Das I stehe für „ich will“ und das F für Fragen, erklärte Wilkes weiter, wie er bedeutende Menschen, etwa den Dalai Lama oder Mutter Theresa, treffen konnte. Außerdem habe er von den Maori das Geheimnis des traditionellen Haka-Tanzes gelernt. „Die Silbe Ha steht für ich will und Ka für so sei es.“ Mit diesem neuseeländischen Mantra ließe es sich gut in den Tag starten, vor allem wenn wichtige Entscheidungen oder Termine anstünden, war sein abschließender Tipp.

Ferdinand Friesel trieben da ganz andere Gedanken um. Der Vater zweier Söhne plauderte über deren unterschiedliche Lebensentwürfe. Während Leon (22) in Heidelberg noch ganz klassisch analog studiere, habe sich sein Bruder Henry zuhause mit einem digitalen Fernstudium gut eingerichtet. Das sorge für reichlich Gesprächsstoff im Hause Friesel, verriet der Personalberater und Headhunter. So musste er sich staunend vom Sohnemann Leon belehren lassen, dass man heute eine Whats App schreibt, um seinen Anruf anzukündigen. Darauf der Vater: „Früher wussten wir nie wer an anruft, weil es kein Display gab.“

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren Themen, die Marcus Bonsiepen umtrieben. Der Bochumer war mit eigenem Sarg angereist und hielt ein kurzweiliges und witziges Plädoyer für die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, die zu erhellenden Selbsterkenntnissen und unvergesslichen Momenten im Freundes- und Bekanntenkreise führen könne. Etwa wenn man einem Brautpaar einen Sarg zum Geschenk mache.

Sowas kann schon mal zu Stress führen. Was in solchen Situationen hilfreich ist, erzählte Professor Hubert Trübel. Er veranschaulichte anhand eines Beispiels aus der Automechanik, wie sich die psychische Widerstandskraft stärken lässt, um Krisen besser meistern zu können.

Nicht nur wer gestresst ist oder Krisen durchlebt, erlebt Gedächtnisaussetzer. Wie sich die Denkfabrik mit kleinen Tricks auf Touren halten lässt, war Thema im Redebeitrag von Toastmasters Düsseldorf-Vorstand Boris Rickmann, der von Eselsbrücken und Gedächtnispalästen berichtete.

Etwas, das im Gehirn einmal abgespeichert ist und mit positiven Erinnerungen verknüpft werden kann, ist der Geschmack. „Der ist individuell und gehört nur Ihnen“, stellte Jakub Kratochvil klar. Der Mann muss es wissen, ist er doch Gourmet und hat den Genuss zur Kunstform erkoren. Der gebürtige Tscheche zelebrierte so eindrucksvoll, wie er ein Stück Schokolade isst, dass den Zuschauern das Wasser im Mund zusammenlief.

Geschmack war auch ein Thema für Dr. Hayk Vardonyan. Aufgewachsen in Armenien, erlebte er vor rund zehn Jahren, was es heißt, als Fremder nach Deutschland zu kommen. Kurzweilig ließ er das Publikum an seinen nicht immer positiven Erinnerungen an die neue Heimat teilhaben und erzählte, wie man in Armenien nach einem Umzug ordentlich Fleisch isst, während es hierzulande nur Würstchen mit Suppe bei einem Umzug gegeben hätte, den er mitgemacht hat.

Keine Frage, nach über drei Stunden hervorragenden Redebeiträgen war das Publikum um so manche Erkenntnis reicher. Allerdings auch ein wenig überfordert. Denn es braucht schon eine Portion Konzentration, um so lange am Ball zu bleiben. Einzig an den Übergängen zwischen den einzelnen Redebeiträgen, die mitunter etwas holprig waren, und an der Pausenbeschallung, die sich als Endlosschleife von Pharrell Williams‘ „Happy“ entpuppte, könnten die Veranstalter noch etwas feilen.

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