Stau auf den Autobahnen, gähnende Leere im Bahnhof

Viele Bahnfahrer sind am Donnerstag wegen des Streiks auf den Pkw umgestiegen.

Düsseldorf. Pawel Wysocki hat die Ruhe weg. Mehrmals in der Woche fährt der Hausmeister von Bergisch Gladbach zur Arbeit nach Düsseldorf. Normalerweise ist er knapp eine Stunde unterwegs. Normalerweise. „Der Streik der Lokführer macht sich bemerkbar. Ich habe mehrere Stunden im Stau gestanden“, sagt er. In Hektik zu verfallen, ist für ihn aber keine Lösung. Schließlich löst sich der Stau durch wildes Gehupe, wie mancher Autofahrer scheinbar geglaubt hat, auch nicht auf. „Morgen fahre ich einfach eine Stunde früher los“, sagt der 57-Jährige, der für die streikenden Lokführer Verständnis hat: „Die Leute müssen schließlich auch zurechtkommen.“

Foto: Judith Michaelis

Auf den Autobahnen staut sich der Verkehr, im Hauptbahnhof ist er fast ganz zum Erliegen gekommen. Das ist zumindest der Eindruck von Taxifahrer Ismail Aksoyek. Weil die Züge nicht fahren, bleiben auch die Fahrgäste aus. „Dabei haben wir Taxifahrer heute alle extra früh angefangen, weil wir dachten, dass wir gebraucht werden.“ Sein Eindruck ist, dass viele Fahrgäste auf das Auto umgestiegen sind. „Selbst auf den Schleichwegen ist kein Durchkommen.“ Wegen fehlender Kundschaft seien viele Taxifahrer zum Flughafen gefahren.

Bahnstreik trifft Pendler und Reisende am Düsseldorfer Hauptbahnhof ins Mark
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Vorausschauend hat auch Lehrerin Ursula Jansen gehandelt. Gemeinsam mit ihren Schülern Niklas Freystedt und Maximilian Wiesmann, 14 und 15 Jahre alt, wollte sie am Donnerstag mit dem Zug nach Berlin fahren. Die Gymnasiasten aus Schwalmtal nehmen dort an dem Wettbewerb „Ideenflug“ teil. Heute wollen sie im Technikmuseum ihr Projekt vorstellen, „eine Raumstation für den Jupiter mit unabhängiger Energieversorgung“, sagt Wiesmann.

Um ja nicht zu spät zu kommen, hat Jansen die Tickets bei der Bahn storniert und stattdessen den Fernbus gebucht. „Da sind wir allerdings acht statt fünf Stunden unterwegs“, sagt sie. Den Stau nicht mitgerechnet. „Naja“, wendet Wiesmann ein. „Dafür fliegen wir zurück.“ Zum Bahnhof in Düsseldorf hat die jungen Forscher und ihre Lehrerin Jansens Ehemann gebracht.

Froh darüber, keine Zahnschmerzen zu haben, ist Mario Tranchina. Der 59-Jährige ist einer der wenigen Fahrgäste, die es am Donnerstag in Düsseldorf mit der Bahn versuchen wollen. Glück hat er nicht. „Ich hatte einen Termin bei meinem Zahnarzt in Solingen. Den musste ich jetzt verschieben. Seit 30 Jahren bin ich da und zu einem anderen gehe ich nicht“, sagt er.

Besser weggekommen ist dagegen Delia Schulte. Die 45-Jährige arbeitet in Düsseldorf und ist aus Essen mit der S-Bahn angereist. Das sei gar kein Problem gewesen. Die Bahn fahre trotz Streik einmal die Stunde. Nun hofft sie, dass die Rückfahrt am Nachmittag genauso problemlos verläuft.