Autofahren im Alter Sollten Senioren auch im Alter noch Auto fahren?
83-jähriger Autofahrer verliert Kontrolle über sein Auto und verletzt Fußgänger schwer. Tauglichkeits-Tests sind aber selten.
Düsseldorf. Es war ein Unfall, wie man ihn sich nicht vorstellen will: Am Dienstag in einem Parkhaus auf der Kö versuchte ein 83 Jahre alter Autofahrer, seinen Mercedes mit Automatik-Getriebe einzuparken. Plötzlich setzte sich der Wagen mit hoher Geschwindigkeit nach hinten in Bewegung und fuhr einen Fußgänger (59) an. Nach WZ-Informationen wurde der Mann zwischen Auto und einer Wand eingeklemmt, mit schweren Verletzungen kam er kurz darauf ins Krankenhaus.
Die genauen Umstände waren am Mittwoch noch unklar. Das Auto soll auf technische Mängel untersucht werden, der Fahrer sprach von einem festgeklemmten Gaspedal. Die Polizei hat aber auch einen Bericht an das Straßenverkehrsamt geschickt. Darin wird angeregt, die körperliche Eignung des Mannes zu überprüfen, ein Fahrzeug zu führen.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf eine Diskussion, die nach Unfällen dieser Art oder auch beim Verkehrsgerichtstag in Goslar immer wieder aufkommt: Sollten Autofahrer ab einem gewissen Alter verpflichtet werden, sich solchen Tests zu unterziehen? Senioren sind nicht überproportional oft an Unfällen beteiligt. In den vergangenen Jahren gab es in Düsseldorf allerdings einen sprunghaften Anstieg: 2008 verschuldeten sie 556 Autounfälle, 2011 dann 700. Leicht unter diesem Niveau hat die Zahl sich eingependelt.
Bislang sind Überprüfungen von Senioren die große Ausnahme, wie Jörg Schmitz-Beuting erläutert, Leiter der Gutachten-Abteilung beim Gesundheitsamt. Es gebe viele Gründe, die Eignung infrage zu stellen: Sehschwäche, Herz-Rhythmus-Störungen, Epilepsie, Drogenkonsum, Parkinson und andere. Bei Älteren spiele oft Demenz eine Rolle: „Sie kommen dann nach einem Unfall mit unklarer Ursache oder weil jemand ihre Fahrtüchtigkeit angezweifelt hat.“ Die Zahl der Fälle liege aber bei weniger als 20 im Jahr.
Ansonsten gibt es durchaus Angebote für ältere Menschen, die Zweifel an ihrer Fahrtauglichkeit haben — doch sie sind freiwillig. Die Verkehrswacht etwa bietet Fahrsicherheitstrainings für Senioren an. Fahrlehrer Ahmed Baziou bietet seit Jahren individuelle Nachschulungen für Ältere an, je nach Bedarf: „Mit manchen üben wir Autobahnfahren, mit anderen geht es ins Parkhaus.“ Manche seien einfach lange nicht gefahren oder vom Land hergezogen und wollten sich an den Stadtverkehr gewöhnen. Andere kämen mit der Technik des neuen Autos nicht zurecht.
Baziou glaubt, dass solche Angebote mehr genutzt werden sollten, es lasse sich immer ein positiver Effekt feststellen. „Allerdings kam es auch schon vor, dass wir Leuten hinterher geraten haben, sich nicht mehr hinters Steuer zu setzen.“