Fortuna Düsseldorf So will Funkel die Fortuna torgefährlicher machen
Maria Alm/Düsseldorf. Friedhelm Funkel würde gerne seinen Rekord ausbauen. Fünf Mal ist er bereits aufgestiegen, „das sechste Mal mit der Fortuna den Sprung zu schaffen, würde ich total gerne, aber darüber denke ich derzeit bestimmt, noch nicht nach“, sagt der Trainer des Fußball-Zweitligisten.
Immerhin würde er dann seine Bestmarke im deutschen Profi-Fußball noch unerreichbarer machen. Im Trainingslager stand der 63-Jährige uns gut gelaunt zum Interview zur Verfügung.
Herr Funkel, stark setzt Sie die Vereinsführung mit der Zielsetzung unter Druck, Platz sechs oder besser zu erreichen?
Friedhelm Funkel: Nach einer Spielzeit, die wegen der Ausgeglichenheit der Liga und fehlender Effizienz unsererseits zum Ende noch einmal eng geworden ist, wollen wir uns nicht nur stabilisieren. Das Ziel ist schon, oben anzugreifen. Wir haben aber 15 Spieler im Kader, die jünger als 23 Jahre alt sind. Die größere Wahrscheinlichkeit, um den Aufstieg mitzuspielen, hast du mit einer erfahreneren Mannschaft. Die hatte ich jeweils in Köln und in Frankfurt. Wir müssen jetzt schauen, wie wir mit einer anderen Erwartungshaltung umgehen können. Wenn wir noch mindestens drei gute Spieler dazu bekommen und gut aus den Startlöchern kommen, können wir das ausgegebene Ziel durchaus erreichen.
Sind Sie sauer, dass der Vereinsvorsitzende diese Zielsetzung überhaupt so früh geäußert hat?
Funkel: Nein, ich bin durchaus optimistisch, wenn wir uns weiterhin gut verstärken. In den Umfragen mit anderen Trainern oder Experten, wer aufsteigt, kommt Fortuna aber nicht einmal vor. Wir kommen weiter nach oben, aber es gibt keine Garantie. Mittelfristig wollen wir in die Bundesliga, aber den Begriff mittelfristig verstehen einige falsch. Ich hoffe, dass es in der Tabelle noch enger wird als vergangenes Jahr. Ingolstadt, Darmstadt, Braunschweig und Berlin haben die besten Chancen durch die Konstellation der Erfahrung dieser Mannschaften. Wir wollen kontinuierlich punkten und oben dazugehören.
Wie konnten Sie so souverän damit umgehen, dass Sie zum Ende der vergangenen Saison öffentlich in Frage gestellt wurden?
Funkel: Was soll mir noch in meinem Leben passieren? Wenn ich nicht souverän bin, wer soll es denn dann sein. Diese Dinge lasse ich nicht mehr an mich heran. Das hat mit der Erfahrung zu tun, auch, dass es mir unglaublich gut geht. Ich bin gesund, das ist das Allerwichtigste. Es ist ein großes Glück, noch einmal heiraten zu dürfen, das macht man ja auch nicht so oft. Ich habe eine tolle Frau, tolle Kinder und mir macht es Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. Ich kann es ja auch nicht ändern, wenn berechtigte oder unberechtigte Kritik geäußert wird. Vor zehn Jahren hätte ich mich über letzteres aufgeregt. Die nötige Gelassenheit gibt mir auch mein supernetter Freundeskreis, bei dem ich abschalten. So konnte ich auch die Rückschläge besser einordnen.
Und was tut man dann?
Funkel: Du musst als Trainer nur dafür sorgen, dass Aussetzer wie in Hannover (1:6) nicht noch einmal vorkommen. Und es ist auch wichtig, eigene Fehler vor der Mannschaft einzuräumen, zum Beispiel, als wir vor dem Würzburg-Spiel zu viel gemacht und den Spielern einen viel zu schweren Rucksack aufgeladen haben.
Kommen wir zur aktuellen Saison. Es sollen ja noch Spieler verpflichtet werden. Wird der Kader nicht langsam zu groß?
Funkel: Ich rechne immer mit 24 Feldspielern als eine gute Kadergröße. Mindestens drei Profis wollen wir noch holen, vielleicht auch vier. Aber die brauchen wir auch. Junge Spieler haben wir ja genug, es sollen Spieler mit Erfahrung kommen, mit einem entsprechenden Alter. Der Konkurrenzkampf wird damit weiter angeheizt, und wir bekommen mehr Schnelligkeit in den Kader, um schneller umschalten und mit mehr Risiko nach vorne spielen zu können — aber mit kalkuliertem Risiko. Ich habe vor, künftig mehr und schneller auf Formschwankungen personell zu reagieren. Wie wir dann Spieler noch abgeben oder ausleihen, müssen wir dann im Einzelfall entscheiden.
Die Mannschaft muss torgefährlicher werden. Helfen da nur zwei Stürmer?
Funkel: Wir müssen effizienter werden. Fünf bis acht Tore hätten wir leicht in der Saison mehr erzielen können. Beispielsweise in Dresden hätten wir 5:0 gewinnen müssen. Wenn wir künftig zwei Spitzen haben, die gut drauf sind, werde ich diese natürlich auch spielen lassen. Insgesamt können wir dann variabler agieren. So werden wir dann auch häufiger mit einer Dreierkette, fünf Mittelfeldspielern und zwei Stürmern auflaufen können.
Wann kommen die nächsten neuen Spieler?
Funkel: Ich hoffe, dass jetzt noch jemand im Trainingslager zu uns stößt. Aber das ist nicht so entscheidend. Ich hatte auch nicht erwartet, dass die Verhandlungen in Sachen Rouwen Hennings so schnell zum Erfolg führen.
Sie haben einige Spieler in der vergangenen Saison weiterentwickelt. Ist Marcel Sobottka, dessen Vertrag bis 2022 verlängert wurde, besonders wichtig?
Funkel: Er ist ein echter Charakterspieler, von dem ich mir noch einiges erwarte. Er ist klar im Kopf, übernimmt wirklich Verantwortung und ist torgefährlich. Allerdings muss er noch häufiger treffen. Von ihm erwarte ich fünf bis acht Treffer in der kommenden Saison.
Ist Florian Neuhaus das nächste große Talent, was heranreift?
Funkel: Ich rufe ihn noch manchmal Julian, weil ich ihn mit Julian Weigl vergleiche, den ich bei 1860 München zu den Profis hochgezogen habe. Er ist schnell und kann ein Spiel lesen. Allerdings ist Neuhaus etwas offensiver orientiert als Weigl. Aber er hebt wie auch Niko Gießelmann unser Niveau an. Und das ist nötig, um als Mannschaft den nächsten Schritt zu machen.