Sternzeichen-Konzert bietet Romantik mit viel Saft und Kraft

Unter dem Junior-Chef Alexandre Bloch spielen die Düsys Mozart, Debussy, Schumann und Escaich in der Düsseldorfer Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner

Er verbreitet eine fröhliche Stimmung, wenn er auf das Podium kommt, der französische Dirigent Alexandre Bloch, Jahrgang 1985. Der sogenannte „Principal Guest Conductor“ der Düsseldorfer Symphoniker greift gleich zum Mikrophon, um auf Deutsch ein paar Worte zum Programm von einem Zettel abzulesen. Er spricht mit deutlich französischem Akzent und ergänzt seine Rede gelegentlich auf Englisch, das ihm leichter und in freier Rede über die Lippen geht.

Vor allem spricht er über das Eröffnungsstück des aktuellen Sternzeichen-Konzerts im Mendelssohn-Saal der Tonhalle. Es handelt sich um ein zwar zeitgenössisches, aber dennoch mit dem Barockstil des Johann Sebastian Bach spielendes Orchesterwerk namens „Baroque Song“ des französischen Komponisten Thierry Escaich (geboren 1965). Escaich war Lehrer von Alexandre Bloch. Bei ihm habe er sich mit dem komplexen Thema „Fuge“ auseinandersetzen müssen.

Und auch der „Baroque Song“ ist sehr polyphon gearbeitet unter Verwendung der Techniken des Fugen-Aufbaus. Akribisch und fein arbeiten Dirigent und Orchester die Stimmen heraus. Das Stück ist aber keine Barock-Kopie, sondern ein geheimnisvolles Spiel mit der musikalischen Historie. Das strenge Barockkonstrukt erscheint wie umwebt von gespenstischen Gestalten, die frech und dissonant am Fugen-Gerüst rütteln.

Ein talentierter junger Pianist ist ebenfalls Gast auf dem Podium: der Schweizer Francesco Piemontesi. Er spielt Wolfgang Amadeus Mozarts letztes Klavierkonzert, das in B-Dur, Köchel-Verzeichnis (KV) 595. Transparent und akkurat geht der Pianist zu Werke, agil begleitet von den Symphonikern.

Leider entschied man sich für eine antike Aufstellung des Flügels ohne Deckel mitten im Orchester - wie zu Mozarts Zeiten. Dabei sitzt der Pianist mit dem Rücken zum Publikum. Solche Stellungen werden auch heute gelegentlich vorgenommen, vor allem wenn der Pianist selber vom Flügel aus das Orchester dirigiert. In diesem Fall tut er es nicht. Bloch dirigiert von der gegenüberliegenden Seite aus, so dass er dem Publikum das Gesicht zuwendet — das hat ein bisschen was von Kasperle-Theater. Und klanglich ist es problematisch. Womöglich klingt es hinreißend auf dem Podium selbst. Doch wer zum Beispiel hinten im Bereich des mittigen Blocks D sitzt, hört vom Klavier einen indirekten Mischmach.

Unterdessen spielt Piemontesi mit feinem Anschlag, der sich besonders schön in der Zugabe entfaltet, dem gesanglichen Adagio aus Mozarts Sonate F-Dur KV 332.

Zu Gehör kommt auch Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune (Nachmittag eines Fauns), ein sanftes Idyll für kleines, aber raffiniert besetztes Orchester. Technisch musizieren die Symphoniker tadellos, obwohl Bloch das Sphärischen und Elegische der Musik sich nicht so recht entfalten lässt. Die stoische Ruhe eines Herbert von Karajan mag man hier vermissen.

Dynamisch und mit Saft und Kraft spielt das Orchester zum Schluss die Vierte Symphonie Robert Schumanns. Hier erweist sich Bloch als Meister mitreißender Steigerungen vor allem im effektvollen Finalsatz. Begeisterter Beifall im ausverkauften Saal.

“ Termin: Heute um 20 Uhr in der Tonhalle