Generationen-Projekt Düsseldorfer Kinder und Senioren spielen hier gemeinsam
Düsseldorf · Auf dem Spielplatz an der Flotowstraße in Benrath treffen sich Alt und Jung. Der Austausch ist ein Gewinn für beide Generationen.
Der Spielplatz an der Flotowstraße in Benrath liegt so versteckt, dass er im Bekanntenkreis unter dem Namen „Geheimspielplatz“ läuft. Er liegt zwischen drei Häuserblöcken, jeweils erreichbar durch einen Fußweg, der nicht sofort den Blick auf das Gelände frei gibt. Lange Zeit kümmerte sich niemand um den Platz. Es gab nur ein paar alte Spielgeräte und eine verfallene Bank. Gespielt wurde hier kaum noch, Kiffer bevölkerten den Platz und die Wiese wurde als Hundewiese genutzt.
Inzwischen ist der Mehrgenerationenspielplatz an der Flotowstraße ein idyllischer Ort. Das liegt auch an Brigitte Zschörnick, die sich seit 2012 für den Platz engagiert. Mit Spendengeldern der Bürgerstiftung sowie der Unterstützung der Bezirksvertretung 9, des Jugendamtes und des Gartenamtes der Stadt Düsseldorf gelang es, den Platz zu verschönern. Und die Spielplatzpatin sorgt dafür, dass der Platz in Ordnung bleibt. Im August 2013 wurde der Spielplatz mit vielen Spielgeräten – auch für Erwachsene – wiedereröffnet. Der ruhige Ort, der rundherum von Gärten begrenzt ist, lädt heute zum Spielen ein.
Mit der Wiedereröffnung des Spielplatzes rief Brigitte Zschörnick ein Treffen ins Leben, um gemeinsam an den drei installierten Fitnessgeräten zu trainieren. Anschließend frühstücken die 13 Senioren auf dem Spielplatz. Es gibt frischen Kaffee und jeder bringt etwas mit. „Wir treffen uns, um die Nachbarschaft nicht aus den Augen zu verlieren“, sagt Hannelore Breuer. „Für uns Ältere ist es wichtig, zu kommunizieren.“
Damit das nicht nur untereinander geschieht, hat Brigitte Zschörnick das Projekt „Klein trifft Groß“ ins Leben gerufen. Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich die Senioren seit 2015 mit einer Gruppe von Kindern aus der Kindertagesstätte Südallee zum gemeinsamen Spielen. Heute sind 18 Kinder zwischen zweieinhalb und fünf Jahren gekommen. Spielplatzpatin Brigitte Zschörnick holt aus einem Container Hüpftiere, Hula-Hoop-Reifen und Bälle. Sie werden vom Jugendamt zur Verfügung gestellt und werden schnell in Beschlag genommen.
„Es macht mir immer wieder Spaß, vor allem wenn die Kleinen da sind“, sagt Helga Nüßing, die seit sechs Jahren regelmäßig dabei ist. Der Sport ist ihr wichtig und das Spiel mit den Kindern macht ihr Freude. „Ich habe selbst keine Kinder, komme aber gut mit ihnen klar – auch mit den schwierigen“, sagt sie, während sie mit fünf Kindern auf der Wippe sitzt. Die 76-jährige macht alles mit, was die Kinder wollen: sie kauft Eis und Cappuchino, den die Kinder ihr aus dem Sandkasten reichen oder hilft einem Mädchen auf der Schaukel in Schwung zu kommen.
„Die Kinder und die älteren Herrschaften gehen zusammen quasi eine Symbiose ein“, sagt die Erzieherin Ann-Sophie Schmelzer. Es sei schön zu sehen, dass sie sich so toll engagieren und ihre Freude weitergeben. „Hier können die Kinder die Natur erleben. Das ist wichtig“, sagt Schmelzer. Das Klettergerüst ist inzwischen zu einer Feuerwache mutiert. „Schnell, wo ist der Wasserschlauch?“, schreit ein Junge, während ein anderer an einem Rohr steht und schreit: „Hier ist die Wasserkanone!“ Ernst Welski, der auch jeden Dienstag zum Treffen kommt, um Sport zu treiben, beobachtet die Kinder, lässt sie aber in Ruhe. „Heute sind viele kleine Kinder da und die sind beschäftigt. Wenn größere dabei sind, kicke ich manchmal mit ihnen“, sagt er. Uschi Petzinna und Ehemann Friedhelm sowie Hannelore Breuer bleiben eher in der Beobachterrolle. „Wir genießen es, dass die Kinder kommen, aber beim Hochheben da hört es auf“, sagt Breuer, die Arthrose in den Händen hat.
Die Spielplatzpatin Brigitte Zschörnick schaut währenddessen immer wieder, welches Kind Hilfe braucht und wo etwas fehlt. Gerade hilft sie drei Mädchen einen Hüpfball aufzupusten. Sie ist ganz in ihrem Element. „Ich bin schon in einem fortgeschrittenen Alter, aber ich genieße die Kommunikation mit Kindern“, sagt sie. Sie seien so ehrlich und unbefangen. Das Projekt Mehrgenerationenspielplatz und das Treffen „Klein trifft Groß“ sind für sie eine Langzeitinvestition: „Wenn ich mal nicht mehr so kann, hoffe ich, dass ich noch immer viele unterschiedliche Kontakte habe.“ Denn sie will später noch andere Gesprächsthemen haben als die Wehwehchen des Alters.