Stadt sucht dringend neue Pflegefamilien für Kinder
67 Kinder wurden in diesem Jahr an 37 Pflegefamilien vermittelt — oft kommt es dabei zu Doppelbelegungen.
Um Kindern, die in Not geraten sind und vorübergehend oder auf Dauer nicht bei ihren Eltern leben können, eine gute Betreuung zu bieten, sucht die Stadt Düsseldorf dringend Pflegefamilien. Auf 32 großen Stadtinformationsflächen im gesamten Stadtgebiet hat sie nun eine Werbekampagne gestartet, um zusätzliche Pflegefamilien zu gewinnen.
Die Werbekampagne greift das Bedürfnis der Kinder in Notlagen auf, in Familien wieder Halt und Geborgenheit zu finden. Das Werbemotiv, mit dem bereits vor drei Jahren um Pflegefamilien geworben wurde, hat die Überschrift „Wir suchen Euch!“ und soll die Betrachter aus Sicht der Kinder ansprechen. Auf der Werbung ist ein QR-Code aufgebracht, der direkt auf die Internetseite für Interessierte leitet. Zur telefonischen Kontaktaufnahme, die ab kommenden Dienstag aktiv ist: Rufnummer 8929870. Weitere Informationen:
duesseldorf.de/jugendamt
Für Kinder, die sich in Krisen- oder Notsituationen befinden und für die ihre Eltern nicht sorgen können, sind Pflegefamilien laut Stadt häufig die beste Möglichkeit der Betreuung. Es gebe in Düsseldorf jedoch zu wenige Familien, die bereit sind, Kinder vorübergehend oder dauerhaft bei sich aufzunehmen. „Wir müssen immer wieder Kinder in Notsituationen in stationäre Gruppenbetreuung aufnehmen, obwohl diese Kinder viel besser in Pflegefamilien aufgehoben wären. Daher suchen wir weitere engagierte Pflegeeltern, damit hilfebedürftige Kinder ein liebevolles Zuhause erhalten. Das können Paare, Einzelpersonen oder Lebensgemeinschaften mit Kindern und ohne Kind sein. Sie wollen wir mit unserer Kampagne ansprechen,“ formuliert Stadtdirektor Burkhard Hintzsche die Ziele der Werbemaßnahme.
Es gibt zwei verschiedene Formen von Pflegefamilien: Wenn Kinder kurzfristig Schutz und Geborgenheit benötigen, ist eine Bereitschaftspflegefamilie oft ein geeigneter Ort. Die Kinder verbleiben für eine begrenzte Zeit in der Bereitschaftspflege bis die weiteren Perspektive geklärt sind. Ist eine Rückkehr zu den leiblichen Eltern nicht möglich, kann eine Pflegefamilie in der zweiten Form diesen Kindern dauerhaft ein Zuhause geben. Dann werden die Kinder umfänglich in die Pflegefamilie integriert.
Für die Bereitschaftspflege stehen in Düsseldorf derzeit 37 Familien zur Verfügung. In diesem Jahr wurden 67 Kinder vorübergehend in diese Familien vermittelt, so dass es teilweise zu Mehrfachbelegungen kam. Diese sollten aber nach Möglichkeit vermieden werden. Weitere Kinder konnten nur in stationärer Gruppenbetreuung aufgenommen werden. Gleichzeitig konnten einige Kinder, die dauerhaft in einer Pflegefamilie aufgenommen werden sollten, nicht vermittelt werden, weil auch dafür geeignete Pflegefamilien nicht zur Verfügung standen.
Paare, die Pflegefamilie werden möchten, benötigen keine pädagogische Ausbildung. Sie werden durch die Fachberatung des Jugendamtes begleitet und qualifiziert. Gleichwohl gibt es einige Anforderungen, die sich, wie die Stadt betont, am besten individuell abklären lassen. Pflegefamilien erhalten monatlich Pflegegeldleistungen für den laufenden Bedarf des Kindes und einen Anerkennungsbeitrag für die Erziehungsleistungen sowie Beihilfe und Zuschüsse, beispielsweise zur Einrichtung eines Kinderzimmers oder für die Klassenfahrt des Pflegekindes.
Frau M.: „Bereitschaftspflege bedeutet für uns, einem Kind in einer Krise kurzfristig ein Zuhause zu geben und es gestärkt auf seinen weiteren Weg zu schicken. Dieses Ziel bei einem Kind zu erreichen, gibt uns die Motivation, die Reise mit einem neuen Kind von vorne zu beginnen.“ (Frau M. ist seit 19 Jahren Bereitschaftspflegefamilie und hat in dem Zeitraum 21 Kinder betreut).