Film Am Filmset von „Geborgtes Weiß“
Düsseldorf · Ulrich Matthes und Susanne Wolff haben in Hubbelrath einen Film gedreht. Er soll im Herbst 2020 in die Kinos kommen. Der Film setzt sich mit Themen wie Grenzerfahrungen und Zugehörigkeit auseinander.
In der Lobby eines Golfressorts in Hubbelrath wird gerade letzte Hand an die Ausleuchtung für die erste Filmszene dieses Tages gelegt. Gedreht wird „Geborgtes Weiß“, so der vorläufige Arbeitstitel unter der Regie von Sebastian Ko.
Ein junger Albaner fügt ihrem linksliberalen Weltbild Risse zu
Vor der Kamera stehen werden Ulrich Matthes, Susanne Wolff und der in Deutschland noch unbekannte albanische Schauspieler Florist Bajgora. Auf die Frage, worum es in dem Film geht, gibt sich das Team geheimnisvoll: „Es ist ein bisschen Szenen einer Ehe, ein bisschen Thriller und es ist auch durchaus ein Film mit einem politischen Kontext“, zählt Ulrich Matthes auf. Er spielt den Ehemann von Susanne Wolff. Ein junger Wanderarbeiter aus Albanien tritt in ihr Leben, der alles, was das Paar bis dahin für selbstverständlich annahm, infrage stellen wird und ihrem linksliberalen Weltbild erhebliche Risse zufügt. „Es wird psychologisch sehr spannend“, verspricht Matthes. „Die Geschichte spielt in der Grenzregion Deutschland und Belgien“, ergänzt Regisseur Sebastian Ko. „Um den politischen Aspekt noch zu unterstreichen, haben wir uns bewusst für Albanien als Herkunftsland für die Figur des Valmir entschieden, ein Land, das außerhalb der EU liegt“. Der Hintergrund für die Geschichte sei die Auseinandersetzung mit Themen wie Grenzerfahrungen, Zugehörigkeit und die Frage, ab wann ist man ein Eindringling?
Das Team ist nur für einen Tag angereist. Achtzehn Drehtage liegen bereits hinter ihnen, in einer laut Matthes, „Mischung aus abgerockter und verwunschener Villa“ in Königswinter. Im Anschluss geht es ins Hohe Venn. „Hoffentlich schneit es nicht“, schickt Sebastian Ko einen Wunsch ins Universum. Denn das würde nicht zur Herbststimmung des Films passen, dessen Kinostart für Ende 2020 geplant ist.
Für Ulrich Matthes ist Düsseldorf als Arbeitsort nichts Neues. „Ich habe hier während meiner Zeit am Schauspielhaus in den 1980ern gewohnt, auf der Degerstraße“, erinnert er sich. Seit einem halben Jahr ist er Vorsitzender der Filmakademie. Anfangs wollte er diese Aufgabe gar nicht übernehmen, gibt der Schauspieler zu. Erst als er sich bei Iris Berben, die den Vorsitz für neun Jahre hatte rückversicherte, dass dadurch seine Arbeit für Theater- und Filmproduktionen nicht massiv beeinträchtigt würde, sagte er schließlich zu.
Ulrich Matthes hat in den 1980er Jahren in Düsseldorf gewohnt
Gefragt, welche Themen ihm besonders am Herzen liegen, wird Matthes leidenschaftlich. „Diese unsägliche Trennung zwischen E und U würde ich gerne aufheben“. Es gäbe „sowohl beschissen langweilige wie tolle Arthaus-Filme, als auch grauenhaft-dämliche und sehr unterhaltsame Blockbuster“, bilanziert der 61-jährige. Was ihn aber so richtig auf die Palme bringt, ist der „Hochmut beider Seiten der jeweils anderen Fraktion gegenüber“. Da müsse sich dringend etwas ändern, meint der Akademie-Präsident und setzt noch eins drauf: „Ich finde, der Deutsche Film muss politischer werden“. Dann wird Ulrich Matthes ernst. Er habe, nachdem er sich deutlich gegen den erstarkenden Rechtspopulismus in vielen Teilen der Welt, aber insbesondere hierzulande ausgesprochen hatte, Morddrohungen erhalten. „Das hat mich als Mensch und Privatperson schon sehr getroffen“, gibt der Schauspieler zu. Doch das ändere nichts an seiner Einstellung zu diesem Thema.