So war Geisels erster OB-Tag
In der Nacht wurde mit Prosecco angestoßen, um 9 Uhr traf sich die Verwaltungsspitze. Dann stellte sich der OB den Medien.
Düsseldorf. Er kam als Bürger und ging als Oberbürgermeister: Die Amtsübernahme von Thomas Geisel erfolgte in der Nacht zu Dienstag im Ständehaus. Dort hatte Netzwerker Axel Pollheim am Montagabend zum Ständehaus-Treff gebeten. Eon-Chef Johannes Theyssen war Hauptgast beim Talk vor rund 500 Gästen aus Politik und Wirtschaft. Auch Geisel wurde auf die Bühne gebeten, denn Theyssen und Geisel (früher bei Ruhrgas) kennen sich. Es wurde heiter geplaudert.
Auf die Amtsübernahme angestoßen wurde zweieinhalb Stunden nach Ende der eigentlichen Veranstaltung. Unter den Gästen, die so lange warteten, waren viele Parteifreunde und Weggefährten des neuen Stadtchefs, aber auch politische Kontrahenten wie CDU-Chef Thomas Jarzombek und CDU-Fraktionsvize Andreas Hartnigk. Punkt null Uhr wurde mit Prosecco angestoßen, Geisel sprach einige Worte: „Ich bin am Ziel dessen, was ich mir vor anderthalb Jahren vorgenommen habe. Ich bin glücklich und demütig. Es ist eine große Aufgabe.“
Dann gab es einen besinnlichen Moment: Geisel bat Hille Erwin, Ehefrau seines verstorbenen Vorgängers Joachim Erwin, auf die Bühne. Der wäre am Tag von Geisels Amtsübernahme 65 Jahre alt geworden. Beide umarmten sich. Im Wahlkampf hatte Geisel öfters an Erwins Leistungen erinnert.
Kurz danach verschwand Geisel schon, denn am Dienstag hatte der frisch gebackene OB ein strammes Programm vor sich. Zunächst war Kistenschleppen angesagt — von seinem provisorischen Büro im Rathaus ins Amtszimmer. Um 9 Uhr dann leitete er zum ersten Mal die Verwaltungskonferenz. Dabei gab’s zum Auftakt einen Taktstock. Und zwar den, den Generalmusikdirektor Axel Kober schon in Bayreuth gehoben hat. Stadtdirektor Manfred Abrahams überreichte mit den Worten: „Was früher ein Machtsymbol war, ist heute ein Mittel zur Kommunikation.“
Am Mittag dann bat Geisel die Presse ins Rathaus, um von seinen aktuellen Plänen zu erzählen. Wichtigste Aufgabe sei die Wiederaufforstung nach dem Pfingstorkan „Ela“. Mindestens fünf Jahre dauere das und koste 65 bis 80 Millionen Euro, glaubt Geisel. Man werde die Kampagne „Neue Bäume für Düsseldorf“ neu befeuern, die bislang eingesammelten gut 200 000 Euro seien mehr als ausbaufähig.
Sein Büro wirbt noch um Persönlichkeiten, die als Botschafter mitmachen, aber auch um Musiker für Benefizaktionen. Am liebsten hätte man Topstars wie die Toten Hosen, ob das realistisch ist, wird sich zeigen. Am 16. September gibt es erst mal einen Runden Tisch zum Thema Bäume, am 28.9. steigt ein Helferfest in der Rheinterrasse.
Was hat Geisel sonst so vor? Beim Spitzenpersonal möchte der SPD-OB mit allen sieben Dezernenten weiterarbeiten, obwohl vier ein CDU-Parteibuch haben: „Ich habe keinen Grund, an ihrer Loyalität zu zweifeln.“ Es gelte zudem, vakante Führungspositionen zügig zu besetzen, so im Presseamt, an dessen Spitze Natalia Fedossenko seit Dienstag freigestellt ist.
Nachmittags hatte der neue OB noch einen Antrittstermin mit den neuen Mitarbeitern seines Büros. Termin auf Termin also. Immerhin ging der Tag entspannt zu Ende — so jedenfalls war der Plan: „Ich werde mit meiner Frau ausgehen. Diesen Abend habe ich mir extra frei gehalten“, so Geisel vorher.