Stadt-Teilchen Düsseldorf ist in Wahrheit sehr schön
Jenseits von Werbewert und ähnlichem Humbug: Die Landeshauptstadt ist schön.
Düsseldorf. Es wird ja immer viel Heckmeck gemacht, wenn es darum geht, Düsseldorf außerhalb der Stadtgrenzen zu präsentieren. Da fließen aus der Stadtkasse schnell mal hohe Beträge für Events wie etwa eine Bambi-Gala oder einen Eurovision Song Contest. Im Gegenzug wird gefaselt vom Werbewert, den solche Events bieten. Genährt werden solche Aussagen von der Illusion, dass man außerorts nur oft genug Düsseldorf und Glamour sagen muss, dann kommen die Touristen schon scharenweise hereingeschneit. Das ist sehr naiv gedacht, verfängt aber als Argumentation immer wieder.
Man muss das im Hinterkopf haben, wenn man durch die Altstadt geht und an jenen Läden vorbeikommt, die sehr offenbar ganz passabel davon leben, Düsseldorf-Souvenirs an den Gast zu bringen.
Man will halt etwas mitbringen, wenn man die schönste Stadt der Welt besucht hat. Man will in Tokio oder Kapstadt zeigen, dass man in Düsseldorf war. Die Frage, welchen Werbewert solche Souvenirs dann haben, stellt man indes besser nicht, denn das, was da als Mitbringsel angedient wird, erfüllt in der Masse eindeutig den Tatbestand der ästhetischen Körperverletzung.
Ich rede da nicht einmal von den noch netten Schlüsselanhängern, die bei der Touristeninformation angeboten werden. Regenschirme, Tassen (Foto: DMT) oder Golfbälle mit einem Radschläger drauf kann man ertragen. Auch niedliche U-Daxe verletzen niemanden. Selbst für den Notizblock „Gehry“ für 6,90 Euro muss sich niemand schämen.
Schlimmer wird es indes andernorts. Da wird Geschmacklosigkeit regelrecht zur Tugend erhoben. Oder wie soll man eine Fußmatte mit der Düsseldorf-Silhouette einstufen? Soll ich etwa meine Stadt mit Füßen treten? Und was ist von komischen Krügen zu halten, auf denen ein altertümliches Düsseldorf-Emblem prangt? Warum schreitet da niemand ein und verbietet so etwas? Kann nicht mal jemand den Tatbestand der optischen Beleidigung einführen?
Wer braucht Aufstellteller mit dem Bergischen Löwen, der Skyline und der Aufschrift Düsseldorf drauf? Kauft das überhaupt irgendwer? Und wenn es jemand kauft, wie geht man mit so jemandem um? Misst man da zuerst einmal den Alkoholspiegel?
Der Fragen sind viele. Brauche ich einen Flaschenöffner mit „Düsseldorf“ drauf? Und was hat es auf sich mit dem Kühlschrankmagneten, auf dem ein klarer Imperativ prangt? „Keep calm and visit Düsseldorf.“ Wie bitte? Halt die Schnauze und besuche Düsseldorf? Welche Drogen sind bei der Herstellung solcher Dinge im Spiel? Was denken sich die Menschen, die so etwas fertigen?
Ich weiß, sie denken nichts, weil die Artikel in der Regel in Gegenden gefertigt werden, in denen man des hiesigen Idioms nicht mächtig ist. Mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache könnte indes auch Schildchen erklären, auf denen das zentrale englische Personalpronomen mit einem menschlichen Zentralorgan und dem hiesigen Stadtnamen verknüpft wird. Ich Herz Düsseldorf. Hä?
Was denken Menschen in Wladiwostok oder Lima, wenn sie so etwas mitgebracht bekommen? Sagen sie dann: Wow, das muss aber eine tolle Stadt sein, da will ich auch hin. Oder holen sie einen Atlas raus, nehmen einen schwarzen Filzstift und ziehen einen dicken Strich durch den Stadtnamen, weil sie sichergehen wollen, dass sie in eine Stadt, die mit so etwas wirbt, niemals fahren werden.
Vielleicht denkt da irgendwer mal drüber nach, bevor er das nächste Mal das Märchen vom Werbewert erzählt. Und dann entwerfen wir gemeinsam eine Broschüre, die allen Käufern von geschmacklosen Düsseldorf-Souvenirs als Beipackzettel mitgegeben wird. Da steht dann drin, was wahr ist und was alle wissen sollten, die von solchen Mitbringseln in ihrer ästhetischen Integrität beleidigt werden: Sorry für dieses Teil. Düsseldorf ist nicht so. Düsseldorf ist in Wahrheit sehr schön.