SPD wählt Thomas Geisel einstimmig

Die Basis der Partei schickte den 49-Jährigen am Freitag bei einem Parteitag ins OB-Rennen.

Düsseldorf. Zwei Minuten und 20 Sekunden dauerten am Ende die stehenden Ovationen, einstimmig votierte die SPD-Basis am Freitag auf einem Parteitag für Thomas Geisel als OB-Kandidat.

Rund 40 Minuten hatte zuvor seine teils frei gehaltene, teils abgelesene Rede im Chapiteau Theater am Flinger Broich gedauert. Dabei gewährte Geisel Einblicke in sein Privatleben, holte aber vor allem zum politischen Rundumschlag aus.

Zu Beginn erzählte der Anwalt und ehemalige Eon-Ruhrgas-Manager eine Geschichte, bei der er vor mehr als 40 Jahren „zum ersten Mal im Rampenlicht für unsere Partei“ stand. Als Achtjähriger durfte er als Sohn eines SPD-Landtagskandidaten in seiner Geburtsstadt Ellwangen Willy Brandt am Bahnhof begrüßen. Allerdings habe er sich nicht an die eingeübten Worte gehalten, sondern einfach gesagt: „Grüß Gott, Herr Willy!“

Nicht nur als echter Genosse wollte sich Geisel darstellen, auch als Düsseldorfer, der seine Stadt liebt. So erzählte der Vater von fünf Töchtern, wie wohl er sich mit seiner Familie in Pempelfort und Derendorf fühlen würde, wo er seit mehr als zehn Jahren wohnt. So wolle er dem amtierenden OB nicht widersprechen, wenn der sage: „Düsseldorf ist eine lebenswerte und liebenswerte Stadt.“

Manche Dinge jedoch habe man „schlicht verschlafen“. Laut Geisel zum Beispiel in der Wohnungspolitik, die der 49-Jährige in seiner Rede als erstes politisches Thema aufgriff. Hier wundere er sich, dass Quoten „für preiswerten und bezahlbaren“ Wohnraum eingeführt worden seien. Denn, was sei mit dem Rest?

„Der ist dann per Definition unbezahlbar.“ Bei der Festlegung auf eine flexible Quote befürchte er zudem, dass sie keine „Relevanz entfalten wird“. Geisel forderte vielmehr für begehrte Innenstadtbezirke einen „verpflichtenden Anteil von mindestens 30 Prozent für öffentlich geförderten und preiswerten Wohnraum.“

Zudem müsse die Städtische Wohnungsbaugesellschaft mit mehr finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um zu einer „ausgewogenen Stadtentwicklung“ zu kommen.

Beim Verkehr kritisierte Geisel, dass Düsseldorf am Ideal der „autogerechten Stadt“ festhalte. Ziel müsse es sein, Durchgangsverkehr aus der Stadt herauszuhalten, die Kö-Bogen-Tunnel sorgten für das Gegenteil. Individualverkehr müsste die Ausnahme sein, „Öffentlicher Nahverkehr und der Fahrradverkehr die Regel“. Bahnen sollte zudem grundsätzlich Vorfahrt vor Autos erhalten.

Ein Projekt der Zukunft, das er unterstütze, sehe er im Reisholzer Hafen. Der Industriestandort Düsseldorf würde gestärkt, Arbeitsplätze geschaffen und Verkehr von der Straße auf das Wasser verlegt, was ökologisch sinnvoll sei.

Zuletzt betonte Geisel, dass er für eine andere Führungskultur stehe. Er kritisierte vorherrschendes Lagerdenken und auch den OB direkt, unter anderem mit Blick auf die Feuerwehraffäre. „Wegen einer Bagatelle suspendiert man keine Mitarbeiter, die nicht selten ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, um andere Menschen zu retten.“ An einer anderen Stelle sagte Geisel: „Wir bauchen im Rathaus keinen Streithansel.“