Hauswächter: Wohnen in Kirchen und Bürogebäuden
Die Firma Camelot lässt leerstehende Häuser von Bürgern bewachen, die für 165 Euro dort wohnen können.
Düsseldorf. Hatten Sie immer schon mal den Wunsch, in einer Kirche oder einem Bürogebäude zu residieren — wie ein König in einem Schloss? Im altehrwürdigen Amtsgericht an der Mühlenstraße vielleicht? Oder im riesigen Dreischeibenhaus?
Ihr Traum könnte wahr werden — wenn auch vielleicht nicht in diesen Objekten. Seit wenigen Tagen bietet die europaweit tätige Firma Camelot ihre Dienste in Düsseldorf an. Das schlichte Prinzip lautet: „Bewacht durch Bewohnung“. Ein Hauswächter zieht in das fremde Domizil und sichert es durch seine Präsenz. „Dort kann er mietfrei wohnen“, erklärt Karsten Linde, Niederlassungsleiter im Büro an der Fritz-Vomfelde-Straße (siehe Kasten). Lediglich eine Verwaltungsgebühr in Höhe von rund 165 Euro werde fällig. Nebenkosten für Strom und Wasser müsse der Hauswächter nicht entrichten. Dafür sei weiter der Eigentümer zuständig.
Falls sich das neue Domizil in einem leerstehenden Büro befindet, richtet die Firma Camelot eine Küchenzeile und eine Dusche ein. Seine Möbel kann der Hauswächter selbst mitbringen. Aber der Anwärter auf den günstigen Wohnraum hat auch Verpflichtungen: „Er darf nicht mehr als zehn Leute gleichzeitig zu Besuch haben oder Partys feiern.“ Und auch Familien mit Kindern sind nicht erwünscht. Paare dagegen seien willkommen.
Und noch eine Pflicht hat der Wächter. Linde: „Er muss flexibel sein.“ Läuft der Vertrag zwischen Camelot und dem Eigentümer aus, wenn das Büro neu vermietet wird, muss der Bewohner seine sieben Sachen packen und binnen vier Wochen ausziehen. Drei Monate dürfe er aber mindestens dort residieren.
Der typische Hauswächter ist laut Linde zwischen 25 und 35 Jahre alt. Die Menschen seien berufstätig, hätten aber nicht das Geld für große Wohnungen. Es seien viele Krankenschwestern, Feuerwehrleute und Studenten darunter. Die Geschäftsidee, mit der vor 20 Jahren Hausbesetzer in den Niederlanden am „Einzug“ in leerstehende Gebäude gehindert wurden, habe sich bereits in der Region herumgesprochen. Linde: „Wir haben täglich bis zu zwei Bewerbungen.“
Trotz eines Büroleerstands von über einer Million Quadratmetern in Düsseldorf glauben hiesige Makler jedoch nicht an das niederländische Erfolgskonzept, da die Büros relativ gut liegen und somit geschützt seien.
Völlig neu ist die Idee für Michael Lindemann, Geschäftsführer von Klüh-Security. „Wir hatten noch keine Anfrage von Kunden, Objekte durch ständige Präsenz zu schützen.“ Doreen Kerler vom Amt für Immobilienmanagement der Stadt ist dagegen nicht überrascht. „Wir prüfen diese Möglichkeit regelmäßig.“ In der Villa Lantz habe beispielsweise mal ein Verwaltungs-Mitarbeiter gewohnt — und damit die Villa bewacht.